850 Milliarden Dollar. So groß ist das Vermögen des norwegischen Staatsfonds. Das Geld kommt hauptsächlich aus den Einnahmen des Öl- und Gas-Geschäfts. Und wird investiert in Anteile von Unternehmen auf der ganzen Welt. Auch am deutschen Autohersteller Volkswagen ist der norwegische Staatsfonds beteiligt.
Und nun plant auch dieser mächtige Akteur der Finanzwelt, sich anderen Investoren anzuschließen und den deutschen Autohersteller zu verklagen. Wie die Financial Times berichtet, will der Staatsfonds die Klage gegen den niedersächsischen Autokonzern offenbar in den nächsten Wochen einreichen. Der Staatsfonds plant demnach, sich einer der vielen Sammelklagen anzuschließen. "Unsere Anwälte haben uns nahegelegt, dass das Verhalten des Unternehmens Anlass für Ansprüche nach deutschem Recht gibt", sagte der Chefinvestor des Fonds der FT. Als Investor habe der Fonds die Verantwortung, seine Ansprüche zu sichern.
Mit 1,64 Prozent ist der Staatsfonds des Landes nach Angaben von Bloomberg immerhin der viertgrößte Anteilseigner des Autoherstellers. Ende letzten Jahres hatte der Anteil einen Wert von ungefähr 750 Millionen Dollar. Durch den erheblichen Kursverlust, den die Aktie nach Bekanntwerden des Abgas-Skandals erlitten hat, verlor der Fonds Hunderte Millionen Dollar. "Das Management von VW hätte über die Manipulations-Software Bescheid wissen müssen", sagte der norwegische Chef-Investor. Der Staatsfonds hat VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch bereits über die bevorstehende Klage informiert.
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Die Haltung des Fonds ändert sich gerade deutlich
Sie reiht sich bei Volkswagen in eine Reihe von Klagen ein, die wegen des Abgas-Skandals vorliegen. Volkswagen hatte bei insgesamt 11 Millionen Fahrzeugen eine Manipulations-Software eingesetzt. Gerade in den USA drohen dem Konzern wegen Sammelklagen, etwa von der Handelsbehörde FTC, Strafen in Milliardenhöhe.
Der norwegische Staatsfonds hat sich bislang eher selten in die inneren Angelegenheiten der Unternehmen eingemischt, an denen er beteiligt ist. Allerdings hatte sich diese Haltung zuletzt geändert. Bereits Anfang Mai hatte der Fonds angekündigt, in Zukunft gegen die hohen Managergehälter in den Unternehmen vorzugehen. Ende vergangenen Jahres hatte der Fonds Beteiligungen an etwa 9000 Unternehmen.
Die hohen Bonuszahlungen waren zuletzt auch ein viel diskutiertes Thema bei VW. Mehrere Manager weigerten sich trotz der desolaten Lage des Unternehmens, auf ihre Boni zu verzichten. Bei der Vorstellung der Bilanz, Ende des vergangenen Monats, gab VW schließlich die Bonuszahlungen für 2015 bekannt. Insgesamt bekommen die Spitzen-Manager Boni von mehr als 63 Millionen Euro - trotz Rekordverlust.
Zu der Diskussion über hohe Managergehälter bei Volkswagen wollte sich der Chefinvestor des Staatsfonds gegenüber der FT nicht äußern. Man sei jedoch weiterhin besorgt darüber, wie es bei VW weitergehen wird. "Wir sehen kaum Anzeichen für Reformen in der Führung."