Technik-Firmen:Apples Tief ist Googles Hoch

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Die Aktie von Apple ist im freien Fall, der Status als wertvollstes Unternehmen nicht mehr gesichert. Google dagegen wird von Anlegern gefeiert. Besonders der Einstieg in den Mobilfunk-Sektor steigert den Firmenwert - und lockt ehemalige Apple-Kunden zu Google.

Von Artur Lebedew

Geht es nach Börsenhändlern steht die Wachablösung von Apple bald bevor: Seit Monaten verläuft der Aktienkurs der Firma nur in eine Richtung - steil bergab. Der Aktienwert von Google dagegen wächst, am Montag verkündete das Unternehmen einen neuen Höchststand. Geht es so weiter, ist Google schon bald das neue Apple.

Die gegensätzlichen Börsenkurse könnten zufällig sein, ein Ergebnis momentaner Firmenentwicklungen. Oder laufen Apples Anleger zu Google über? Vieles spricht für diese Möglichkeit.

Anfang der Woche fiel Apples Börsenwert erstmals seit mehr als einem Jahr unter 400 Milliarden Euro. Der Ölkonzern Exxon hat das Computer-Unternehmen wieder als wertvollstes Unternehmen der Welt eingeholt. Noch im Herbst 2012 befand sich die Aktie auf einen Allzeit-Hoch bei 700 Dollar, seither hat sie etwa 40 Prozent an Wert verloren. Zwar ist Apple immer noch mehr wert als Google, das die Anleger auf etwa 270 Milliarden Euro bewerten. Aber der Abstand war schon größer: Nicht einmal vor einem halben Jahr war Google nur ein Drittel von Apple wert, jetzt sind es schon zwei Drittel.

Für Anleger geht es um die Frage, welches Unternehmen sich in Zukunft durchsetzt. Dass beide Riesen nebeneinander auf dem Technik-Olymp Platz nehmen, ist unwahrscheinlich. Zu ähnlich sind die Märkte, auf denen die Unternehmen ihre Produkte verkaufen. Google stellte kürzlich seinen neuen Laptop "Chromebook Pixel" vor und will so auch im höheren Preissegment mit Apples Macbook konkurrieren.

Den Kursverlauf von Apple und Google führen Anleger vor allem auf zwei Gründe zurück: Innovationen und Wettbewerbsdruck.

Analysten sprechen davon, dass Apples Aktie im Laufe des vergangenen Jahres "heißgelaufen" sei. Das Unternehmen konnte die hohen Erwartungen der Anleger nicht erfüllen. Das schmälert den Wert der Aktien.

Nach dem Tod der Firmen-Ikone Steve Jobs trauen viele Tim Cook, dem Neuen an der Spitze des Konzerns, keine großen positiven Überraschungen zu. Mit innovativen Produkten hat er in seiner bisherigen Amtszeit bei den Anlegern nicht punkten können. Um die Geldgeber trotzdem bei Laune zu halten, brach Cook mit der Leitlinie von Jobs und schüttete nach 17 Jahren wieder eine Dividende aus. Zusammen mit einem Aktienrückkauf fließen den Aktionären jetzt insgesamt 45 Milliarden Dollar zu.

"Adolf-Hitler-Platz" in Google Maps
:Einmal rechts abbiegen

Seit 1945 sind einige Jahre vergangen - aber in Google Maps war ein Platz in Berlin dennoch nach Adolf Hitler benannt. Dabei war bislang meist Apple für peinliche Fehler im Kartendienst zuständig.

Scheinbar zu wenig. Die Aktie fällt weiter. Management und Aufsichtsgremium hätten auch wenig Gefallen an dem sinkenden Aktienkurs, sagt Cook. Apple wolle aber vor allem langfristig erfolgreich sein und arbeite nach iPod, iPhone und iPad an neuen Produkten. Umsatz und Gewinn würden folgen. Einzelheiten zu Neuerungen nennt Cook aber nicht. Zuletzt kursierten Spekulationen, dass Apple in den Fernseher-Markt einsteigen wolle. Auch soll das Unternehmen an einer "iWatch" tüfteln, einer Armbanduhr, mit der sich auch der Wetterbericht abrufen und der Puls kontrollieren lasse.

Apples Konkurrenten holen derweil auf und machen dem Konzern Marktanteile streitig. Samsung flutet die Smartphone- und Tablet-Märkte mit neuen Produkten, Nokia will mit neuen Billig-Telefonen in Schwellenländern Gewinne machen und in China wächst mit Huawei ein mächtiger Gegner heran.

Vor allem Google scheint Apples Schwäche auszunutzen. Mit seinem Betriebssystem Android gewinnt es besonders dank Samsungs Galaxy-Telefonen stetig Marktanteile. In China, wo Experten in den nächsten Jahren die stärksten Absatzchancen für Tablets und Smartphones erwarten, laufen schon jetzt 90 Prozent der Geräte mithilfe von Android. Seit Anfang des Jahres stieg Googles Wert um 15 Prozent.

Der Financial Times zufolge, zerstreute sich auch die Furcht der Börsianer, Google könnte durch den Einstieg in den Mobilfunk sein Kerngeschäft vernachlässigen: Werbung im Internet. Das Unternehmen teile mit, den Preissturz der Anzeigenverkäufe verlangsamt zu haben. Immerhin habe man den Einbruch bei minus sechs Prozent stabilisiert.

Auch bedeutende Innovationen trauen Experten nicht mehr Apple zu, sondern Google: Die Computer-Brille "Google Glasses" soll schon bald auf den Markt kommen und die Technikwelt revolutionieren wie einst das iPhone. Das Unternehmen hat angekündigt, das Gerät für etwa 1500 Dollar zu verkaufen und damit für die Masse zugänglich zu machen. Die Börsianer könnten Recht behalten.

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