Abgasaffäre:Boni von VW-Vorständen werden gekürzt

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Hier geht's rein: VW-Mitarbeiter an Tor 17 in Wolfsburg. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
  • Am Dienstagabend zeichnete sich nach langen Verhandlungen bei VW ab: Die Topmanager des Konzerns haben sich auf eine Kürzung ihrer Sondervergütungen geeinigt.
  • Aus dem Umfeld des früheren VW-Chefs Martin Winterkorn heißt es: Auch der langjährige Konzernboss sei mit dabei, wenn eine Lösung gefunden werde.

Von Thomas Fromm und Klaus Ott, München

Schon vor dem Treffen der Vorstände am Dienstag war klar: Wenn es überhaupt eine Entscheidung in der Boni-Frage gibt, dann die: Entweder alle verzichten auf einen Teil ihrer Millionen-Sonderzahlungen für das vergangene Jahr - oder niemand. Am Dienstagabend zeichnete sich nach langen Verhandlungen ab: Die Topmanager des Konzerns haben sich auf eine Kürzung ihrer Sondervergütungen geeinigt. Die Teilnehmer seien sich einig, dass sie ein Zeichen setzen müssten, und zwar ein deutliches, heißt es aus dem Konzern.

Die variablen Zahlungen sollten sinken, eine Lösung sei "zum Greifen nahe", sagte ein Insider. Die angepeilten Kürzungen seien "substanziell". Wie substanziell, werde noch im Detail geprüft. "Derzeit werden verschiedene Modelle diskutiert und abgestimmt, die für alle Beteiligten eine angemessene und faire Lösung darstellen", sagt eine mit der Sache vertraute Person.

Nur so viel steht fest: Es geht um Millionen. Die Vorstände beziehen einen großen Teil ihres Gehalts, es sind im Schnitt vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr, in Form von erfolgsabhängigen Boni. Diese bestehen aus unterschiedlichen, zum Teil mehrjährigen Komponenten. Vertraglich steht den Managern das Geld zu, die Frage ist nur: Sollten sie die Zahlungen für das vergangene Geschäftsjahr wegen der Dieselaffäre ausschlagen? Ganz oder zum Teil?

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Zuletzt war der Druck auf die Vorstände gestiegen

Hans Dieter Pötsch, der Aufsichtsratschef und frühere VW-Finanzvorstand, hat mit einer Wechselprämie im vergangenen Herbst bereits sein Geld bekommen, was zu Unmut im Vorstand geführt hatte. Auch er, heißt es, werde nun seine Boni auf den Tisch legen. Eine "deutliche Absenkung der variablen Vergütung" würde, so eingeweihte Kreise, "auf eigenen Wunsch nachträglich auch für Herrn Pötsch gelten".

Aus dem Umfeld des früheren VW-Chefs Martin Winterkorn heißt es: Auch der langjährige Konzernboss sei mit dabei, wenn eine Lösung gefunden werde. Winterkorn musste im September seinen Chefposten wegen der Abgas-Affäre räumen, sein Vertrag läuft aber erst Ende 2016 aus.

Das Präsidium um Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hatte am Wochenanfang über die umstrittenen Bonuszahlungen beraten, konnte sich aber mit dem Vorstand zunächst nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Die Details der Boni-Kürzungen sollen nun bei einer Aufsichtsratssitzung in zehn Tagen verabschiedet und im Geschäftsbericht am 28. April veröffentlicht werden. Zuletzt war der Druck auf die Vorstände gestiegen, einen zügigen Verzicht zu verkünden. Nicht nur der Betriebsrat und die IG Metall, auch das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär drängten in den vergangenen Tagen auf eine massive Kürzung. VW-Chef Matthias Müller hatte eine Kürzung von 30 Prozent ins Spiel gebracht.

© SZ vom 13.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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