Eine Bestätigung folgt diese Woche der anderen. Erst der Internationale Währungsfonds (IWF) in Washington, nun sind es die großen Forschungsinstitute der Bundesrepublik: Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft ist deutlich stärker als noch vor Kurzem erwartet.
Der IWF hob seine Wachstumsprognose für 2015 am Dienstag um 0,3 Punkte auf 1,6 Prozent an, die Institute am Donnerstag in ihrem Frühjahrsgutachten sogar auf 2,1 Prozent. Im nächsten Jahr wird das Wachstum, so die Forscher, mit einem Plus von 1,8 Prozent weitergehen.
Den Deutschen geht es so gut wie schon lange nicht mehr
Dabei geben die Wachstumszahlen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) - für sich genommen - nur ein sehr unvollständiges Bild wieder. In Wirklichkeit geht es den Deutschen so gut wie lange nicht mehr. Der Aufschwung ist bei den Normalbürgern angekommen. Die Arbeitslosigkeit, ohnehin jetzt schon so niedrig wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr, sinkt weiter.
Ende 2016, so schätzen die Institute, werden noch 2,6 Millionen Menschen ohne Beschäftigung sein, verglichen mit 2,9 Millionen im vergangenen Jahr. Gleichzeitig werden dann 43,2 Millionen Menschen in Lohn und Brot sein - ebenfalls ein Rekord für Deutschland.
Drei zentrale Faktoren sind es, die der deutschen Wirtschaft gegenwärtig vor allem helfen.
Der Exportüberschuss steigt weiter. Das gefällt längst nicht allen
Erstens das billige Öl: Von Juni 2014 bis heute ist der Preis für ein Fass (159 Liter) der Sorte Brent von 110 Dollar auf 55 Dollar gesunken - ein sowohl was das Ausmaß, als auch was das Tempo betrifft - im historischen Vergleich sehr ungewöhnlicher Rückgang. Ursache dieses Rückgangs ist vor allem das überreichliche Angebot an unkonventionellem, durch die Methode des Fracking gewonnenem Öl und Gas aus den Vereinigten Staaten. Die USA sind über Nacht eine Öl-Supermacht geworden.
In Deutschland wirkt sich der Preisverfall wie eine Steuersenkung für die ganze Wirtschaft aus. Die Verbraucher müssen weniger für Benzin, Diesel und Heizöl ausgeben und können das Geld für andere Dinge nutzen. Die Ausgaben für den Konsum sollen in diesem Jahr um 2,5 Prozent steigen, im nächsten noch einmal um 1,6 Prozent.