Magna forciert Übernahme von Opel:Mit russischem Geld zur Macht

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Der Kampf um Opel spitzt sich zu: Das Konsortium um den Zulieferer Magna könnte nun doch die Mehrheit am Autohersteller übernehmen - dank finanzstarker Russen.

Heftiger Gegenwind für Fiat: Der kanadisch-österreichische Zulieferer Magna konkretisiert seine Übernahmepläne für Opel - und könnte nun, anders als bislang geplant, zum Mehrheitseigner aufsteigen.

Opel-Produktion im polnischen Gliwice: Der Zulieferer Magna will jetzt doch die Mehrheit am deutschen Autobauer übernehmen. (Foto: Foto: Reuters)

Bislang hatte sich Magna einen Anteil von bis zu 50 Prozent zum Ziel gesetzt. Doch jetzt will das Unternehmen wohl sogar die Mehrheit an Opel übernehmen.

Das ist nun möglich, weil die russische Sberbank als Partner von Magna, die bislang nur etwa 30 Prozent von Opel übernehmen wollte, nun ihren Anteil an der neuen Gesellschaft aufstocken möchte. Das sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen dem Handelsblatt. Magna selbst will weiterhin weniger als 20 Prozent übernehmen.

Magna-Konzept noch diese Woche

In Regierungskreisen hieß es indes einschränkend, die "Halbwertszeit" von Vorschlägen diverser Investoren "sei nicht besonders hoch". Noch sei der neue Plan nicht endgültig fixiert, hieß es auch in Unternehmenskreisen. Sprecher von Opel und Magna wollten die Informationen nicht kommentieren. Die Sberbank selbst äußerst sich bislang überhaupt nicht zu dem Thema.

Das neue Konzept von Magna soll möglicherweise bereits diese Woche in Berlin vorgelegt werden. Während Manager der Opel-Mutter sich von eigenen Aktien ihres Unternehmens trennten, verlangte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schnelle und konkrete Konzepte.

Um im Falle einer Insolvenz von General Motors (GM) handlungsfähig zu bleiben, sprach sich der Minister nach einem Treffen mit Gewerkschaftern und dem Opel-Betriebsrat erneut für ein Treuhändermodell aus. Damit könnte ein direkter Einstieg des Staates bei Opel vermieden werden.

Offenbar sollen bei dem Magna-Konzept auch die Opel-Händler mit zehn Prozent der Anteile ins Boot geholt werden. Der Muttergesellschaft GM bliebe an der neuen Gesellschaft eine Beteiligung zwischen 35 bis 40 Prozent - und damit deutlich mehr, als Fiat bisher den Amerikanern einräumen will.

Finanzinvestoren interessiert

Die Opel-Händler selbst haben nach Angaben ihres Verbandes Euroda bislang keine Präferenz für einen Interessenten. "Wir müssen erst verhandeln", sagte der Euroda-Chef Jaap Timmer. Zunächst wolle sich der Verband am Freitag auf einer Versammlung in Wien bei seinen Mitgliedern die Zustimmung für eine Kapitalbeteiligung holen. Erst danach könnten Verhandlungen mit anderen Opel-Investoren beginnen. "Ab nächster Woche können wir dann starten", sagte Timmer.

Bei dem Treffen in Wien will der Verband mit seinen Mitgliedern auch Details für einen Einstieg der Händler klären. Sie wollen auf europäischer Ebene drei Jahre lang für jeden verkauften Neuwagen 150 Euro in einen Fonds einzahlen, der sich dann für 400 bis 500 Millionen Euro mit bis zu 20 Prozent an Opel beteiligen soll.

Gemeinsam mit den Opel-Arbeitnehmern peilen sie eine Sperrminorität an dem neuen Opel-Konzern an. Unklar ist noch, wann der Einstieg der Händler erfolgen kann. Eine große Mehrheit der Länder, in denen Opel vertreten ist, habe dem Konzept aber bereits zugestimmt, sagte Timmer.

An einem Einstieg bei Opel hat neben Fiat und einem Konsortium um Magna Kreisen zufolge auch der Finanzinvestor RHJ International Interesse gezeigt. Nach ersten Gesprächen werden die Erfolgschancen von RHJ aber von beiden Seiten wohl als sehr gering eingeschätzt. Außerdem signalisierte einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zufolge auch der Finanzinvestor Ripplewood Interesse. Allerdings machte die Bundesregierung bereits klar, dass sie eher an einer industriellen Lösung für Opel interessiert ist.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/Reuters/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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