Günstiger, aber immer noch verdammt teuer: Italien hat sich zu etwas besseren Konditionen frisches Geld von Investoren geliehen. Die Versteigerung langjähriger Anleihen brachte dem hochverschuldeten Staat mehr als sieben Milliarden Euro ein, teilte das Finanzministerium mit. Damit wurde das angestrebte Volumen von fünf bis 8,5 Milliarden Euro erreicht.
Für die zehnjährige Anleihe mussten die Geldgeber allerdings mit einem Zins von 6,98 Prozent gelockt werden, nur knapp unterhalb der psychologisch kritischen Marke von sieben Prozent. Der Zinssatz lag damit unter dem im November erreichten Rekordhoch von 7,56 Prozent, aber weiter klar über dem Marktzins für deutsche Bundesanleihen von knapp 1,9 Prozent. Bei dreijährigen Anleihen fiel der Zins deutlicher, von 7,89 auf 5,62 Prozent.
Italien drücken Schulden von rund 1,9 Billionen Euro, was 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung entspricht. Nur in Griechenland ist die Schuldenquote höher.
Die Höhe der Zinsen, die ein Land Investoren für den Kauf von Staatsanleihen bieten muss, gilt als Indikator für das Vertrauen, welches das Land noch genießt. Halten Großanleger das Land für instabil, muss es auch mehr Geld bieten. Mit höheren Zinsen wird es jedoch auch immer schwieriger, alte Schulden zu begleichen, das Land rutscht tiefer in die Überschuldung.
Die erfolgreiche Auktion von sechsjährigen Anleihen hatte am MIttwoch für Hoffnung auf Entspannung gesorgt - allerdings nur vorübergehend. Statt 6,5 Prozent wie zuvor musste Italien nur noch eine Rendite von 3,25 Prozent bieten und sammelte mehr als zehn Milliarden Euro ein. Später stieg die Rendite für zehnjährige Anleihen wieder in den kritischen Bereich von sieben Prozent. Kosten von sieben Prozent oder mehr halten Analysten für gefährlich. Bei diesem Satz waren Portugal und Irland unter den europäischen Rettungsschirm geflüchtet.
Es ist das erste Mal, dass Italien seit dem jüngsten Geldsegen der Europäischen Zentralbank für Banken mit langfristigen Papieren an den Markt geht. Fast eine halbe Billion Euro hatten sich die Geldhäuser für drei Jahre bei der EZB geliehen. Ein Ziel der Notenbank dabei war wohl auch, den Banken Geld für den Kauf von Staatsanleihen zur Verfügung zu stellen. Denn selbst darf die Zentralbank eigentlich keine Papiere von Staaten kaufen, tut das angesichts der Schuldenkrise in jüngster Zeit aber in großem Stil - und unter großer Kritik.
Unter italienischen Unternehmern verdüstert sich die Stummung weiter. Sie rutschte auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, wie das nationale Statistikamt Istat mitteilte. Der saisonbereinigte Index fiel auf 92,5 von revidiert 94,0 Punkten im November. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt nur einen Rückgang auf 93,6 Zähler erwartet. Die Auftragslage der Firmen verschlechterte sich erneut.
Die Regierung plant weitere Schritte zur Beruhigung der Investoren: Der neue Ministerpräsident Mario Monti will die lahme Wirtschaft mit einem umfangreichen Reformpaket ankurbeln. Spätestens Ende Januar werde seine Regierung ein Wachstumspaket aus Liberalisierungen sowie Reformen im Sozialwesen und auf dem Arbeitsmarkt präsentieren, kündigte Monti auf einer Pressekonferenz zum Jahresende an.
Die Verabschiedung des Milliarden-Sparpakets namens "Rette Italien" in der vergangenen Woche sei seine erste Pflicht gewesen, sagte Monti. Der zweite Akt müsse nun ein "Wachse, Italien"-Paket sein, um eine der schwächsten Volkswirtschaften der Euro-Zone wieder auf Trab zu bringen. Monti kündigte an, er werde das Sozialnetz seines Landes modernisieren und gleichzeitig den Arbeitsmarkt flexibilisieren. Das Reformpaket werde er den Finanzministern der Euro-Zone am 23. Januar vorstellen. Zudem werde er sich noch im Januar mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sowie dem britischen Premierminister David Cameron treffen.
Auch der Eurokurs liefert einen Hinweis darauf, wie kritisch Anleger in der Krise zur europäischen Währungsunion stehen. Am Donnerstag fiel er an der Börse in Tokio auf den tiefsten Stand seit Juni 2001. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich um bis zu 0,4 Prozent auf 100,37 Yen. Dass der Kurs weiter abstürzt, sei angesichts der immer noch ungelösten Schuldenkrise nicht ausgeschlossen. "Niemand kann am Horizont irgendetwas erkennen, dass ansatzweise positiv für den Euro sein könnte", sagte Devisenstratege Rob Ryan von der BNP Paribas.