Tesla:Batterien in Brandenburg? Machen wir später

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Die Gigafactory Berlin-Brandenburg von Tesla. Die Batteriezellfertigung hier sei derzeit noch nicht vollumfänglich in Betrieb, so das Unternehmen. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

"Die größte Batteriefabrik der Welt": So hatte Elon Musk das Werk in Grünheide einst angekündigt. Doch so schnell wird das nun wohl doch nichts. Woanders lockt das Fördergeld.

Von Christina Kunkel

Tesla zögert seine Pläne zur Herstellung kompletter Batterien in Deutschland hinaus. Eigentlich sollten im brandenburgischen Grünheide nicht nur Elektroautos gebaut werden, sondern auch die Batterien dafür. Doch damit will der Konzern offenbar noch länger warten - und stattdessen erstmal seine Kapazitäten in den USA ausbauen. Die Steuererleichterungen des Inflation Reduction Acts (IRA) hätten die Pläne beeinflusst - und zwar insofern, "dass der Fokus der Zellfertigung auf den Fertigungsstätten in den USA liegt", teilt Tesla auf SZ-Anfrage mit. Mit dem IRA versucht die US-Regierung, Unternehmen mit großzügigen Förderungen ins Land zu locken. Und zwar vor allem solche, die in grüne Technologien investieren.

Das bedeute nicht, dass Tesla die Pläne in Deutschland aufgebe, schreibt das Unternehmen. Stattdessen gehe es darum, "zu priorisieren." Und auch im brandenburgischen Wirtschaftsministerium versucht man, die neuen Entwicklungen etwas herunterzuspielen: "Der Standort Grünheide inklusive der Batteriezellfertigung bleibt in Aufbau und mit seinen Arbeitsplätzen so erhalten", heißt es dort. Und Tesla erklärt: "Wir haben in der Gigafactory Berlin-Brandenburg mit der lokalen Montage von Batteriesystemen begonnen und befinden uns im Produktions-Hochlauf." In naher Zukunft würden diese auch in den in Grünheide bei Berlin gefertigten Fahrzeugen verbaut werden. Die Batteriezellfertigung dort sei derzeit noch nicht vollumfänglich in Betrieb. Für Einzelkomponenten wie die Elektroden seien die Produktionsvorbereitungen in vollem Gange. Hierzu zähle auch der Versand der Elektroden in die USA.

Die hohen Strompreise in Deutschland könnten die Zellfertigung hierzulande abwürgen

"Das sind schlechte Nachrichten", sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR). Aufschieben - oder anderes "priorisieren", wie Tesla es nennt - sei oft nur der erste Schritt. Ob Elon Musk jemals die komplette Batterie in Deutschland bauen lässt, sei fraglich. Dabei gehe es nicht nur um die üppigen Fördergelder in den USA, wegen derer der Elektroautobauer seine Batteriezellen erst einmal schwerpunktmäßig dort fertigen will. "Die hohen Energiepreise in Europa, vor allem in Deutschland, werden immer mehr zum riesigen Problem", sagt Dudenhöffer.

Die Batterieproduktion, besonders die Zellfertigung, braucht enorm viel Energie. "Jeder Cent, den die Kilowattstunde Strom schwankt, macht da im Jahr gleich mehr als 100 Millionen Euro Betriebskosten aus", beschrieb VW-Finanzchef Arno Antlitz zuletzt im SZ -Interview die Auswirkungen der Energiepreise auf die Batteriezellherstellung in Deutschland. Volkswagen baut gerade in Salzgitter eine große Batteriefabrik, weitere sollen in Spanien und Schweden entstehen. CATL aus China hat im Dezember bereits mit der Batteriezellproduktion in Thüringen begonnen. In Schleswig-Holstein droht die Ansiedlung einer Batteriezellfertigung der schwedischen Firma Northvolt gerade an den hohen Strompreisen zu scheitern.

Dabei ist es erklärtes Ziel der EU, wichtige Komponenten wie Batterien für Elektroautos in den Mitgliedsstaaten bauen zu lassen, um unabhängiger von Importen aus China zu werden. Auch viele Autohersteller haben ihre Elektro-Strategie mittlerweile geändert: Wollten sie vor wenigen Jahren ihre Batterien noch möglichst fertig einkaufen, investieren sie jetzt selbst in eigene Batteriefabriken.

Doch hat Tesla nicht auch für sein Großprojekt in Grünheide Geld vom Staat bekommen? Womöglich sogar gekoppelt an den Plan, dort auch komplette Batterien zu bauen? "Die Tesla-Fabrik in Grünheide hat ja noch keine Bundesmittel erhalten, sondern es besteht ein Antrag", erklärte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums dazu. Das Ministerium kenne die Presseberichte zur Batteriefertigung natürlich. "Wir sind noch dabei aufzuklären, was dahinter ist."

Tesla-Firmenchef Elon Musk hatte das Werk in Grünheide einst als größte Batteriefabrik der Welt angekündigt. Bei der Eröffnung im März 2022 sagte er, das Batteriewerk werde bis Ende 2023 die Serienproduktion erreichen. Doch Tesla hat aktuell Schwierigkeiten, die Produktion der neuen 4680-Batteriezellen in seinen Fabriken in Fremont (Kalifornien) und Austin (Texas) hochzufahren, was Experten auf neue und unerprobte Techniken zurückführen. Ende Januar hatte der Elektroautobauer angekündigt, dass er mehr als 3,6 Milliarden Dollar in die Erweiterung seines Gigafactory-Komplexes in Nevada investieren werde, um zwei neue Fabriken zu errichten - eine für die Massenproduktion des lange verzögerten Elektro-Lkw Semi und die andere für die Herstellung der Batteriezelle 4680.

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