Frankfurt am Main:Radeln von der Uni in die mobile Zukunft

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Radeln und Studieren gehören häufig zusammen - was nach Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) die Verkehrswende ein Stück voranbringen kann. "Ich glaube, dass von Studenten und Hochschulen Impulse für Innovationen ausgehen", sagt Norbert Sanden, der Geschäftsführer des ADFC Hessen. "Man müsste sie vielleicht noch stärker nutzbar machen." Neben dem Fahrverhalten der Studierenden gehören zu den Impulsgebern nach seinen Worten auch Forschungsvorhaben der Hochschulen sowie studentisches Engagement.

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Radeln und Studieren gehören häufig zusammen - was nach Einschätzung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) die Verkehrswende ein Stück voranbringen kann. „Ich glaube, dass von Studenten und Hochschulen Impulse für Innovationen ausgehen“, sagt Norbert Sanden, der Geschäftsführer des ADFC Hessen. „Man müsste sie vielleicht noch stärker nutzbar machen.“ Neben dem Fahrverhalten der Studierenden gehören zu den Impulsgebern nach seinen Worten auch Forschungsvorhaben der Hochschulen sowie studentisches Engagement.

Ein großer Teil der Hochschüler, die nun ins Wintersemester starten, werde mit dem Drahtesel zu den Vorlesungen kommen. „Zum Lebensgefühl der Studenten gehört das Fahrradfahren“, sagt Sanden. Die Lebenssituation ist nach Angaben von Mobilitätsforschern der Frankfurt University of Applied Sciences (UAS) ein Aspekt, der die Wahl des Verkehrsmittels beeinflusst. Hinzu kommen persönliche Vorlieben sowie das zur Verfügung stehende Mobilitätsangebot.

Studenten seien in einer Phase, in der sie oftmals wenig Geld haben, in der sie in Städten leben und ein Semesterticket für Busse und Bahnen nutzen können, wie Katharina Lux erklärt, Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der UAS-Arbeitsgruppe „Neue Mobilität“. Ein Auto besitzen sie oftmals nicht. „Sie sind daran gewöhnt, ohne Auto unterwegs zu sein und kennen die Vorteile.“ Etwa, keinen Parkplatz suchen zu müssen und in der City schnell voranzukommen.

Studenten können Lux zufolge bei der Umsetzung nachhaltiger Verkehrskonzepte eine Vorbildfunktion einnehmen, weil sie es gar nicht anders kennen, als mit Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. „Sie haben einen Gewöhnungseffekt, den andere Gruppen nicht haben.“

Laut ADFC weisen Studentenstädte in der Regel einen höheren Radanteil am Verkehr auf als Kommunen ohne Hochschule. Für die Uni-Städte bedeutet das: Der Autoverkehr hat tendenziell weniger Platz, Raum für Räder muss geschaffen werden. Und es braucht mehr Ideen als anderswo, Fahrradfahren zu fördern. Dabei engagieren sich auch Studenten.

So können Studenten der Uni Frankfurt seit 2013 Leihfahrräder nutzen. Dem Asta (Allgemeiner Studierendenausschuss) fehlte nach Angaben von Verkehrsreferent Jonathan Georgi ein Angebot von öffentlicher Seite. Also habe die Studentenschaft mit einem Leihrad-Anbieter kooperiert. Für zwei Euro pro Semester können die Hochschüler die über die Stadt verteilten Leihräder nutzen. Das Campus Rad sei ein Beitrag zur urbanen Mobilität, zur Verknüpfung von Bike, Bus und Bahn - und eine Hilfe für klamme Studenten, erläutert Georgi. Wohnen in Frankfurt sei teuer, da fehle dann mitunter das Geld fürs eigene Rad.

Ein ähnliches Angebot gibt es unter anderem an der Uni Marburg. Auch an der Frankfurter Fachhochschule UAS soll es Katharina Lux zufolge bald Rad-Leihstationen geben - als ein Baustein des nachhaltigen Mobilitätsmanagements der Hochschule. „Ziel ist es, den verantwortungsvollen Umgang mit Mobilität zu erreichen und eine gesunde, nachhaltige Mobilität zu fördern“, erklärt sie den Gedanken hinter dem Projekt. Die Hochschule plant und nutzt dafür verschiedene Maßnahmen, die Förderung des Radfahrens ist dabei eine von mehreren.

Auch die Kommunen - ob mit Hochschule oder ohne - tun nach Angaben des Hessischen Städtetages in Zeiten von Klimawandel und Schadstoff-Diskussion einiges für den Radverkehr. „Das Thema boomt und die Städte investieren“, sagt Referentin Sandra Schweitzer. Dabei gehe es nicht nur um neue Radwege, sondern beispielsweise auch um eine Straßenplanung, die Radlern schnelleres Fortkommen ermöglicht, etwa mit Grüner Welle oder legalen Fahrten durch Fußgängerzonen.

Aus Sicht der Radler gibt es in Hessen aber noch viel Luft nach oben - gerade auch in Universitätsstädten. Einer bundesweiten ADFC-Umfrage von Ende 2016 zufolge gelten Münster, Göttingen, Bocholt und Reken als fahrradfreundlichste Städte der Republik. Unter den Großstädten belegt Frankfurt, wo fast 48 000 Menschen an der Uni studieren, den 12. Rang. Hessens Uni-Standorte Darmstadt und Kassel schaffen es in der Kategorie der Städte mit maximal 200 000 Einwohnern auf den 9. sowie 17. Platz. Die mittelhessischen Uni-Städte, Marburg und Gießen, landen in ihrer Gruppe auf den Rängen 39 und 46.

Marburg hat mit seiner Platzierung allerdings einen kräftigen Sprung nach vorne gemacht. „Dieses Ergebnis trägt den erheblichen Bemühungen Rechnung, die in den vergangenen Jahren in die Förderung des Radverkehrs gesteckt wurden“, heißt es dazu von der Stadt. Radeln ist hier mitunter eine Herausforderung für Studenten, denn die Altstadt ist eng und das Uni-Klinikum und die Studienorte für die Naturwissenschaften liegen auf den Lahnbergen. Zu den Angeboten für Radler gehören nach Angaben der Stadt: ein Fahrradverleihsystem, ein Pilotprojekt für Fahrradampeln mit Grüner-Welle-Schaltung, Öffnung von Einbahnstraßen und ein Fahrradbus auf die Lahnberge.

Für den ADFC ist klar: Alle Maßnahmen zählen, die dem Radverkehr zugute kommen. Fahrradfreundlich ist dem Verband zufolge dann eine Kommune, wenn sie Platz fürs Rad schafft, die Wege sicher gestaltet, darauf keine Autos parken und die Radler schnell ans Ziel kommen.

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