Hannover:Üstra: Paketzustellung durch U-Bahn dürfte schwierig sein

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Hannovers Stadtbahn- und Busbetreiber Üstra kann sich eine Auslieferung von Paketen durch das eigene U-Bahn-Netz nur schwer vorstellen. Einen entsprechenden...

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Hannover/Berlin (dpa/lni) - Hannovers Stadtbahn- und Busbetreiber Üstra kann sich eine Auslieferung von Paketen durch das eigene U-Bahn-Netz nur schwer vorstellen. Einen entsprechenden Vorschlag von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sehe man bisher „etwas skeptisch“, sagte ein Sprecher am Mittwoch. „Wir sind da natürlich gesprächsbereit, würden aber auch eine Reihe von Einschränkungen sehen und Hinweisen geben müssen.“ Scheuer hatte die Idee geäußert, in Zukunft Pakete auch per U-Bahn zu transportieren, um durch den Lieferverkehr belastete Innenstädte zu entlasten. Die Stadtverwaltung in Hannover steht einem möglichen Pilotprojekt offen gegenüber.

„Es stellt sich eine ganze Reihe offener Fragen“, schränkte die Üstra ein. So müsste man für den angedachten Paket-Lieferverkehr während der Nacht wohl neue Fahrzeuge anschaffen. Diese müssten besonders ausgerüstet sein, um die Ladung „rutschfest zu verzurren“. Außerdem müssten ein verstärkter Brandschutz und „weitere Sicherheitsaspekte“ berücksichtigt werden: „Ohne erhebliche Investitionen wäre das nicht zu machen. Und wer will nachts beliefert werden?“ Die Pakete müssten in Zwischenlagern unterkommen, was erheblichen Bauaufwand bedeute.

Niedersachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) spricht sich dafür aus, Scheuers Idee zu prüfen. „Die Verwirklichung bleibt sicherlich noch abzuwarten, ob das realistisch ist oder ob wir nicht andere Wege haben“, sagte er Radio ffn. Auch alternative Lösungen wie E-Mobile oder autonome Fahrzeuge könnten im Lieferverkehr künftig eine Rolle spielen. Man dürfe aber nicht immer alles sofort ablehnen, „sondern muss offen sein für neue Ideen“.

In Berlin äußerte sich der Nahverkehrsbetreiber BVG abwartend zum Vorstoß aus dem Verkehrsministerium. „Es gibt keinen Platz“, sagte eine Sprecherin. Man habe weder ein Depot zur Lagerung der Pakete außerhalb der Stadt noch die Möglichkeit, kleine Auslieferungsstellen - wie von Scheuer vorgeschlagen - in der City zu schaffen. Zudem sei die Schnittstelle von der Schiene auf die Straße kompliziert. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, findet den Vorschlag dagegen „spannend“: „Wenn die Paketlogistik auf die Schiene verlagert wird, kann der Straßenverkehr entlastet und die Auslieferung klimafreundlich und elektrisch gestaltet werden.“

In Niedersachsen hatte die Verkehrs- und Logistikbranche kürzlich eine Ausweitung gesonderter Ladezonen auf den Straßen ins Spiel gebracht, um das Halten von Paket- und Kurierdiensten in zweiter Reihe einzudämmen. „Wir brauchen Ladezonen für die gewerblichen Be- und Entladevorgänge, die weder den Fußgänger noch Rad- und Autoverkehr stören“, sagt der Chef des Gesamtverbands Verkehrsgewerbe Niedersachsen (GVN), Mathias Krage. Doch die Kommunen sehen solche Forderungen auch kritisch: Nötig seien alternative Logistikkonzepte, nicht bloß einfachere Lösungen für noch mehr Verkehr in den Zentren.

Hannovers neuer Oberbürgermeister Belit Onay will neue Mobilitätskonzepte und damit die im Wahlkampf angekündigte autofreie Innenstadt zur Chefsache im Rathaus machen. Die autofreie City sei kein Selbstzweck, sagte der Grünen-Politiker. Ziel sei es, den Dialog darüber und über die Frage, wie frei werdender Platz künftig genutzt und die Lebensqualität gesteigert werden könne, voranzubringen.

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