Schwerin:Minister Glawe sieht Wirtschaft weiter im Aufschwung

Lesezeit: 3 min

Harry Glawe (CDU), Gesundheits- und Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern. (Foto: Jens Büttner/Archivbild)

Trotz internationaler Handelskonflikte und absehbarer Brexit-Folgen rechnet Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) mit einem weiterhin stabilen...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Schwerin (dpa/mv) - Trotz internationaler Handelskonflikte und absehbarer Brexit-Folgen rechnet Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) mit einem weiterhin stabilen Wirtschaftswachstum in Mecklenburg-Vorpommern. Nach einem für dieses Jahr erwarteten Plus von 1,0 bis 1,5 Prozent gehe er auch für 2020 von einer ähnlichen Steigerungsrate aus, sagte Glawe am Freitag in Schwerin.

Er räumte ein, dass die Abkühlung der Weltwirtschaft gerade Industrienationen wie Deutschland zu spüren bekämen. Doch würden die Auswirkungen im Nordosten weniger durchschlagen. „In unserem Land dominieren die überwiegend binnenwirtschaftlich ausgerichteten klein- und mittelständischen Bereiche. Sie weisen eine gute Auslastung auf“, konstatierte der Minister.

Seine Bilanz für das zu Ende gehende Jahr fällt positiv aus: „2019 war ein stabiles Wirtschaftsjahr. Die Arbeitslosigkeit sinkt weiter. Unternehmen investieren und schaffen Arbeitsplätze“, betonte Glawe. Für 88 Investitionsvorhaben der gewerblichen Wirtschaft im Umfang von insgesamt 183 Millionen Euro seien Zuschüsse in Höhe von knapp 30 Millionen Euro bewilligt worden. Neben der Gesundheitswirtschaft, dem Tourismus mit erneut hohen Übernachtungszahlen und dem Einzelhandel habe auch das produzierende Gewerbe maßgeblich zum Wachstum beigetragen.

Erfreulich sei insbesondere die Entwicklung in einer traditionsbeladenen Branche: „Der Bau von Schiffen boomt auf den Werften bei uns im Land“, konstatierte der Minister. Beim Bau von zwei Kreuzfahrtschiffen hatten die zum malaysischen Genting-Konzern gehörenden MV-Werften in Wismar, Rostock und Stralsund kurz vor dem Jahreswechsel zwei wichtige Etappenziele erreicht. Zudem kündigte Genting-Vorstandschef Tan Sri Lim Kok Thay den Bau einer neuen Schiffsreihe an, mit der Beschäftigung bis 2024 gesichert werde. Aktuell sind auf den MV-Werften rund 3000 Mitarbeiter tätig.

Wie viele andere Unternehmen suchten auch die Werften weiter nach qualifiziertem Personal. Somit bleibe die Fachkräftesicherung eine der größten Herausforderungen auch im neuen Jahr, erklärte Glawe. Er ermunterte die Unternehmen, vorhandene Potenziale noch besser zu nutzen. „Wir wollen, dass mehr Menschen das ganze Jahr in Arbeit sind. Wichtig ist, dass noch mehr Langzeitarbeitslose eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen. Hier haben wir durch Unterstützung Anreize gesetzt“, sagte Glawe.

Mit gezielter Investorengewinnung solle die wirtschaftliche Basis des Landes weiter gestärkt werden. Die Weiterentwicklung vorhandener Gewerbeflächen wie das Pommerndreieck oder Mukran auf Rügen spiele dabei eine wichtige Rolle. „Die Vermarktungsinitiative für die Großstandorte soll dem östlichen Landesteil einen zusätzlichen Schub geben“, kündigte Glawe an. Als Beispiele für zukunftsträchtige Neuansiedlungen nannte er die Vilua IT Solutions GmbH & Co. KG, die in Greifswald Medizinprodukte herstelle. In Schwerin habe im August die Schweizer Medizintechnik-Firma Ypsomed ihr neues Werk eröffnet.

Einer Prognose des Dresdner Ifo-Instituts zufolge wächst das Bruttoinlandsprodukt in Ostdeutschland insgesamt 2019 um voraussichtlich 0,8 Prozent. Für 2020 sagen die Ökonomen dann ein Plus von 1,4 Prozent voraus. Das Wirtschaftswachstum liegt damit leicht über der Deutschland-Prognose für dieses und nächstes Jahr.

Im vergangenen Jahr war die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern nur um 0,7 Prozent gewachsen und damit deutlich hinter der bundesweiten Entwicklung zurückgeblieben. Für dieses Jahr zeichnet sich ein besseres Ergebnis ab: Im ersten Halbjahr war die Wirtschaft im Nordosten um 1,5 Prozent gewachsen. Das Plus war damit höher als in den meisten anderen Bundesländern.

Auch Handwerk und Industrie in Westmecklenburg zogen ein insgesamt positives Fazit. So bezeichneten 95 Prozent der Handwerker ihre Geschäftslage ganzjährig als gut oder befriedigend, wie aus einer gemeinsamen Mitteilung von Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammer hervorgeht. Die vielfach prall gefüllten Auftragsbücher hätten aber vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels auch wieder für deutlich längere Wartezeiten bei den Kunden geführt, hieß es.

Auch für die IHK-zugehörigen Unternehmen sei das Jahr vorwiegend gut verlaufen, insbesondere für das Bauhauptgewerbe. Obwohl exportorientierte Unternehmen die schwächere Weltwirtschaft bereits spürten, bleibe die Stimmung insgesamt positiv. „Hier zeigt sich die stabilisierende Wirkung der Ernährungswirtschaft und der maritimen Unternehmen zurzeit auf die Region. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass einzelne Unternehmen in schwierige Fahrwasser kommen“, mahnte Matthias Belke, Präsident der IHK zu Schwerin.

Beide Kammern in Westmecklenburg beklagten eine zunehmende Flut an bürokratischen Lasten, insbesondere im Steuerrecht. Nachrüstung von technischen Sicherheitseinrichtungen, Einzelaufzeichnungspflicht, Verfahrensdokumentation und auch die ab 2020 geltende Belegausgabepflicht für elektronische Registrierkassen erwiesen sich als Belastung. Kleinere Händler, Gastronomen oder Backwaren-Händler befürchteten, dass mit der Bon-Ausgabepflicht erhebliche Mehrkosten für Papier, Druck und Entsorgung auf sie zukommen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: