Verkehr:Jede zweite Brücke in Deutschland muss saniert werden

Lesezeit: 2 min

Viele Straßen in Deutschland sind in einem schlechten Zustand. (Foto: Rolf Poss/imago images)

Eine Studie hat den Investitionsbedarf für Straßen, Brücken und Gleise errechnet. Die Ergebnisse sind alarmierend.

Von Theo Harzer

Jede zweite Brücke in Deutschland ist in einem schlechten Zustand. Das zeigt eine Studie, die das gesamte kommunale Verkehrsnetz in Deutschland erfasst und der Investitionsbedarf zur Instandhaltung, Sanierung und Modernisierung errechnet hat. Durchgeführt hat die Studie das Deutsche Institut für Urbanistik (DIFU) im Auftrag des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und des ADAC.

Laut HDB bietet die Studie zum ersten Mal überhaupt eine "große verkehrspolitische Inventur auf kommunaler Ebene". Errechnet wurde etwa die Länge des Straßennetzes der Kommunen, sie beträgt 714 000 Kilometer. Zudem gibt es in Deutschland 10 000 Straßenbahnhaltestellen und 900 Kilometer U-Bahn-Gleise.

Die Autoren der Studie haben Straßen begangen und die Kommunen befragt, um den Zustand des Verkehrsnetzes bewerten zu können. Die gesamte Studie ist einsehbar auf der Webseite des DIFU. Besonders bei Straßen und Brücken sei die Situation besorgniserregend. Jeder zehnte Straßenkilometer sei in einem "sehr schlechten" Zustand, mehr als 20 Prozent der Straßenstrecke stuft das DIFU als "schlecht" ein. Von den insgesamt 3600 Kilometer langen Brücken in kommunaler Hand müsse jede zweite saniert werden. Im Netz der öffentlichen Verkehrsmittel sei die Lage weniger dramatisch: Dort müssen vor allem an Straßenbahn- und U-Bahn-Strecken gearbeitet werden. Diese seien aber zu über 75 Prozent in einem "ausreichenden" bis "neuwertigen" Zustand.

Auf Basis dieser Informationen haben die Autoren der Studie einen Investitionsbedarf berechnet, den Kommunen bis zum Jahr 2030 in ihre Verkehrsnetze investieren müssten, um versäumte Reparaturen nachzuholen, Streckenabschnitte zu ersetzen und das Verkehrsnetz angemessen zu erweitern. Dieser liegt bei 372 Milliarden Euro. 68 Milliarden Euro davon müssten in den öffentlichen Nahverkehr investiert werden, der größere Teil aber in das Straßennetz, das einen deutlich größeren Anteil am gesamten Verkehrsnetz ausmacht.

Die Finanzierung der Investitionen müsse in erster Linie von den Kommunen getragen werden, Bund und Länder sollten sie dabei aber unterstützen. Beim öffentlichen Nahverkehr könne einen wichtigen Anteil daran das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz leisten, das Kommunen ermöglicht, große Schienenprojekte anteilig vom Bund finanzieren zu lassen. Für das Gesetz wurden die Fördermittel Anfang 2020 erhöht. Das hatte zur Folge, dass sich die Zahl der geförderten Projekte von 2019 bis 2023 vervierfacht hat.

Um den geforderten Investitionsbedarf von 372 Milliarden decken zu können, fordern Auftraggeber und Autoren der Studie, dass der Staat Fördermittel weiter erhöht. Nur dann könne man wesentliche Grundbedürfnisse der Bürger befriedigen und Deutschland als Wirtschaftsstandort attraktiv halten. Auch dafür sei ein funktionierendes Verkehrsnetz eine wichtige Voraussetzung.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusLuftfahrt
:Was hinter dem überraschenden Comeback der "A380" steckt

Vor nicht allzu langer Zeit wollte niemand etwas von dem Riesenjet wissen: zu groß, zu teuer, zu umweltschädlich. Doch nun reaktivieren viele Airlines ihre "A380" - aus purer Verzweiflung.

Von Jens Flottau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: