Sommer 1989: Ulrike Draesner diskutiert in einem Seminarraum der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität mit Studierenden der Germanistik über den "Tristan" des Mittelalter-Dichters Gottfried von Straßburg. Es geht in den Versen um höfische Konventionen, Minnesang, Liebeskonflikte - Vorbild für Richard Wagners Oper "Tristan und Isolde". Die damals 27-jährige Uni-Assistentin verfasst längst selbst lyrische Texte. Da die gebürtige Münchnerin schon als Kind gerne Geschichten geschrieben hat, verabschiedet sich die Philologin nach der Promotion von der akademischen Laufbahn, will ihrem Drang nachgeben, will es probieren, will nur noch schreiben. Jetzt oder nie, denkt sie sich. "Die Möglichkeit, Schriftstellerin zu werden, gab es eigentlich in meiner Familie nicht", sagt sie, dafür habe auch das Geld gefehlt. "Und was mir aus der Literaturgeschichte entgegenkam, war männlich und tot."
Traumjobs - so sind sie wirklich:"Schreiben ist ein einsames Geschäft"
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Schriftsteller gibt es viele, doch wenige können allein vom Bücherschreiben leben. Zu Besuch bei einer Autorin, die es versucht hat - und die weiß, welche ungewöhnlichen Begabungen man dafür braucht.
Von Dieter Sürig
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