Zum Weltfrauentag im März stellte McDonald's in den USA sein weltbekanntes Logo auf den Kopf: Aus dem leuchtend gelben "M" wurde ein "W" für Women, also Frauen. Dazu gab es pathosschwere Worte von Unternehmenssprecherin Lauren Altmin: McDonald's unterstütze seit Langem Frauen am Arbeitsplatz, eröffne ihnen Möglichkeiten zu wachsen und erfolgreich zu sein. Spätestens im März klang das wie Hohn. Da reichten zehn Frauen Beschwerde bei der "Equal Employment Opportunity Commission" ein, die Behörde ist zuständig für Diskriminierung am Arbeitsplatz. Der Vorwurf: Die Schnellrestaurant-Kette habe Beschwerden über verschiedene Formen der sexuellen Belästigung einfach ignoriert.
Seitdem sind Monate vergangen - getan hat sich offensichtlich nicht genug. Am Dienstag streikten deshalb McDonald's-Mitarbeiter in zehn US-Städten zur geschäftigen Mittagszeit, um gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu protestieren. In Chicago versammelten sich Dutzende Teilnehmer vor der Zentrale der Fast-Food-Kette, während über ihnen ein Flugzeug mit einem Transparent hinwegflog. Die Forderung darauf: "McDonald's: Stopp sexuelle Belästigung!"
SZ Jetzt Alltagsrassismus:Eine gefälschte McDonalds-Werbung für mehr Diversität
Weil die Burger-Brater auf ihren Plakaten nur mit weißen Menschen werben, haben zwei Studenten ein Poster von sich selbst in den Laden geschmuggelt. Es hängt dort seit 50 Tagen.
In New Orleans skandierten Angestellte und ehemalige Mitarbeiter: "Hey McDonald's, du kannst dich nicht verstecken - wir können deine ekligen Seiten sehen." Proteste gab es zudem in San Francisco, Los Angeles und St. Louis.
Verpflichtende Schulungen gegen sexuelle Belästigung für Manager und Mitarbeiter
In den betroffenen Restaurants wurde aber weiter Essen serviert. Ziel der Aktion sei es nicht, den Betrieb völlig lahmzulegen, sagten die Organisatoren. Sie fordern von McDonald's verpflichtende Schulungen gegen sexuelle Belästigung für Manager und Angestellte. Zudem solle sich ein neues nationales Komitee aus Filialleitern, Arbeitern und führenden Akteurinnen von US-Frauengruppen mit dem Thema befassen. Unterstützung hatten die McDonald's-Mitarbeiterinnen unter anderem vom aus der "Me too"-Bewegung hervorgegangenen "Time's Up Legal Defense Fund" bekommen.
McDonald's lehnte einen Kommentar zu den Protesten ab. Der Konzern stehe zu einer Stellungnahme von vergangener Woche, in der bisherige Maßnahmen gegen sexuelle Belästigung verteidigt wurden. Zudem hat das Unternehmen angekündigt, externe Experten zur Weiterentwicklung dieser Maßnahmen einzubinden.
Experten schätzen, dass Niedriglohn-Jobs besonders anfällig für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz sind. Die Betroffenen, die häufig über keine formale Berufsausbildung verfügen, sind in besonderem Maße auf ihren Arbeitsplatz angewiesen. Die Geschichtsprofessorin Annelise Orleck, Autorin des Buchs "We Are All Fast Food Workers Now", sagte dem Guardian, diese Art der Ausbeutung sei in der Fast-Food-Industrie verbreitet. "Gerade entsteht eine starke Bewegung von Frauen aus der Arbeiterklasse. Sie bauen darauf, dass Kunden ein solches Verhalten im Zeitalter von 'Me too' nicht dulden."