Mainz:Hunderte Einwendungen gegen Ausbau einer Autobahn in Mainz

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Aus Sorge um Natur und Landschaft haben 352 Menschen Bedenken gegen den geplanten Ausbau eines Autobahnabschnitts bei Mainz vorgebracht. "Die Einwender...

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Mainz/Koblenz (dpa/lrs) - Aus Sorge um Natur und Landschaft haben 352 Menschen Bedenken gegen den geplanten Ausbau eines Autobahnabschnitts bei Mainz vorgebracht. „Die Einwender befürchten negative Auswirkungen des Ausbaus auf das Naturschutzgebiet Mainzer Sand“ sowie auf benachbarte Vogelschutzgebiete, teilte der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz mit. Die Planunterlagen für das Bauprojekt wurden am 12. August veröffentlicht. Anschließend konnten bis 11. Oktober Einwendungen eingesandt werden.

Häufig wurde in den Einwendungen vorgebracht, dass der Ausbau der A643 (Mainz-Wiesbaden) von der Schiersteiner Brücke zum Mainzer Autobahnring das Landschaftsbild erheblich beeinträchtige. Auch sei bemängelt worden, dass die in den Planunterlagen aufgeführten Untersuchungen zum Naturschutz nicht ausreichend seien, teilte der LBM mit. Ein weiterer häufig genannter Grund sei, dass die alternative Variante mit vier dauerhaften und zwei temporären Fahrspuren nicht ausreichend geprüft worden sei.

Ergänzend zu den Einwendungen haben Behörden und Naturschutzverbände bislang 16 Stellungnahmen abgegeben. Diese Zahl kann noch steigen, da einigen Organisationen eine Fristverlängerung zur Abgabe der Stellungnahme gewährt wurde. So wollen der BUND, der Naturschutzbund (Nabu) und die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) ihre Stellungnahmen bis zum 11. November abgeben. Auch die Stadt Mainz werde eine Stellungnahme einreichen, sagte ein Sprecher und wies darauf hin, dass die Stadt dem Bündnis „Nichts in den Mainzer Sand setzen“ angehört, das den Ausbau entschieden ablehnt.

Die Planfeststellungsbehörde beim LBM muss nun die Einwendungen und Stellungnahmen prüfen. „Sollte sich das Erfordernis von Ergänzungen ergeben, so müssten diese noch in das Planfeststellungsverfahren integriert werden“, erklärte eine LBM-Sprecherin. Schließlich wird dann ein Erörterungstermin angesetzt, in dem die Einwendungen und Stellungnahmen mit den Betroffenen besprochen werden. Die Dauer des Anhörungsverfahrens lasse sich derzeit nicht abschätzen, heißt es im LBM.

Im abschließenden Planfeststellungsbeschluss wird dann über die im Verfahren abgegebenen Stellungnahmen und Einwendungen entschieden. Gegen diesen Beschluss sind dann noch Klagen möglich.

Die Planunterlagen erläutern unter anderem, wie die Eingriffe in das Naturschutzgebiet Mainzer Sand durch den sechspurigen Ausbau begrenzt werden sollen. Dazu werden „straßenbautechnische Vermeidungsmaßnahmen“ aufgeführt wie Stützen zur Verringerung der Böschungsbreiten, ein von vier auf drei Meter verkürzter Mittelstreifen und eine Grünbrücke für Tiere zur Verbindung der beiden Teile des Naturschutzgebiets. Die Bauarbeiten sollen ausschließlich von der Autobahn aus erfolgen, um das Naturschutzgebiet zu schonen. Während der Brutzeit von Vögeln soll nachts auf die Ausleuchtung der Baustelle verzichtet werden.

Zu den besonderen Vogelarten des Gebiets zählen Wiedehopf, Schwarzkehlchen, Pirol oder Heidelerche. Die „Empfindlichkeit“ dieser Vogelarten gegenüber den Auswirkungen des Bauvorhabens „hinsichtlich des Flächenverlustes“ werde als hoch eingestuft, heißt es in den Unterlagen. Der Mainzer Sand habe „einen extrem hohen Anteil an Biotopen von hoher bis sehr hoher Bedeutung“, heißt es darin. Das Dünengebiet nehme aufgrund seiner geologischen Entstehung „eine Sonderstellung für den gesamten westdeutschen Raum“ ein.

Das Vorkommen des in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohten Storchschnabel-Bläulings und drei weiterer gefährdeter Schmetterlingsarten mache den Mainzer Sand zudem zu einem „sehr hochwertigen Tagfalterbiotop“. Hervorgehoben werden auch 19 teilweise gefährdete Heuschreckenarten sowie die Dünen-Steppenbiene (Nomioides minutissimus), die hier nach über 150 Jahren 2017 nachgewiesen wurde.

Der Ausbau wird laut Planunterlagen auch Pflanzen des Gebiets beeinträchtigen, da Biotope verloren gehen. Neben seltenen Pflanzen wie dem Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) gibt es im Mainzer Sand nach Angaben des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AHO) auch das größte Vorkommen der geschützten Orchideenart Rotes Waldvögelein (Cephalanthera rubra) in Rheinland-Pfalz.

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