Treuhand für Opel:"Ein Dogma, das sich selbst widerspricht"

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Die Lehre vom reinen Markt: Mit dem ins Spiel gebrachten Treuhänder für Opel betreibe der Bund Augenwischerei, wettert Autoexperte Dudenhöffer.

P. Katzenberger

Die Namensliste wird lang: Fiat, Magna, RHJ International und Ripplewood - kaum ein Tag vergeht, an dem nicht eine neue mögliche Lösung zur Rettung von Opel präsentiert wird. Als neuesten Punkt dieses Aktionsprogramms schloss Wirtschaftsminister Guttenberg nun die zwischenzeitliche Übernahme des Rüsselsheimer Autoherstellers durch einen Treuhänder nicht aus.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer plädiert für eine staatliche Beteiligung bei Opel. (Foto: Foto: dpa)

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen hält den jüngsten Vorschlag der Bundesregierung in der Causa Opel allerdings nicht für tragfähig: "Es wird doch immer deutlicher, dass die Berliner auf Zeit spielen", sagte er zu sueddeutsche.de.

Denn die Bundesregierung bringe diese Option nur ins Spiel, um nach außen nicht zugeben zu müssen, dass eine Verstaatlichung Opels kaum zu umgehen sei: "Wenn man bedenkt, dass die Regierung für die Hypo Real Estate sogar ein eigenes Verstaatlichungsgesetz geschaffen hat, wird hier das Dogma von der reinen Marktlehre hochgehalten, das sich selbst widerspricht."

"Marginaler Unterschied"

De facto bestünde zwischen einem Treuhandmodell für Opel und einer Verstaatlichung der General-Motors-Tochter aber nur ein "marginaler" Unterschied: Die Milliardenhilfen, die von Berlin in jedem Fall erwartet würden, wären im einen Fall eine Beteiligung, während sie im anderen Fall zunächst als Kredit vergeben werden könnten.

Ob der Steuerzahler am Schluss für das Geld gerade stehen müsse, hänge aber nicht von diesem rechtlichen Unterschied ab, sondern davon, ob Opel erfolgreich saniert werden könne, erklärt Dudenhöffer: "Wenn Opel pleite gehen sollte, dann ist auch das Geld des Treuhänders vermutlich verloren."

Der große Nachteil der Treuhandlösung bestehe allerdings darin, dass sich die Amerikaner mit ihr nur schwer anfreunden könnten. Schließlich stehe die Opel-Muttergesellschaft General Motors (GM) kurz davor, einen Antrag nach Chapter 11 des amerikanischen Insolvenzrechtes zu stellen. "Wenn da nur wenige Tage zuvor ganze Unternehmensteile an einen Treuhänder übergeben werden, müssen die sich schon fragen lassen, ob sie die Insolvenzmasse nicht unzulässigerweise vermindert haben."

"Die nächste Milliarde"

Bei einem Staatseinstieg Deutschlands bei Opel entstünde dieses Problem für General Motors hingegen nicht: "Das ist ein Verkauf, für den sie einen Gegenwert erhalten, das können sie immer machen", so Dudenhöffer.

Dass sich der Staatskredit, der dem etwaigen Treuhänder in Aussicht gestellt worden sei, lediglich auf eine Milliarde Euro belaufe, sei ebenfalls Augenwischerei, entrüstet sich der Experte: "Was passiert denn, wenn der Treuhänder nach einem Monat kommt und sagt 'Die Milliarde reicht nicht'? Ich kann es Ihnen sagen: Er bekommt die nächste Milliarde."

Ein Einstieg bei Opel sei für die Bundesregierung daher die wesentlich sauberere Lösung. Dafür seien zwar wohl die 3,3 Milliarden Euro nötig, die Opel bereits Ende vergangenen Jahres erbeten habe. "Doch dafür haben sie dann Zeit, in Ruhe nach dem besten Investor zu suchen."

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