ÆRTH: Adina Popescu will Blockchain für den Umweltschutz nutzen
Blockchain ermöglicht es, digitale Vorgänge nachvollziehbar und fälschungssicher zu machen, seien es Finanztransaktionen oder auch der Austausch wissenschaftlicher Daten. Und zwar ohne, dass große Institutionen wie Banken oder Regierungen als Mittelsmänner daran beteiligt sind. Das Verfahren kann also für Transparenz und Unabhängigkeit im Netz sorgen - wenn es für einen guten Zweck eingesetzt wird. Adina Popescu will Blockchain nun für den Umweltschutz nutzen. Die gebürtige Rumänin ist studierte Philosophin, beschäftigt sich inzwischen aber hauptsächlich mit Technologie.
Für die US-amerikanische Umweltorganisation Conservation International produzierte sie beispielsweise 360-Grad-Videos, um den Zustand der Erde besser erfahrbar zu machen. "Doch ich habe gemerkt, dass es nicht reicht, Menschen die Zerstörung unseres Planeten auf diese Art vor Augen zu führen", sagt sie. Deshalb baut sie gerade an einer Blockchain-Lösung, um Klima- und Umweltdaten verlässlicher und transparenter zu machen. Die Vision: ein interaktives 4-D-Modell der Erde, das in Echtzeit den Zustand des Planeten aufzeigt. Als Grundlage sollen unparteiisch erhobene Daten und deren Verifizierung dienen. Marktreif ist ÆRTH, wie sie ihr Projekt nennt, noch nicht.
Doch das Potenzial, die Welt mit Blockchain gerechter zu machen, sei enorm: "Blockchain ist eine Revolution", sagt Adina Popescu. Die Technologie werde "ebenso starke gesellschaftliche Auswirkungen mit sich bringen wie das Internet bei dessen Einführung." Die Technologie habe lediglich einen schlechten Ruf, weil sie mit Bitcoin und Co. bislang vor allem im Bereich der Währungsspekulation eingesetzt wird und sehr viel Strom benötigt.
Moderne Blockchains seien hingegen energie-effizienter und könnten in vielen Bereichen positive Veränderungen bewirken. Projekte in den USA arbeiteten daran, via Blockchain die Krankenversicherung neu zu strukturieren, andere an der gerechteren Vergütung von online vertriebener Musik. Und vor allem: an der Sicherung der eigenen, personenbezogenen Daten, was momentan eine der größten Herausfor-derungen des Internets darstellt. Was sich ebenfalls ändern sollte: "mehr Frauen, die sich mit der Technologie auseinandersetzen", sagt Popescu.
Trace: Alexandra Wrage bekämpft Korruption digital
Bei Bestechung geht es um ungleich verteilte Macht: Die Mächtigen verlangen Geld von den weniger Mächtigen. Frauen sind in vielen Ländern besonders davon betroffen, weiß Alexandra Wrage, 54, Präsidentin der internationalen Anti-Korruptions-plattform TRACE. "Es gibt Fälle in Indien, wo Ärzte von Frauen Geld verlangen, nur damit sie ihr Neugeborenes zum ersten Mal in den Arm nehmen dürfen", sagt Wrage.
2001 gründete die Kanadierin mit einem Jura-Abschluss aus Cambridge deshalb TRACE. Die Idee: Online verfügbare Informationen nutzen, um Korruption digital zu bekämpfen. Auf der Internetplattform werden dafür verschiedene Tools angeboten, mit denen Unternehmen potenzielle Geschäftspartner überprüfen können. Algorithmen durchforsten dann das Internet, und Analysten werten die Ergebnisse aus, um festzustellen, ob eine Firma zum Beispiel schon einmal der Bestechung verdächtigt wurde.
Seit Neuestem wird außerdem das Label "Women Owned" vergeben. Mindestens 50 Prozent der Unternehmensanteile müssen dafür in weiblichen Händen liegen. "Große internationale Firmen achten mittlerweile verstärkt auf die Diversität ihrer eigenen Teams, aber auch der ihrer Zulieferer und Partner", sagt Wrage.
Über TRACE kann ein deutscher Hersteller beispielsweise herausfinden, ob ein Produzent in Pakistan ebenso auf Diversität setzt. Bei TRACE selbst ist das schon lang der Fall, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter sind weiblich, und flexible Arbeitszeiten sowie Homeoffice waren von Anfang an Standard. Da es Alexandra Wrage wichtig ist, dass sich auch kleinere Unternehmen den Prozess leisten können, bietet TRACE einen Teil seiner Leistungen umsonst an: auf die TRACE-Datenbank kann man kostenlos zugreifen. "Weil Korruption jeden etwas angeht", wie Wrage betont.
Samasource: Leila Janah codet gegen Armut
Jobs sind das nachhaltigste Mittel gegen Armut, da war sich Leila Janah sicher. Deswegen gründete die 36-jährige US-Amerikanerin ihr gemeinnütziges Unternehmen Samasource. Seit zehn Jahren schafft die Organisation der Harvard-Absolventin nun schon Arbeitsplätze vor allem in Uganda und Kenia, aber auch in Indien, indem sie große Digitalprojekte in kleinere Teilprojekte mit klar definierten Aufgabenfeldern aufteilt.
Menschen, die vorher arbeitslos waren, werden geschult, um sogenannte learning data, also Trainingsdaten für künstliche Intelligenz, für große Unternehmen wie Getty Images oder Volkswagen zu produzieren. Sie arbeiten dann beispielsweise an der Suchmaschinenoptimierung für die Bildersuche bei Getty oder der visuellen Erfassung von Gegenständen beim automatisierten Fahren. So entstehen auch in ökonomisch schwachen Regionen Jobs.
Janah geht es besonders darum, jungen Erwachsenen und Frauen die Möglichkeit zu geben, sich selbst und ihre Familien zu ernähren. Viele von ihnen versuchten zuvor, ihren Lebensunterhalt in der Landwirtschaft zu verdienen, auch wenn Boden und Klima ihrer Heimat dafür schwierig sind. Seit 2008 bekamen laut Angaben von Samasource nun mehr als 10 000 Menschen, die teils noch nie in einem Unternehmen tätig waren, auf diese Weise eine Ausbildung am Computer sowie eine sichere Arbeitsstelle.
Majal: Esra'a Al Shafei verschafft Ungehörten eine Stimme
Ihr Gesicht zeigt die 32-jährige Esra'a Al Shafei in der Öffentlichkeit nicht, gibt sie Interviews vor der Kamera, bleibt diese auf ihre Hände gerichtet. Denn in ihrer Heimat Bahrain ist es gefährlich, die eigene Meinung zu sagen, vor allem für eine junge Frau.
Seit mehr als sieben Jahren tritt Al Shafei schon gegen Zensur und für Menschenrechte und Emanzipation ein. Allerdings nicht auf der Straße, sondern im Internet, das sie als "Fenster zur Welt" bezeichnet. 2006 gründete sie die Onlineplattform Mideast Youth, die jetzt Majal heißt, und als Mutterorganisation Projekte wie migrantrights.org oder crowdvoice.org ins Leben gerufen hat.
Das Kernteam um Al Shafei bilden zehn junge Frauen aus unterschiedlichen Ländern, und immer geht es ihnen darum, unterrepräsentierten Gruppen Gehör zu verschaffen - seien das Arbeitsmigranten oder verfolgte Journalisten. Dafür erhielten die Aktivistinnen schon mehrere Preise und wurden vom Magazin The Global Journal unter die besten 100 NGOs gewählt.