Tesla:Insider: Musk setzt auf Robotaxis statt auf preiswerte Elektroautos

Lesezeit: 3 Min.

Tesla-Chef Elon Musk will sein Robotaxi am 8. August vorstellen. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Besonders in Deutschland schwächelt Teslas Absatz. Doch statt preisgünstige Elektroautos für den Massenmarkt zu bauen, soll Elon Musk Berichten zufolge nun ganz auf Robotaxis setzen.

Tesla will sein seit Langem in Aussicht gestelltes Robotaxi am 8. August vorstellen. Firmenchef Elon Musk kündigte die Präsentation des Robotaxi des US-Autobauers am Freitag auf seiner Online-Plattform X an. Weitere Details wurden bislang nicht bekannt gegeben. Das autonome Fahrzeug soll auf einer neuen technischen Plattform basieren, die die Produktion effizienter und kostengünstiger machen soll.

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Musk verspricht schon seit Jahren, dass Teslas autonom fahren werden - und dies den Wert der Wagen und das Geschäftsmodell radikal verändern werden. Bisher ist die "Autopilot"-Technik in Teslas Elektroautos lediglich ein Fahrassistenz-System, das Kontrolle und Eingreifen durch einen Menschen am Steuer erfordert.

Anders als bereits aktive Robotaxi-Anbieter wie die Google-Schwesterfirma Waymo beteuerte Musk stets, er wolle nur Kameras einsetzen und auf die teureren Laser-Radare verzichten, die die Umgebung von Fahrzeugen abtasten. Dieser Ansatz ist bei Fachleuten umstritten. In der Vergangenheit kam es zu Unfällen, nachdem "Autopilot"-Kameras von der Sonne geblendet wurden - während die Fahrer sich zu sehr auf die Technik verließen. Es ist unklar, ob Musk die Robotaxis weiterhin nur mit Kameras fahren lassen will.

Pläne für preisgünstiges Elektroauto begraben?

Insidern zufolge hat Tesla dagegen sein Vorhaben begraben, ein preisgünstiges Elektroauto für den Massenmarkt zu bauen. Zwei mit den Plänen vertraute Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, sie hätten von der Entscheidung in einem Meeting mit Mitarbeitern erfahren. Einer der Insider sagte, das Treffen habe es bereits Ende Februar gegeben.

Die Anweisung von Musk laute nun, ganz auf Robotaxis zu setzen. Auch die Insider würden nicht alle Gründe für die Entscheidung kennen. Die Kehrtwende wird aber zu einem Zeitpunkt bekannt, an dem Tesla weltweit im scharfen Wettbewerb mit Rivalen aus China steht, die den Markt zum Teil mit Autos für nur 10 000 Dollar fluten.

Tesla reagierte bislang nicht auf die Anfrage nach einer Stellungnahme. Nach Veröffentlichung des Reuters-Berichts schrieb Musk auf seiner Kurznachrichten-Plattform X "Reuters lügt (wieder)", ohne weiter darauf einzugehen.

Musk hat über Jahre immer wieder erklärt, Tesla wolle erschwingliche Elektroautos für die breite Masse bauen. Sein erster "Masterplan" aus dem Jahr 2006 sah vor, zunächst Luxusmodelle zu produzieren und dann mit den Gewinnen ein "preiswertes Familienauto" zu finanzieren. Das derzeit günstigste Tesla-Modell, die Limousine Model 3, kostet in den USA etwa 39 000 Dollar. Das "Billig"-Modell, manchmal "Model 2" genannt, sollte bei etwa 25 000 Dollar beginnen. Erst im Januar hatte Musk gesagt, Tesla wolle die Produktion dieses Modells in Texas in der zweiten Jahreshälfte 2025 aufnehmen.

Nun auf Robotaxis zu setzen, ist laut Experten riskant. Die Umsetzung des Vorhabens der fahrerlosen Roboter könne länger dauern, bedeute eine größere technische Herausforderung und ein größeres Risiko bei der behördlichen Zulassung. Ein Insider sagte, die neuen Robotaxi-Pläne sähen vor, diese in wesentlich geringerer Stückzahl zu bauen als das zunächst geplante Model 2.

Tesla hatte zuletzt jahrelang an der Entwicklung seines Cybertrucks gearbeitet, einem teuren Elektro-Pickup. In der Zeit haben sich Hersteller aus China bei günstigen E-Autos nach vorn geschoben, Marktanteile erobert und Größenvorteile erzielt. Sie bieten Preise an, mit denen westliche Autohersteller nur schwer mithalten können.

Die Pläne für den erschwinglichen Tesla galten als Schlüssel zur Verwirklichung von Musks Ambitionen für das Umsatzwachstum. Im Jahr 2020 hatte er gesagt, bis 2030 wolle Tesla 20 Millionen Fahrzeuge pro Jahr verkaufen - doppelt so viele wie aktuell der weltgrößte Autohersteller Toyota. Wird das Model 2 nicht gebaut, wäre offener denn je, wie Musk sein Ziel erreichen will.

Einer Tesla-Mail vom 1. März zufolge, die Reuters einsehen konnte, dankte ein Manager den technischen Mitarbeitern des Projekts für ihre Bemühungen und forderte sie auf, ihre Erkenntnisse zu dokumentieren.

Teslas Absatz schwächelt in Deutschland besonders

In Deutschland hat Tesla schon länger größere Probleme als auf dem Weltmarkt. Das zeigen Absatzzahlen des Autoindustrie-Portals Marklines, die dem Spiegel vorliegen. Demnach verkaufte Tesla bereits 2023 weniger Autos als im Jahr zuvor - gegen den Trend anderer europäischer E-Auto-Märkte.

Hatte Tesla 2022 noch 69 900 Autos in Deutschland ausgeliefert, waren es 2023 nur noch 63 600. In den Niederlanden dagegen vervierfachte Tesla 2023 seinen Absatz, auf 19 600 Autos. Frankreich holte mit 63 100 verkauften Modellen beinahe Deutschland als größten Tesla-Absatzmarkt in Europa ein. Weltweit steigerte der Autobauer seine Verkäufe 2023 noch um ein Drittel, erst im Auftaktquartal 2024 brachen sie ein. Das Ausmaß der Schwäche hierzulande überrascht, zumal der deutsche Gesamtmarkt für E-Autos 2023 noch wuchs.

Deutschlands Marktführer, der VW-Konzern, steigerte 2023 mit Töchtern wie Audi, Škoda und Seat seinen Absatz von 120 200 auf 146 800 E-Autos. 2024 rutscht der Tesla-Absatz weiter ab: Im Januar und Februar verkaufte der E-Auto-Bauer, der sein einziges europäisches Werk in Grünheide nahe Berlin betreibt, nur noch 9200 Fahrzeuge. In der Vorjahresperiode waren es noch 11 900.

Die Entscheidung der Bundesregierung, die Kaufprämie für E-Autos Mitte Dezember zu streichen, kann Teslas Absatzminus zum Jahresbeginn nicht allein erklären. Andere Hersteller steigerten zeitgleich ihren Absatz in Deutschland.

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