Lira-Krise:Türkische Notenbank hebt Leitzins an - Lira-Verfall vorerst gestoppt

  • Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins deutlich angehoben und sich damit den Forderungen von Präsident Erdoğan widersetzt.
  • Die türkische Währung Lira, die zuletzt massiv an Wert verloren hatte, legte nach der Ankündigung deutlich zu.
  • Erdoğan hatte die Notenbank zuvor unter Druck gesetzt, die Zinsen zu senken. Er fürchtet, dass höhere Zinsen die Konjunktur schwächen.

Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins um 6,25 Prozentpunkte auf 24 Prozent angehoben. Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte zuvor eine Senkung der Zinsen gefordert. Die Lira legte nach der Ankündigung deutlich zu, gegenüber dem Dollar gewann sie zwischenzeitlich fünf Prozent an Wert. Die Entscheidung wird als Zeichen gewertet, dass die Notenbank weiter unabhängig von Erdoğan agieren kann.

Die Zinsentscheidung war mit Spannung erwartet worden. Fachleute empfehlen einen solchen Schritt schon lange, um die hohe Inflation sowie den Absturz der Lira zu stoppen. Seit Jahresbeginn hat die türkische Währung mehr als 40 Prozent ihres Wertes gegenüber dem Dollar eingebüßt. Für viele türkische Bürger und Unternehmen, die sich in westlichen Währungen verschuldet haben, ist das ein riesiges Problem. Das Zurückzahlen der Kredite wird für sie immer teurer.

Präsident Erdoğan, der nach Ansicht von Beobachtern zunehmend Einfluss auf die eigentlich unabhängige Notenbank ausübt, hatte die Notenbank am Donnerstag erneut kritisiert und eine Senkung der Zinsen gefordert. Eine Erholung des Lira-Kurses ist zwar in seinem Interesse. Erdoğan fürchtet jedoch, dass höhere Zinsen die Konjunktur abwürgen könnten.

Um die eigene Währung zu stützen, griff Erdoğan zuletzt immer wieder zu umstrittenen Maßnahmen. Am Donnerstagmorgen entschied seine Regierung, dass türkische Bürger ihre Immobiliengeschäfte nicht mehr mit Devisen abwickeln dürfen. Zuvor hatte er die Türken mehrfach dazu aufgerufen, Dollar- und Euro-Reserven in Lira umzutauschen.

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