Verkehr - Bochum:Ruhrgebietsstädte wollen sich im Nahverkehr besser abstimmen

Bochum
Thomas Eiskirch, Oberbürgermeister der Stadt Bochum, spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: Marcel Kusch/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Bochum (dpa/lnw) - Einheitstarife, abgestimmte Fahrpläne und mehr Busse von Stadt zu Stadt: Die Oberbürgermeister und Landräte im Ruhrgebiet haben eine bessere Zusammenarbeit beim Nahverkehr vereinbart. Gemeinsam mit den zwölf Nahverkehrsunternehmen im größten deutschen Ballungsraum unterzeichneten sie am Donnerstag einen 11-Punkte-Plan für einen "metropolwürdigen" Bus- und Bahnverkehr, wie Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) es ausdrückte.

So soll es in Zukunft nur noch zwei Preisstufen geben. Basis dafür ist ein Tarifkonzept des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, der sich um Mittel des Bundes bewirbt, um die Fahrpreise deutlich senken zu können. In der so geförderten Modellregion soll man dann für 2 Euro innerhalb von Städten und für 4 Euro im gesamten Ruhrgebiet unterwegs sein können. Monatstickets sollen analog dazu 50 oder 80 Euro kosten. Außerdem sollen die Fahrpläne künftig besser aufeinander abgestimmt werden und ab Ende 2023 nur noch zeitgleich gewechselt werden. Für eine bessere Verbindung zwischen Städten sollen Metrobuslinien eingerichtet werden.

Bei Bussen und Straßenbahnen gibt es zwar bislang schon Kooperationen in einigen Regionen. Eine Zusammenarbeit aller Städte und Kreise des Reviers beim Thema Nahverkehr fehlte aber bislang - an vielen Stellen zum Nachteil der Reisenden und vor allem der Pendler.

Die zwölf Nahverkehrsunternehmen haben bisher unterschiedliche Tarifsysteme und wechseln ihre Fahrpläne in einem anderen Rhythmus. Weil die Straßenbahnnetze der Städte zu unterschiedlichen Zeiten und jedes für sich entstanden sind, gibt es teils sogar unterschiedliche Spurbreiten. "Ein Symbol des Nichtzusammenarbeitens", das sich nicht wiederholen dürfe, wie Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) sagte.

Deswegen müsse bei neuer Technologie und der Entwicklung künftiger Mobilitätskonzepte von Anfang an auf gemeinsames Handeln gesetzt werden. Ziel der Kooperation ist etwa eine Zusammenarbeit bei Sharing-Angeboten: Wer in Gelsenkirchen am Bahnhof ein Rad oder Auto leihe, müsse dies mit denselben Zugangsdaten auch in anderen Ruhrgebietsstädten können. Auch bei der Entwicklung und Einführung On-Demand-Angeboten - etwa Anruf-Bussen in ländlicheren Regionen des Reviers - will man gemeinsam vorangehen, wie Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) sagte.

Die Stadt- und Kreisspitzen sehen in ihrem Vorstoß auch eine wichtige Grundlage für künftige Großveranstaltungen. Ohne einen funktionierenden Nahverkehr sei etwa Olympia 2032 "keine Bewerbung wert", sagte Kufen.

Wann Pendler und Reisende von der Kooperation tatsächlich profitieren können, blieb offen. Für die Realisierung so mancher Vorhaben brauche es zudem zusätzliches Geld, machte Bochums Oberbürgermeister Eiskirch klar. Dass die Ruhrgebietskommunen nun gegenüber Bund und Land mit einer Stimme sprechen könnten, komme genau zur rechten Zeit: "Die Finanzierung des ÖPNV steht derzeit sowie coronabedingt auf der Tagesordnung", sagte Eiskirch.

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