Telekommunikation:Telecom Italia trennt sich vom Festnetz

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Telefonzellen am Gardasee in Italien. (Foto: Monika Wirth/picture alliance)

Der einstige Monopolist will die Sparte für bis zu 22 Milliarden Euro an den US-Investor KKR verkaufen. Doch der größte Aktionär leistet Widerstand.

"Pronto" - wenn sich Italiener am Telefon melden, tun sie das zu fast 90 Prozent über ein Netz: das der Telecom Italia (TI), des einstigen Monopolisten. Dem aber geht es schlecht: 26 Milliarden Euro Schulden hat TI angehäuft, und es werden immer mehr. Nun soll ein Verkauf an den amerikanischen Investor KKR das Unternehmen retten - bis zu 22 Milliarden Euro soll der Deal einbringen. Und TI, so der Plan von Vorstandschef Pietro Labriola, würde sich dann auf das Dienstleistungsgeschäft konzentrieren. Am Wochenende hat der Verwaltungsrat der Telecom Italia dem Vorhaben bereits zugestimmt.

Ob das Geschäft aber tatsächlich zustande kommt, wird möglicherweise vor Gericht entschieden: Der größte Anteilseigner, der französische Medienkonzern Vivendi, will mit juristischen Mitteln dagegen vorgehen. Nicht etwa, weil man dagegen wäre, dass der frühere Staatskonzern TI sozusagen das Tafelsilber verkauft. Vivendi findet, man habe die Festnetzsparte zu billig hergegeben. Nicht 22 Milliarden Euro oder noch weniger, sondern 31 Milliarden Euro sei das Festgeschäft von TI wert, heißt es aus Paris. Die Festnetzsparte bewertet KKR laut seinem Angebot inklusive Schulden mit 18,8 Milliarden Euro. Der Preis könne aber unter bestimmten Bedingungen auf 22 Milliarden Euro steigen.

Und Vivendi ist nicht der Einzige, dem das Geschäft mit den Amerikanern nicht gefällt. Einige kleinere Anteilseigner hatten vorgeschlagen, das Inlandsfilialgeschäft und die begehrte brasilianische Tochter TIM Brasil zu verkaufen. Einem ehemaligen TI-Manager zufolge könnten hierbei mindestens 16 Milliarden Euro in die Kasse kommen. Der Anlageberater Merlyn, der diese Aktionärsgruppe vertritt, behielt sich ebenfalls rechtliche Schritte vor.

Die Regierung Meloni ist dafür

Zweitgrößter TI-Eigner nach Vivendi ist die italienische Staatsbank CDP mit knapp zehn Prozent. Sie ist darüber hinaus Mehrheitsaktionär beim Glasfasernetzbetreiber Open Fiber. Dieser sollte ursprünglichen Plänen zufolge mit der TI-Festnetzsparte verschmolzen werden. Italien unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni betrachtet das Glasfasernetz als strategisch wichtig und will die Kontrolle darüber behalten. Der Staat plant deshalb eine Beteiligung von 15 bis 20 Prozent an der Festnetzsparte. Ende 2022 hatte Meloni einen Plan ihres Vorgängers Mario Draghi auf Eis gelegt. Dieser sah vor, dass CDP die TI-Festnetzsparte komplett übernimmt und anschließend mit dem kleineren Rivalen Open Fiber fusioniert. KKR hat sich bereits mit etwa zwei Milliarden Euro an der Fiber Cop, der TI-Breitbandsparte, beteiligt.

TI versucht bereits seit Monaten, die Festnetzsparte zu verkaufen. Vorausgegangen waren jahrelange Diskussion um den besten Weg, den schwächelnden Telekommunikationsanbieter zu sanieren. Leicht ist das nicht: Italien hat schließlich einen der meistumkämpften Telekommunikationsmärkte Europas. Festnetz-Glasfaseranschlüsse gibt es dort für um die 20 Euro. Beim Mobilfunk macht der französische TI-Konkurrent Iliad den italienischen Anbietern das Leben mit Kampfpreisen schwer, seit er 2018 in diesen Markt einstieg.

© SZ/dpa/Reuters/Bloomberg/ma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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