Industriepolitik:"Grüner" Stahl: EU-Kommission erlaubt Milliarden-Beihilfen für Thyssenkrupp

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Ein Stahlarbeiter in einem Duisburger Hochofen. Noch verursacht die Stahlproduktion sehr viel Kohlendioxid-Ausstoß. Neue Anlagen sollen die Emissionen reduzieren. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Der Konzern will 2026 in Duisburg eine Anlage eröffnen, in der mit deutlich weniger CO₂-Ausstoß als bisher Stahl produziert werden kann. Wirtschaftsminister Habeck begrüßt die Entscheidung.

Die EU-Kommission hat deutsche Milliarden-Beihilfen zum Bau einer Großanlage für die Herstellung von klimafreundlicherem Stahl durch Thyssenkrupp genehmigt. Konkret gehe es um Unterstützung in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro, teilte die EU-Kommission mit.

Die Hilfen sind zweigeteilt. Zuschüsse von bis zu 550 Millionen Euro sollen in den Bau und die Montage der Anlage fließen. Mit den restlichen bis zu 1,45 Milliarden Euro der Beihilfen soll ein Mechanismus finanziert werden, der in den ersten zehn Jahren des Betriebs der neuen Anlage Mehrkosten decken soll.

Thyssenkrupp ist Deutschlands größter Stahlhersteller. In Duisburg will das Unternehmen eine sogenannte Direktreduktionsanlage bauen, mit der "grüner" Stahl hergestellt werden kann. Sie soll mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff betrieben werden und so den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Stahlerzeugung deutlich verringern. Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund wollen die Anlage, die 2026 in Betrieb gehen soll, fördern. Der Bau hat allerdings noch nicht begonnen.

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Für den Betrieb der Anlage soll anfangs noch Erdgas verwendet werden. Bis zum Jahr 2037 wird das Erdgas dann vollständig durch erneuerbaren Wasserstoff ersetzt. Während der gesamten Lebensdauer der Anlage kann laut der EU-Kommission die Freisetzung von mehr als 58 Millionen Tonnen CO₂ vermieden werden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat die Genehmigung der Beihilfen begrüßt. "Es ist ein richtig guter Tag, der zeigt, dass das Industrieland Deutschland eine grüne Zukunft hat", sagte Habeck, der derzeit in Indien auf Dienstreise ist. Die Anlage in Duisburg sei eines größten industriepolitischen Projekte der kommenden Jahre. "Es beweist auch die Standorttreue der energieintensiven Industrien, die sagen, wir wollen in Deutschland bleiben, wir wollen hier transformieren", so der Wirtschaftsminister.

Thyssenkrupp hat sich der EU-Kommission zufolge verpflichtet, Erkenntnisse, die beim Bau und im Betrieb der Anlage gewonnen werden, aktiv an die Wissenschaft weiterzugeben. In Deutschland wollen auch noch andere Stahlerzeuger ähnliche Anlagen bauen. Die Firma Salzgitter hat bereits im April einen Förderbescheid über eine Milliarde Euro erhalten.

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