Export:USA als Abnehmer wieder wichtiger

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Bereit für die Verschiffung: Container am Hamburger Hafen. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Die Bedeutung der USA als Export-Ziel für deutsche Waren hat wieder zugenommen, ganz anders China. Für Deutschland bieten sich dadurch Chancen. Doch es drohen auch neue Handelskonflikte.

Von Florian Müller

Wer in den vergangenen Jahren deutsche Exporteure fragte, wo sie die größten Chancen sehen, erhielt fast immer die gleiche Antwort: China. Klar, die USA waren der größte Absatzmarkt, doch in China fand das Wachstum statt. Zumal unter dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump diverse Handelskonflikte das Geschäft in Amerika vermiesten. Diese Einstellung hat sich zuletzt gewandelt, wie der Ökonom Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln in einem Bericht aufzeigt. Dieser liegt der Süddeutschen Zeitung exklusiv vor. Darin sieht Matthes große Chancen für deutsche Firmen in den USA - er warnt jedoch auch vor neuen Streitigkeiten.

Die USA sind schon seit Jahrzehnten der wichtigste Abnehmer deutscher Produkte außerhalb der EU. Ihr Anteil an den deutschen Warenausfuhren lag in den vergangenen 20 Jahren stets zwischen sieben und zehn Prozent. China hingegen fand vor der Jahrtausendwende bei deutschen Exporteuren quasi nicht statt. Das änderte sich mit dem Beitritt des Landes zur Welthandelsorganisation 2001 jedoch rasant. Noch 2020 sah es so aus, als würde China den USA den Rang als wichtigstes Abnehmerland ablaufen. Doch diese Erwartung wurde nicht erfüllt. Seit 2020 haben die USA wieder stark an Bedeutung gewonnen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres standen die USA für 9,7 Prozent der deutschen Exporte, China nur für 7,1 - Tendenz abnehmend. Woran liegt das?

(Foto: SZ-Grafik: muj/Statistisches Bundesamt, Institut der deutschen Wirtschaft)

Auf der einen Seite lässt in China die Nachfrage wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Abschottungspolitik nach. Deutsche Konzerne könnten sich zudem zukünftig wegen der wachsenden politischen Spannungen zwischen Peking und dem Westen neue Abnehmer suchen.

Auf der anderen Seite sorgen die milliardenschweren Konjunkturprogramme von US-Präsident Joe Biden für steigende Nachfrage. Biden hatte im Frühjahr 2021 den sogenannten American Rescue Plan mit einem Volumen von 1,7 Billionen Dollar auf den Weg gebracht, im Herbst folgte ein Infrastrukturpaket über 550 Milliarden Dollar. Weiteren Aufschwung könnten die Exporte auch durch die aktuelle Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar erfahren. Dies macht deutsche Produkte für US-Kunden erschwinglicher.

Schließlich hat die Annäherung zwischen der EU und den USA unter Biden bei einigen Handelskonflikten einen positiven Effekt. Darunter ist beispielsweise die Aussetzung der Strafzölle wegen des jahrelangen Streits um Subventionen für die Flugzeugbauer Airbus und Boeing. Auch Trumps Strafzölle auf Stahl und Aluminium hat Biden ausgesetzt, die EU ihre Gegenmaßnahmen vorläufig aufgehoben. Matthes warnt jedoch vor verfrühter Feierlaune: "Bei den vertagten Disputen ist eine Einigung nicht leicht." Der sprichwörtliche Elefant im Raum sei nämlich China, das seine Konzerne mit Subventionen stütze und die Weltmärkte somit verzerre. Und solange die EU und die USA sich nicht einig sind, wie sie damit umgehen wollen, bleibt das Konfliktpotenzial. Denn während die USA handelspolitische Maßnahmen wie ein Exportverbot für moderne Computerchips durchsetzen, um den Aufstieg des Rivalen auszubremsen, fürchten die Europäer um ihre guten Geschäfte in China.

Doch auch zwischen den USA und Europa könnten bald wieder neue Konflikte ausbrechen. Biden will nämlich, dass von seinen Konjunkturprogrammen vor allem amerikanische Konzerne profitieren, hat auch die Vorgaben für den US-Anteil an der Wertschöpfung bei öffentlichen Ausschreibungen verschärft. So könnten in Deutschland gebaute Elektroautos in den USA vielleicht von der staatlichen Förderung ausgeschlossen werden. "Möglicherweise verstößt das diskriminierende Vorgehen der USA sogar gegen die Regeln der Welthandelsorganisation", schreibt Matthes dazu.

Hoffnungen setzt der Ökonom vor diesem Hintergrund auf den seit einem Jahr laufenden Handels- und Technologierat (TTC), in dem Vertreter der EU und den USA solche Konfliktfelder zu lösen versuchen. Dabei kommt es Matthes gar nicht so sehr auf greifbare Ergebnisse an. Wichtig sei, "ein besseres Verständnis füreinander zu schaffen - und vor allem ein Vertrauen, das über die aktuelle Administration hinaus erhalten bleibt". Damit unter dem nächsten US-Präsidenten nicht erneut eine handelspolitische Eiszeit ausbricht.

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