Sieben Minuten sind schnell vorbei, wenn spannende junge Gründerinnen und Gründer über ihre ebenso spannenden Unternehmen erzählen. Beim Speed-Dating stellen vier von ihnen ihre Firmen vor - die Digitalisierung spielt bei allen die Hauptrolle.
Als Karina Buschsieweke, 33, anfing, einen Internetshop für die Massivholzmöbel einzurichten, die das Familienunternehmen aus Ostwestfalen herstellt, war der Vater skeptisch: "Ihr werdet es nie schaffen, Tische aus dem Premium-Segment übers Internet zu verkaufen." Es gelte zwar in ihrer Heimat der Spruch "Nichts gesagt ist genug gelobt", aber der Erfolg habe für sich gesprochen.
Ihr neues Unternehmen Lana, gegründet 2016 in Berlin, geht viel weiter: Mit dieser Software können Firmen ihre Prozesse - von der Verwaltung bis zur Produktion - auf Schwachstellen und Flaschenhälse durchleuchten, Process mining ist der Fachbegriff dafür. "Wir erfassen die Daten, wenn Prozesse ausgeführt werden", sagt Buschsieweke. "Wo dauert es zu lange, wo kommt es zu Kundenbeschwerden?"
Das Geschäft läuft, denn: "Wir rennen offene Türen ein - die Unternehmen beschäftigen sich ja schon lange mit Optimierung. Wir helfen Ihnen dabei, das digital und damit viel schneller zu tun."
Vitaly Ponomarev, 32, Sohn einer Familie von Sowjetsoldaten, geboren in Kasachstan, hätte gerne an einer Technischen Universität studiert. Ein Techie ist er auch so geworden. Das Schweizer Start-up Wayray, dessen Chef er ist, sieht sich als Pionier in Sachen Holografie. Dem Unternehmen ist es gelungen, eine Technologie zu entwickeln, die es erlaubt, dreidimensionale holografische Bilder auf transparente Flächen zu projizieren.
Die Idee, erzählt Ponomarev, sei ihm gekommen, nachdem er mit seinem Auto einen Blechschaden verursacht hatte, weil er vom Navigationsgerät abgelenkt war. "Das muss doch besser gehen", habe er sich gedacht und damit die erste Anwendung für die Technologie gefunden, an der er schon länger tüftelte.
Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche gehört zwar zu den größten Investoren. Wayray will sich aber nicht auf die Autobranche reduzieren lassen, sondern sieht weit mehr Anwendungsgebiete. "Jede transparente Fläche ist unser Geschäft", sagt Ponomarev selbstbewusst.
Was haben Filmproduzenten, Bananen-Bauern oder Kaffee-Hersteller miteinander gemein? Gar nichts, außer sie sind aus Afrika und werden von einem Unternehmen unterstützt, das das Ungewöhnliche schon im Namen tragt: Unconventional Capital, kurz, Uncap - so heißt das Finanztechnologie-Start-up von Franziska Reh.
Reh, 32, ist gelernte Bankerin, hat auch in der Beratung gearbeitet, und hat sich aus völlig rationalen Gründen für Afrika entschieden, wie sie sagt: "Hier gibt es den größten Hebel, das mittlere Alter liegt bei 19, und fast jeder zweite Studienabgänger hier gründet ein Unternehmen." In Afrika gebe es gute Gründer, sagt Reh, "es lohnt sich, hier zu investieren." Und es gibt einen riesigen Bedarf für Kapitalgeber: Als Uncap - damals noch völlig unbekannt - erstmals sein Angebot ins Netz stellte, erhielt man binnen zwei Wochen 220 Bewerbungen.
Mittlerweile sucht ein Algorithmus vielversprechende Aspiranten heraus und macht ihnen automatisiert ein Angebot - das ist das Technische an Rehs Firma, die ausschließlich lokale Gründungen unterstützt, keine von ausgewanderten Afrikanern. Man sei zwar ein kommerzielles Unternehmen und wolle Geld verdienen. Aber da in Afrika lokale Gründungen gefördert würden, entstünden dort auch Chancen und Arbeitsplätze.
Nico Schork, 26, erkannte bereits als Schüler, dass nicht alle mitkamen, wenn die scheinbar allwissenden Lehrer ein Mathe-Problem zwar wissenschaftlich korrekt, aber nicht immer leicht verständlich erklärten. Also fing er an, mit einem Freund Erklär-Videos zu produzieren. Bald merkte er, dass Videos alleine nicht reichten, es entstand die Plattform Simpleclub.
"Unser Trick ist, dass wir den Stoff zwar 100 Prozent korrekt, aber auf Augenhöhe vermitteln, verständlich", sagt Schork. Zurzeit bedient Simpleclub vor allem die Jahrgänge acht bis 13 von weiterführenden Schulen, Simpleclub will aber auch Berufsschüler erfassen, gerne auch die Schulen selbst. Es gebe auch viele Anfragen, aber es scheitere oft "an der Bürokratie oder an Budgetproblemen", sagt Schork. Die Pandemie war gut fürs Geschäft, die Anfragen verdoppelten sich.