Eigentlich ist es ein Phänomen, dieses sieben Zentimeter lange Stäbchen mit den wattierten Enden. Fast 100 Jahre ist es her, dass der US-Amerikaner Leo Gerstenzang es erfand und ihm den Namen Q-Tip gab - Q wie Qualität. Seitdem erfreut es sich ungebrochener Beliebtheit, 1,5 Milliarden Stück werden weltweit jeden Tag produziert. Das ist eine ganze Menge. Erst recht, wenn man sich vor Augen führt, dass ein Wattestäbchen in der Regel einen Lebenszyklus von wenigen Sekunden hat, bevor es im Müll landet.
Drei Freunde aus Dänemark, allesamt Produktdesigner, haben nun das erste wiederverwendbare Wattestäbchen der Welt erfunden, im August soll es auf den Markt kommen. Sie wollen das Einmalprodukt durch ein langlebiges Pendant ersetzen. Eines, das man auf Reisen mit sich trägt. Eines, das man wirklich bewusst benutzt. Und eines, das am Ende eben nicht in den Weltmeeren landet.
Ihr Timing ist gut: Die EU-Staaten haben im Dezember einer Richtlinie zugestimmt, laut der einige Einwegprodukte aus Plastik ab 2021 aus den Supermarktregalen verschwinden müssen.
Der Q-Tip scheint nach wie vor eine riesige Fangemeinde zu haben
Und die bekannten Wattestäbchen gehören dazu. Die drei Freunde ersetzen bei ihrem "LastSwab", was so viel heißt wie "letztes Wattestäbchen", das Mittelteil aus Polypropylen durch ein Stäbchen aus Nylon. Die beiden Endstücke bestehen aus medizinischem Silikon statt aus Baumwolle. Zum Produkt gehört außerdem ein Kästchen aus Nylon, das sicherstellen soll, dass das Wattestäbchen auf Reisen nicht schmutzig wird. Viel besser als beim Ursprungsprodukt ist die Ökobilanz damit noch nicht. Das ändert sich jedoch bei der Anwendung: Laut dem Designer-Team kann man den LastSwab Tausende Male säubern und somit wiederverwenden. Schon nach wenigen Benutzungen ist seine Ökobilanz gegenüber herkömmlichen Q-Tips positiv.
Nun kann man sich natürlich fragen, wofür man ein Produkt wie das Wattestäbchen überhaupt braucht. Ärzte warnen vor der Benutzung zur Säuberung der Ohren, Make-up lässt sich auch anders perfektionieren und die Kassettenrekorder, die man früher damit gereinigt hat, bekommt man allenfalls noch auf dem Flohmarkt. Tatsächlich aber haben die Designer ihr Fundingziel von 19 000 Dollar in nur 22 Minuten erreicht, mittlerweile sind fast 900 000 Dollar zusammengekommen. Eine Fangemeinde scheint der Q-Tip also nach wie vor zu haben - und offenbar eine, die Wert auf Nachhaltigkeit legt.