Vorwurf der Marktmanipulation:Deutsche Investoren verklagen Porsche und VW

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Ihre wilde Übernahmeschlacht holt Volkswagen und Porsche ein. Der juristische Widerstand von Anlegern in den USA verzögert die endgültige Fusion der Autokonzerne bereits beträchtlich. Jetzt wird bekannt: Auch in Deutschland haben 41 große Investoren eine Milliardenklage eingereicht.

Jetzt werden VW und Porsche auch in ihrer Heimat verklagt: 41 institutionelle Investoren hätten beim Landgericht Braunschweig Klage gegen die beiden Autokonzerne eingereicht, berichtet die Wirtschaftswoche. Es soll um knapp 1,1 Milliarden Euro Schadenersatz gehen.

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"Wir bestätigen den Eingang einer Klage einer deutschen Inkassogesellschaft", sagte ein Gerichtssprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Weitere Details nannte er nicht. Nach den Milliardenklagen in den USA nehmen damit nun auch Großinvestoren in Deutschland die beiden Unternehmen ins Visier, die ihre langgeplante Fusion am Donnerstag auf Eis gelegt haben. Begründung: Wegen Porsches juristischer Altlasten müsse die komplette Integration der Konzerne verschoben werden.

Porsche hatte vor drei Jahren versucht, den wesentlich größeren Wolfsburger Konzern zu übernehmen, sich dabei aber verhoben: Am Ende wurde Porsche selbst übernommen, VW hält seitdem 49,9 Prozent des Sportwagenbauers. Dass die endgültige Fusion jetzt noch bis mindestens 2012 warten muss, dürfte vor allem den VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Enkel Ferdinand Piëch ärgern. Die Übernahme der Zuffenhausener Edelmarke gilt als Vollendung des Lebenswerkes des 74-Jährigen.

Von der neuen juristischen Entwicklung weiß man bei VW noch nichts - vor allem gebe es keinen Zusammenhang zwischen einer Klage in Deutschland und dem Aufschub der Verschmelzung. "Eine solche Klage ist uns bisher gerichtlich nicht zugestellt worden. Das war nicht der Auslöser für unsere Mitteilung", sagte ein VW-Sprecher.

Wegen Falschinformation und Kursmanipulation klagen in den USA bereits mehrere Fonds auf Schadenersatz. Behörden in den USA und Deutschland ermitteln schon länger. Der Vorwurf: Marktmanipulation und Untreue während der gescheiterten Übernahme 2008, unter anderem durch den ehemaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Finanzchef Holger Härter.

Dass die beiden Unternehmen nun anders als geplant in diesem Jahr nicht mehr fusionieren werden, schockierte die Anleger an der Börse. Das Papier von VW gab um 1,6 Prozent nach, das von Porsche sackte deutlich um etwa zehn Prozent ab.

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