„Weißer Winterglockenapfel“:Apfel des Jahres am Kiekeberg gepflanzt

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Matthias Schuh, Gärtner des Freilichtmuseums am Kiekeberg, pflanzt einen „Weißen Winterglockenapfel“. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten viele Familien Obst und Gemüse in ihren kleinen Gärten an. Manche robuste Sorten sind aus der Mode gekommen. Der Apfel des Jahres erinnert daran.

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Rosengarten (dpa) - Der „Weiße Winterglockenapfel“ als eine typisch norddeutsche Apfelsorte ist im Freilichtmuseum am Kiekeberg angepflanzt worden. Ein Bäumchen der Sorte des Apfels des Jahres fand am Mittwoch seinen Platz in Rosengarten im Landkreis Harburg. Die alte Sorte zeichnet sich durch ihren festen, zitronigen Geschmack aus. In der Nachkriegszeit dienten Obstbäume in Gärten und entlang der Straßen zur Selbstversorgung der Dorfbevölkerung. Seit 2001 wird der Apfel des Jahres gepflanzt, damals war es der „Finkenwerder Herbst“.

Der „Weiße Winterglockenapfel“ ist eine alte Apfelsorte, deren Herkunft ungeklärt ist. Der Lagerapfel ist in Norddeutschland noch auf Obstwiesen und in Hausgärten zu finden. Früher gab es wesentlich mehr Obstsorten, die meist robuster und schmackhafter waren als die Sorten, die es heute zu kaufen gibt, wie die Obstbau-Experten am Kiekeberg ausführten.

„Die Sorte ist wohl schon um 1800 entstanden, ob sie ihren Ursprung im Alten Land oder in der Schweiz hat, ist unklar“, erklärte Sortensammler und Buchautor Eckart Brandt. Neueste genetische Untersuchungen hätten ergeben, dass Glockenäpfel und Finkenwerder Herbstprinz von den gleichen Eltern abstammen. Diese beiden Sorten seien hervorragend verträglich für Apfel-Allergiker.

Die Früchte der Glockenäpfel werden im Oktober pflückreif, sind dann aber noch hart und grün. Im Laufe der Lagerung werden sie gelber, weicher und süßer, halten sich bei kühler Lagerung bis weit in den Frühling hinein, wie Brandt erklärte.

Im Kleingarten am original erhaltenen Flüchtlingshaus von 1955 werden jährlich alte Obst- und Gemüsesorten angepflanzt. Es ist Teil des Projekts „Königsberger Straße“, in der nach Angaben des Freilichtmuseums mehrere Gebäude mit Einrichtungen aus den 1950er bis 1970er Jahren zu finden sind. Besucher bekommen Einblicke, wie die Bundesrepublik nach den Kriegsjahren wieder auf die Beine kam.

© dpa-infocom, dpa:240403-99-549899/2

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