Mainz:E-Scooter bald auch in Mainz: Sorgen wegen Unfallgefahr

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Mainz/Ludwigshafen (dpa/lrs) - Bald schon werden sie auch in rheinland-pfälzischen Städten nahezu lautlos unterwegs sein - E-Scooter. Die Stadt Mainz rechnet mit den ersten elektrischen Rollern von Vermietern im August, wie Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur sagte. Auch Kaiserslautern hält den August für möglich. Doch es herrscht nicht nur ungetrübte Vorfreude, auch vor Unfallgefahr wird gewarnt.

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Mainz/Ludwigshafen (dpa/lrs) - Bald schon werden sie auch in rheinland-pfälzischen Städten nahezu lautlos unterwegs sein - E-Scooter. Die Stadt Mainz rechnet mit den ersten elektrischen Rollern von Vermietern im August, wie Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur sagte. Auch Kaiserslautern hält den August für möglich. Doch es herrscht nicht nur ungetrübte Vorfreude, auch vor Unfallgefahr wird gewarnt.

Die Mainzer Dezernentin Eder berichtete, sechs bis sieben Anbieter für ein E-Tretroller-Verleihsystem hätten Interesse angemeldet. Nun gehe es darum, einen Rahmen zu setzen, etwa in welchen Zonen keine Roller stehen dürften. Das dürfte voraussichtlich am Dom und in der Augustinerstraße in der Altstadt der Fall sein. Der Entwurf für eine Vereinbarung mit Anbietern liege im Rechtsamt und werde dort geprüft.

In anderen Städten ist es noch nicht so weit. An die Stadt Koblenz ist einem Sprecher zufolge bislang ein Anbieter herangetreten. Auf kommunaler Ebene solle nach den Sommerferien darüber gesprochen werden. Insofern sei die Stadt noch nicht zu einer finalen Einschätzung gekommen. In Trier will ein Gewerbebetrieb sein Geschäftsmodell um E-Scooter erweitern, wie Stadtsprecher Michael Schmitz erzählte. Es werde eine interne Arbeitsgruppe gebildet, die berate, wie mit den Rollern umgegangen werden solle, etwa in Fußgängerzonen. Wann die ersten kommen, sei noch nicht absehbar.

Kaiserslautern und Ludwigshafen, die ebenfalls von Interessenten kontaktiert worden sind, streben gemeinsam mit Mannheim und Heidelberg einheitliche Regelungen innerhalb des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) an. Mittlerweile hat der VRN nach eigenen Angaben im Auftrag der Städte Gespräche mit insgesamt acht Anbietern geführt. Thema sei unter anderem gewesen, dass solche Angebote „in einem sauberen und geordneten Stadtbild sowie unter Gewährleistung der Verkehrssicherheit“ angeboten werden müssten.

Der Vorsitzende des Zweckverbandes Rhein-Neckar und Erste Bürgermeister von Mannheim, Christian Specht (CDU), sagte kürzlich: „E-Tretroller sind eine umweltfreundliche und innovative Mobilitätsform, die wir in unser bestehendes Mobilitätsangebot integrieren möchten.“ Die Roller hätten grundsätzlich das Potenzial, kurze Strecken vor allem zur Bewältigung der sogenannten „letzten Meile“ emissionsfrei und als Ergänzung zu Bus und Bahn zurückzulegen.

Frei wurde der Weg für die batteriebetriebenen E-Scooter im Straßenverkehr bundesweit am 15. Juni mit Inkrafttreten der Elektrokleinstfahrzeug-Verordnung. Eine Helmpflicht gibt es bislang nicht, erlaubt sind maximal 20 Stundenkilometer. Gesteuert werden dürfen die Roller ab einem Alter von 14 Jahren.

In Großstädten wie Hamburg, Frankfurt oder München sind die Zweiräder seitdem schon unterwegs - und es wurden auch schon schlechte Erfahrungen gemacht. So registrierte die Münchener Polizei zuletzt eine ganze Reihe an Betrunkenen, die mit den Rollern unterwegs waren. Ein Mann krachte etwa mit einem E-Tretroller in einen Streifenwagen.

Europas größter Versicherer, die Allianz, hatte zuletzt gefordert, die Polizei solle Unfälle mit E-Scootern deutschlandweit als eigene Kategorie in ihre Statistiken aufnehmen. Nur so könnten Fehlentwicklungen und typische Unfallmuster frühzeitig erkannt werden. Der TÜV Rheinland empfiehlt, vor der ersten E-Scooter-Fahrt in der Öffentlichkeit zunächst einmal zu üben. Selbst für geübte Radfahrer sei die Nutzung eines E-Scooters ein ganz neues Gefühl.

Äußerst kritisch sieht der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) die E-Scooter. Sie steigerten das Risiko für Radfahrer, auf den „ohnehin schon unterdimensionierten Radwegen werde es immer enger und gefährlicher“, teilte der ADFC in Berlin kürzlich mit. Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork monierte: „Es ist unverantwortlich, immer mehr Fahrzeuge auf erbärmliche Radwege zu lassen, ohne die Infrastruktur dem gewachsenen Bedarf anzupassen.“

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin betonte, allen elektrobetriebenen Fahrzeugen - also auch E-Scootern - sei gemein, dass man sie nicht höre. „Die E-Scooter-Fahrer erweitern den Kreis der ungeschützten Verkehrsteilnehmer neben Fußgängern und Radfahrern.“ Unfälle zwischen diesen Verkehrsteilnehmern oder eine Kollision mit Pkw, Lkw oder Bussen hätten nicht selten lebensgefährliche Folgen.

Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar hat mittlerweile für die Kommunen im Verbundgebiet eine Vereinbarung für Anbieter formuliert. Es geht unter anderem um die maximale Zahl von Fahrzeugen in bestimmten Gebieten sowie Tabu-Zonen. Die Anbieter stünden den Vorgaben durchaus kooperativ gegenüber, heißt es beim VRN. Geregelt wird in dem Verbund auch, dass E-Scooter bis zu einer gewissen Größe in Bussen und Bahnen kostenlos mitgenommen werden können. Vermerkt ist in den Beförderungsbedingungen, dass die E-Tretroller nicht an den in den Fahrzeugen vorhandenen Steckdosen geladen werden dürfen.

Speziell an Kaiserslautern haben nach Angaben der Stadt bisher zwei Anbieter konkretes Interesse. Die vom VRN erarbeitete Muster-Vereinbarung werde an die Verhältnisse in der westpfälzischen Stadt angepasst, sagte ein Sprecher. Auch in Kaiserslautern könnten dann durchaus schon im August die ersten Roller starten.

In Mainz strebt Verkehrsdezernentin Eder zufolge ein Anbieter ein stationsgebundenes Vermietsystem an, die anderen ein „Freefloating“-System, bei dem die Roller innerhalb genehmigter Zonen überall gemietet und abgestellt werden können. Eder rechnet mit einer erheblichen Veränderung des Verkehrsbildes durch die Elektroroller.

„Ich bin tief gespalten“, sagte die Grünen-Politikerin. Einerseits sei zu begrüßen, wenn E-Scooter Menschen vom Auto wegbrächten, andererseits erwartet sie wegen der beengten Flächen in Innenstädten auch Schwierigkeiten. Die Roller könnten zudem die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum einschränken. Sie seien aber nun einmal da und es müssen mit ihnen umgegangen werden.

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