Insolvenz:Viele Interessenten für Sportscheck

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In der Münchner Innenstadt zieht die Filiale von Sport-Scheck um. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Für den insolventen Sportfachhändler stehen die Chancen gut. Ohne die Turbulenzen um den Immobilienunternehmer Benko wäre Sportscheck wohl gar nicht in Schwierigkeiten geraten.

Von Uwe Ritzer

Die Überlebenschancen für den insolventen Sportfachhändler Sportscheck stehen offenkundig nicht schlecht. "Das Interesse an einer Übernahme von Sportscheck ist groß", sagte Axel Bierbach, der vorläufige Insolvenzverwalter des Münchner Traditionsunternehmens, am Donnerstag im Anschluss an eine Gläubigerversammlung. "Eine Vielzahl von Interessenten" habe Kaufinteresse angemeldet. Darunter seien sowohl Spezialisten aus dem Handel als auch Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland. Das große Interesse sei "ein Beleg für ein Unternehmen mit attraktiven Produkten und einer im Markt etablierten und bekannten Marke", so Bierbach. Von der Gläubigerversammlung bekam er die Zustimmung, von sofort an mit den vielversprechendsten Interessenten zu verhandeln. Spätestens im Frühsommer soll der Sanierungs- und Verkaufsprozess abgeschlossen sein, heißt es in einer von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen verbreiteten Erklärung.

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Es geht bei alledem um insgesamt 32 Geschäfte in deutschen Innenstädten sowie ein Online-Verkaufsportal. Die Gespräche mit den potenziellen Übernehmern seien bislang "gut und konstruktiv" verlaufen, so Bierbach. Jedoch würden alle Kaufinteressenten "Sanierungsbeiträge sämtlicher Stakeholder" erwarten. Was nichts anderes heißt, als dass von den Vermietern der Geschäfte bis zu Logistikern und Mitarbeitern alle auf Forderungen verzichten sollen, um den Neustart zu ermöglichen. Es ist das bei solchen Insolvenzen übliche Pokerspiel, bei dem Investoren natürlich die Gunst der Notlage ausnutzen und einen Erwerb zu für sie möglichst vorteilhaften Konditionen erreichen wollen. "Wenn alle Beteiligten mitziehen, bin ich zuversichtlich, dass wir eine tragfähige Lösung für Sportscheck finden werden", sagte Bierbach.

Nicht nur das Weihnachts-, sondern auch das aktuelle Geschäft lief nicht schlecht; der Sporthandel insgesamt erlebt gerade turbulente Zeiten, blickt insgesamt aber optimistisch in die nähere Zukunft. Man habe wegen des laufenden Verfahrens auch den Kundenservice nicht einschränken müssen, so Sportscheck-Geschäftsführer Matthias Rucker. "Die Geschäfte der letzten Wochen verliefen sehr positiv. Vor allem der stationäre Handel hat zugelegt, liegt auf Plan-Niveau, und die Kunden schätzen die persönliche Betreuung der Mitarbeiter vor Ort." Nach Ruckers Angaben seien auch die strategischen Planungen für die Zukunft nicht ins Stocken geraten. Auch die Sportscheck Runs - seit vielen Jahren von dem Unternehmen organisierte und gesponserte Laufwettbewerbe in elf Städten, darunter in München - würden 2024 stattfinden. Das sei schließlich "ein wichtiger Baustein in der Positionierung der Erlebnismarke Sportscheck", heißt es.

Ohne die Benko-Turbulenzen hätte Sportscheck wohl nicht Insolvenz anmelden müssen

Vermutlich wäre das Unternehmen ohne die schweren Turbulenzen im Handels- und Warenhausimperium des österreichischen Geschäftsmannes René Benko gar nicht ins Trudeln geraten. Sportscheck, 1946 von Otto Scheck im zerbombten München als Schneiderei von Winterausrüstung aus alten Wehrmachtsbeständen gegründet, gehörte seit 2020 zu Benkos verschachteltem Firmenkonglomerat. Mitte Oktober 2023 hieß es, die britische Frasers Group übernehme Sportscheck, um bei ihrem Plan, zum größten Sportartikelhändler Europas aufzusteigen, einen Schritt weiterzukommen. Ein Vorhaben, das auch die großen Hersteller Adidas und Puma unterstützten.

Doch der Deal platzte Ende November. Der Grund dafür war, dass durch die Insolvenz der Signa Holding diese eine vereinbarte Zahlungszusage nicht mehr erfüllen konnte. Sportscheck drohte in der Folge die Zahlungsunfähigkeit, weshalb das Unternehmen selbst ein Insolvenzverfahren beantragen musste. Dem Vernehmen nach ist Frasers nach wie vor an einer Übernahme interessiert. Bierbach machte dazu, wie auch zu den Namen der anderen Kaufinteressenten, keine Angaben.

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