VW und Porsche: Die Rolle von Wulff:"Uns hat noch keiner gefragt"

Lesezeit: 2 min

Keiner weiß, wie der neue Porsche-Volkswagen-Konzern genau aussehen wird. Doch einer wird ein gehöriges Wörtchen dabei mitreden: Niedersachsens Ministerpräsident Wulff.

Karl-Heinz Büschemann

Wer den VW-Konzern umbauen will kommt an Christian Wulff nicht vorbei. Der CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen vertritt im Aufsichtsrat des Unternehmens die 20 Prozent, die das Land an Volkswagen hält. Der Politiker vermittelt den Eindruck, dass manche Dinge bei VW ganz anders ablaufen könnten, als sich das der Porsche-Chef Wendelin Wiedeking möglicherweise denkt.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff wird bei der Schaffung des neuen VW-Porsche-Konzerns ein gehöriges Wörtchen mitreden. (Foto: Foto: ddp)

Wiedeking ließ in den zurückliegenden Tagen die Meinung verbreiten, das Land Niedersachsen sei bereits mit im Boot, wenn Porsche eine neue Gesellschaft bilde, die den Zuffenhausener Sportwagenhersteller und VW gemeinsam führen soll. Daran werde sich Niedersachsen wohl beteiligen. Darüber wundere man sich in Niedersachsen, heißt es in der Staatskanzlei. "Die leben wohl auf einem anderen Stern", heißt es aus der Umgebung Wulffs. "Wir sind offiziell mit dem Vorschlag noch gar nicht konfrontiert", heißt es in Hannover.

Wer sich in Hannover umhört, bekommt schnell den Eindruck, dass Wulff Anhänger eines ganz anderen Modells ist. Der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch hatte den Vorschlag gemacht, Porsche von VW schlucken zu lassen. Das wäre sein Weg gewesen, um nicht zuletzt den wenig geliebten Porsche-Chef Wendelin Wiedeking eine Niederlage beizubringen. Wie es heißt, wäre Wulff dieser Weg am sympathischsten. Das Verfahren sei am wenigsten kompliziert, weil das der Betriebsrat wie der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch will.

Zuffenhausen? Undenkbar!

Völlig ausgeschlossen ist nach der Ansicht des Ministerpräsidenten aber auch nicht, was dem Porsche-Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking vorschwebt. Der will eine neue Holding schaffen, an der auch das Land beteiligt werden soll. Die Entscheidung müsse am Ende nach juristischen Kriterien getroffen werden.

Für den Ministerpräsidenten ist aber offenbar undenkbar, dass die neue Führungsgesellschaft ihren Sitz in der Porsche-Stadt Zuffenhausen hat. Dazu sei der VW-Konzern mit seinen 380.000 Beschäftigten zu groß. Für den Ministerpräsidenten ist, wie aus seiner Umgebung zu hören ist, auch kaum denkbar, dass Wendelin Wiedeking der zukünftige Chef der Führungsgesellschaft wird. Wiedeking sei in Wolfsburg zu verbrannt, er habe er bei der Belegschaft zu viel Kritik erzeugt. Vom Ministerpräsidenten heißt es, dass er sich für Wiedeking aber dennoch eine längerfristige Rolle in dem Unternehmen vorstellen könnte, ohne sie genauer zu spezifizieren.

Wiedeking habe eine große Faszination und habe viel Schwung in das Unternehmen gebracht. Die Verbindung der beiden Autohersteller Porsche und Volkswagen sei aber aus grundsätzlich sinnvoll, so die Meinung der Staatsregierung in Hannover. Die beiden Familien Porsche und Piëch könnten bei Volkswagen eine stabilisierende Rolle spielen wie die Münchner Unternehmerfamilie Quandt bei BMW. "Das wäre ein Superunternehmen", wird Wulff zitiert: "VW wäre gemeinsam mit Porsche eine Kampfansage an alle Konkurrenten."

© SZ vom 08.05.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Porsche und VW
:Auf dem Weg zum Volksporsche

Porsche und VW fusionieren. Dabei war diese Ehe doch eigentlich ganz anders geplant. Die ganze Geschichte - in Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: