Autohersteller:Blume verordnet Volkswagen einen Trainingsplan

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"Value over Volume" heißt das neue Credo, das Konzernchef Oliver Blume sich für die einzelnen Marken im VW-Imperium ausgedacht hat. (Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP)

Der Autohersteller will sparen und mehr verdienen, um die Kosten für den Konzernumbau zu stemmen. Wie das gelingen soll.

Von Christina Kunkel

Der Vergleich mit dem Fitnesscenter passt ganz gut, findet VW-Chef Oliver Blume: Wenn eine Gruppe von Menschen dort trainiere, jeder ein bisschen fitter werde, stärke das am Ende das gesamte Team. So stellt sich der sportbegeisterte Manager das auch für die einzelnen Marken im großen VW-Konzern vor. Manche, wie etwa Porsche, sind schon auf einem sehr hohen Trainingsniveau, andere, wie etwa die Marke Volkswagen, kämpfen noch eher am unteren Fitnesslevel. Blumes Strategie: Jeder Marke bekommt ihren eigenen Trainingsplan, um am Ende den gesamten Autohersteller fitter - also profitabler - zu machen.

Überzeugen soll dieser Plan vor allem die Investoren, etwa 200 hörten sich am Mittwoch am Hockenheimring an, was sich der VW-Chef und sein Finanzvorstand Arno Antlitz als neue Konzernstrategie ausgedacht haben. Die Überzeugungsarbeit ist dringend nötig, ist doch der Sportwagenbauer Porsche alleine an der Börse mehr wert als der Rest von VW. Absurd finden das viele aus dem Konzern, obwohl die großen Baustellen dort mittlerweile längst unübersehbar sind: Probleme mit der Software, zu hohe Fixkosten, weniger Marktanteile in China. "Die Automobilindustrie verändert sich in einem noch nie dagewesenen Tempo", sagte Oliver Blume. "Wir müssen unsere eigene Transformation noch weiter beschleunigen, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und auszubauen."

Es geht jetzt um Marge, nicht Menge

Die Ziele sind ehrgeizig. Den Umsatz will der VW-Konzern bis 2027 jedes Jahr um fünf bis sieben Prozent steigern, wie aus der Präsentation für den Kapitalmarkt am Mittwoch hervorging. Für die Zeit danach ist ein Wachstum geplant, das sich an der Branchenentwicklung orientiert. Bei der operativen Rendite setzt sich Volkswagen bis 2027 eine Spanne zwischen acht und zehn Prozent als Ziel. Zum Ende des Jahrzehnts wurde die Spanne auf neun bis elf Prozent angehoben. 2022 lag die operative Rendite vor Sondereinflüssen bei 8,1 Prozent.

Es ist auch ein Abkehr vor der bisherigen Strategie, in erster Linie auf Masse zu setzen, also den Gewinn über möglichst hohe Verkaufszahlen zu generieren. "Value over Volume" soll es dagegen in Zukunft heißen, was nichts anderes bedeutet, als dass es nun vor allem um die Marge geht und nicht mehr um die Menge der verkauften Autos. Das bedeutet aber auch, dass gespart werden muss, vor allem bei der Kernmarke VW, wo die Gewinnmarge zuletzt bei nur drei Prozent lag. Zehn Milliarden Euro soll die Marke in den kommenden drei Jahren einsparen, um die Marge bis 2026 auf 6,5 Prozent zu bringen. Auch für die anderen Marken im Konzern gibt es nun eigene Renditeziele, doch bei keiner anderen wurden aktuell vergleichbare Sparprogramme ausgerufen.

Auch an die Ausgaben will VW ran. Die Investitionsquote soll bis 2027 auf weniger als elf Prozent des Umsatzes sinken. Für dieses Jahr haben die Wolfsburger noch einen Anteil von 14,5 Prozent der Erlöse für Investitionsausgaben eingeplant. Wofür der Konzern in den nächsten Jahren Geld ausgeben will, erläuterte die Konzernspitze ebenfalls. Von den eingeplanten 180 Milliarden Euro sollen rund 15 Milliarden in konzernweite Themen gehen, zum Beispiel in das geplante Wachstum in Nordamerika oder die neue China-Strategie. Genauso viel will der Konzern in alles rund um Batterien investieren, also die Zellfertigung oder auch das Batterierecycling.

Schließlich geht VW auf seinem Kapitalmarkt auch in einem anderen heiklen Thema in die Offensive: Nach Protesten am Rande der Hauptversammlung und Kritik von Investoren bereitet Volkswagen eine unabhängige Untersuchung in seinem Werk in der chinesischen Uiguren-Region Xijiang vor. "Wir planen ein transparentes, unabhängiges externes Audit, um der Öffentlichkeit volle Transparenz zu geben", sagte Konzernchef Blume am Mittwoch. Derzeit befinde man sich in guten Gesprächen mit den Partnern in China, was eine solche Prüfung angehe, sagte Blume. Das Werk in der Stadt Urumchi wird vom chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC betrieben. Die in der Provinz Xinjiang lebende muslimische Minderheit der Uiguren wird nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen gezielt von der Zentralregierung in Peking unterdrückt.

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