Entspannung bei Staatsanleihen:Italien kommt wieder günstiger an Geld

Die finanzielle Lage Italiens entspannt sich - zumindest kurzfristig. Das hochverschuldete Euro-Land muss deutlich weniger Zinsen für frisches Kapital zahlen. Bei einer Auktion von Staatsanleihen haben sich die geforderten Renditen halbiert. Der nächste Test steht dem Land aber bereits bevor und dürfte schwieriger zu bestehen sein.

Aufatmen in Italien: Das hochverschuldete Euro-Land hat am Mittwoch zu wesentlich niedrigeren Zinsen frisches Kapital auf dem Anleihe-Markt eingesammelt als bei früheren Transaktionen. Bei einer Auktion sechsmonatiger Staatsanleihen halbierte sich die zu zahlende Rendite von 6,5 Prozent auf 3,25 Prozent, wie die nationale Schuldenagentur in Rom mitteilte.

Ähnlich stark sank bei einer zweiten Auktion auch die Verzinsung sogenannter Nullkuponanleihen, bei denen nur der Kursgewinn zählt. Hier gab der Effektivzins von 7,81 Prozent im November auf 4,85 Prozent nach. Insgesamt nahm der italienische Staat mit den Auktionen gut 10,7 Milliarden Euro ein. Bei dem Papier mit sechsmonatiger Laufzeit lag die Nachfrage 1,47-fach höher als das Angebot, bei der Nullkuponanleihe lag sie 2,24-mal so hoch wie das Angebot. Damit war sie jeweils stärker als bei Auktionen im November.

Damit wird es für das Land kurzfristig wieder spürbar billiger, sich zu finanzieren - zumindest eine vorübergehende Entspannung für den krisengebeutelten Staat. Italien muss im kommenden Jahr 440 Milliarden Euro von Investoren einsammeln, um alte Kredite abzulösen, Zinsen zu zahlen und die Haushaltslücke zu schließen. Je höher die Refinanzierungskosten sind, desto mehr muss die Regierung an anderer Stelle sparen. Italien sitzt auf einem Schuldenberg von rund 1,9 Billionen Euro. Diese Summe entspricht 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Die zuletzt hohen Zinsen für neue Anleihen hatten die Sorge geschürt, Italien, aber auch andere Staaten könnten nur unter extremen Kosten ihre Altschulden begleichen. Die Euro-Mitglieder Griechenland, Irland und Portugal mussten aus diesem Grund bereits mit Finanzhilfen gerettet werden.

"Die hohe Nachfrage kommt nicht völlig überraschend", sagte ein Anleihenhändler. "Denn dank des billigen Zentralbankgeldes können Investoren mit dem Kauf dieser Papiere eine erkleckliche Marge erwirtschaften." Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Geschäftsbanken am 21. Dezember insgesamt 490 Milliarden Euro für bis zu drei Jahre geliehen - und das zu extrem niedrigen zinsen, die sich am Leitzins orientieren. Dieser liegt derzeit auf dem Rekordtief von einem Prozent. Die Anleger honorierten zudem das 33 Milliarden Euro schwere Sparpaket, das Ministerpräsident Mario Monti kurz vor Weihnachten durch das Parlament brachte.

Der nächste Test steht dem Land allerdings bereits bevor - und dürfte schwerer zu bestehen sein: An diesem Donnerstag will Italien mit der Versteigerung von Anleihen mit Laufzeiten von drei und zehn Jahren bis zu 8,5 Milliarden Euro einnehmen. "Bei den zehnjährigen Papieren ist Italien mehr auf ausländische Investoren angewiesen", sagte ING-Zinsstratege Alessandro Giansanti in London. So spät im Jahr diese Anleihen zu verkaufen, könnte sich als schwierig erweisen.

Wegen der Schuldenkrise scheuen Investoren längerfristige Engagements und geben ihr Geld nur bei extrem hohen Risikoaufschlägen. Der Marktzins für zehnjährige italienische Staatsanleihen liegt derzeit bei 6,74 Prozent. Zum Vergleich: Für deutsche Papiere liegt er unter zwei Prozent.

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