Schweiz:UBS verzehnfacht Gewinn - und schluckt Credit Suisse vollständig

Lesezeit: 3 min

(Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

Die Skandalbank verschwindet damit als eigenständiges Institut, die UBS entlässt in der Schweiz außerdem 3000 Mitarbeiter. Aber Hauptsache, das Geschäft mit Millionären und Milliardären läuft gut.

UBS-Konzernchef Sergio Ermotti macht den bislang radikalsten Schritt seit der Notübernahme der Credit Suisse im März: Die Großbank UBS integriert auch das Schweizer Geschäft der kleineren Bank. Die Credit Suisse verschwindet damit als eigenständiges Institut komplett. "Eine vollständige Integration ist für UBS, unsere Anspruchsgruppen und die Schweizer Wirtschaft die beste Lösung", so Ermotti. Politiker und die breite Schweizer Öffentlichkeit hatten auf eine Abspaltung der CS Schweiz etwa über einen Börsengang gehofft, um für Wettbewerb zu sorgen und ein Klumpenrisiko für das kleine Land zu vermeiden.

Ein weiterer, ähnlich radikaler Schritt: Die UBS entlässt in der Schweiz im Zuge der Übernahme rund 3000 Mitarbeiter. Etwa 1000 Entlassungen gingen auf die Integration des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse in die UBS zurück, sagte Ermotti in einer Analystenkonferenz. Darüber hinaus werde die Notwendigkeit, andere Teile der Credit Suisse tiefgreifend umzubauen, zu rund 2000 zusätzlichen Entlassungen in der Schweiz führen. Diese Maßnahmen würden über die kommenden Jahre umgesetzt. Die Mitarbeiter sind der größte Kostenblock bei Banken.

Die UBS hat ihr Sparziel zuletzt noch einmal hochgeschraubt. Bis Ende 2026 will die Großbank die Kosten um mehr als zehn Milliarden Dollar drücken. Bisher hatte der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter für reiche Privatkunden etwa acht Milliarden Dollar angepeilt. "Seit wir vor zweieinhalb Monaten den Abschluss der Akquisition der Credit Suisse bekannt gegeben haben, arbeiten wir mit Hochdruck daran, die größte und komplexeste Bankenfusion der Geschichte zum Vorteil aller Anspruchsgruppen umzusetzen", sagte Ermotti. Der integrationsbedingte Aufwand dürfte weitgehend durch Wertsteigerungseffekte von rund zwölf Milliarden Dollar ausgeglichen werden.

Nach der Fusion
:UBS streicht wohl rund 35 000 Stellen

Die Bank hat vor drei Monaten ihre ewige Rivalin Credit Suisse übernommen. Nun soll es laut einem Bericht drei Entlassungswellen geben, die erste beginnt offenbar im Juli.

Das Kerngeschäft mit Millionären und Milliardären läuft überraschend gut

Der erste große digitale Bankensturm der Geschichte hatte die Schweizer Regierung im März zum Handeln gezwungen. Praktisch über Nacht orchestrierte sie eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Dies konnte zwar den massiven Abflüssen von Kundengeld Einhalt gebieten. Dennoch zogen die Kunden bei der Credit Suisse im Quartal weitere 39,2 Milliarden Franken ab. Unter dem Strich stand im zweiten Quartal ein Nettoverlust von 9,3 Milliarden Franken.

UBS-Vertreter deuteten an, dass die Credit Suisse im Heimmarkt auch in Zukunft einen schweren Stand gehabt hätte. Zum Schluss sei die vollständige Integration die einzige Option gewesen.

Die CS Schweiz galt angesichts der vergleichsweise hohen und stabilen Gewinne als Kronjuwel der Credit Suisse, Analysten veranschlagten den Wert auf bis zu 16 Milliarden Franken. Die UBS kaufte die gesamte Credit Suisse für lediglich drei Milliarden Franken und damit einen Bruchteil des Eigenkapitals. Der entsprechende Buchgewinn aus der Transaktion sorgte dafür, dass der Konzern im zweiten Quartal einen Rekordgewinn von 29 (Vorjahresperiode 2,1) Milliarden Dollar einfuhr. Das Kerngeschäft mit Millionären und Milliardären lief überraschend gut; im sogenannten Global Wealth Management sammelte die UBS 16 Milliarden Franken an neuem Geld ein, der beste Wert in einem zweiten Quartal seit mehr als zehn Jahren. In den Monaten Juli und August sammelte das kombinierte Vermögensverwaltungsgeschäft von UBS und CS acht Milliarden Dollar ein.

Ermotti hat einen Lauf

Zuvor hatten Experten erwartet, dass die Credit-Suisse-Integration auch dem eigenen Geschäft zusetzen könnte. In solchen Fällen kümmern sich Mitarbeiter oft mehr um die Sicherung der eigenen Position als um die Kunden. Reiche und Superreiche, die in der Vergangenheit Konten bei beiden Instituten hatten, könnten zudem versucht sein, ihre Bankbeziehungen wieder breiter aufzustellen.

Doch Konzernchef Ermotti, der eigens für die Credit-Suisse-Integration zur UBS zurückgeholt wurde, hat einen Lauf. Das Mammutprojekt läuft bisher nach Plan, parallel konnte er mehrere wichtige Rechtsfälle abhaken. Der größte Erfolg war aber wohl der kürzliche Verzicht auf ein staatliches Sicherheitsnetz im Gesamtvolumen von bis zu 209 Milliarden Franken. Damit hat die Bank gegenüber der Politik viel Handlungsspielraum gewonnen. Das hat es Ermotti wohl erleichtert, die 1856 vom Unternehmer Alfred Escher als Schweizerische Kreditanstalt gegründete Credit Suisse zu Grabe zu tragen. Gleichzeitig honorieren die Anleger, dass die UBS die mit der Credit Suisse verbundenen Risiken im Griff hat und die Staatsgarantien deshalb nicht mehr braucht. Die UBS-Aktien haben seit der Ankündigung der Übernahme 30 Prozent an Wert gewonnen und liegen knapp unter dem höchsten Kurs seit 2008.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusLuftfahrt
:Was hinter dem überraschenden Comeback der "A380" steckt

Vor nicht allzu langer Zeit wollte niemand etwas von dem Riesenjet wissen: zu groß, zu teuer, zu umweltschädlich. Doch nun reaktivieren viele Airlines ihre "A380" - aus purer Verzweiflung.

Von Jens Flottau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: