Tengelmann:Brandbrief an den BGH

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Die Lage bei Tengelmann wird immer dramatischer: Umsätze sinken, Mitarbeiter gehen, Lieferanten machen Ärger. Die Anwälte wollen den BGH nun dazu veranlassen, rasch den Stopp der Fusion von Kaiser's Tengelmann mit Edeka zu überprüfen.

Von Michael Kläsgen, München

Die wirtschaftliche Lage der Supermärkte von Kaiser's Tengelmann wird immer prekärer. "Die Umsätze in den Filialen sind stark rückläufig", heißt es in einem Schreiben der Anwälte des Unternehmens an den Bundesgerichtshof (BGH). Für die Kette werde es immer schwieriger "einen ordentlichen Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten". Kaiser's habe mit den Abgängen qualifizierter Mitarbeiter zu kämpfen. Einige Märkte seien personell "stark unterbesetzt", heißt es in dem Schreiben, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Die Verbraucher wendeten sich von Kaiser's Tengelmann ab, die Lieferanten verweigerten der Kette "wettbewerbsfähige Beschaffungskonditionen". Mietverträge würden nicht verlängert, da Kaiser's "kein verlässlicher Partner mehr ist".

Die Supermarktkette wird von Vermietern nicht mehr als verlässlicher Partner angesehen

Die Anwälte wollen den BGH mit dem Schreiben dazu veranlassen, rasch den Stopp der Fusion von Kaiser's Tengelmann mit Edeka zu überprüfen. Das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hatte den Stopp Mitte Juli im Eilverfahren erwirkt. Die nächste Sitzung des BGH ist für den 15. November anberaumt. Am Tag darauf findet die mündliche Verhandlung vor dem OLG Düsseldorf im sogenannten Hauptsacheverfahren statt. Dabei dürfte es bei dem Stopp bleiben. Karl-Erivan Haub, der Eigentümer der Supermarktkette, will deswegen nicht länger auf eine Entscheidung des BGH warten, bestätigten mehrere Quellen. Er wolle dem Aufsichtsrat am 23. September vorschlagen, die Kette zu zerschlagen, hieß es. Also vom Kaufvertrag mit Edeka zurücktreten, Teile der Firma verkaufen und den Rest im Rahmen einer Planinsolvenz abwickeln. Die Gewerkschaft Verdi versucht derweil, die Vertreter Tengelmanns, Edekas und des Konkurrenten Rewe an einen Tisch zu bringen, um die Zerschlagung noch abzuwenden. Trotz der bereits mit Edeka geschlossenen Tarifverträge besteht Verdi nicht auf einer Fusion von Kaiser's Tengelmann mit Edeka. "Wir haben uns während des gesamten Verkaufsprozesses nie für ein einzelnes Unternehmen ausgesprochen", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger zur SZ. "Das gilt auch weiterhin."

© SZ vom 15.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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