Börsen:Sparkassen-Kunden bleiben Aktien treu

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Die Dax-Kurve im Blick: Eine Frau auf dem Parkett der Frankfurter Wertpapierbörse fotografiert mit ihrem Smartphone. (Foto: Arne Dedert/picture alliance/dpa)

Der jüngste Kurseinbruch hat die deutschen Sparer bislang offenbar nicht massenhaft aus Aktien vertrieben. Die Institute warnen aber vor Zweitrundeneffekten angesichts des Kriegs in der Ukraine.

Von Meike Schreiber , Frankfurt

Die Kunden der rund 400 deutschen Sparkassen behalten trotz des jüngsten Kurseinbruchs an den Aktienmärkten offenbar die Nerven und trennen sich bislang nicht in Scharen von Fondsanteilen oder Aktien. "Wir sehen derzeit im Wertpapiergeschäft noch keine Unruhe oder gar Panik", sagte Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes am Mittwoch. "Wir gehen davon aus, dass wir da weiterhin Stabilität haben", sagte er. Seit Ende Februar der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, schwanken die Börsenkurse extrem. In der vergangenen Woche verlor der deutsche Leitindex Dax zweimal hintereinander fünf Prozent, um am Tag darauf deutlich zu steigen. Auch vor der US-Leitzinsentscheidung am Mittwoch legte der Dax zu. Die Unsicherheit an den Märkten bleibt aber groß.

Ob sich der Wertpapierboom vom vergangenen Jahr fortsetzt, als deutsche Sparer plötzlich außergewöhnlich viel in Aktien investierten, ist daher ungewiss. 2021 aber bescherte der Boom Deutschlands Sparkassen satte Gewinne: Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft ging zurück, während der Absatz von Wertpapieren ein Allzeithoch erreichte. Der Nettoabsatz war mit 29,5 Milliarden Euro der höchste aller Zeiten. "Es ist den Sparkassen gelungen, ihre Kundinnen und Kunden stärker vom Wertpapiergeschäft zu überzeugen. Das ist ein großer Erfolg für die Wertpapierkultur in unserem Land", sagte Schleweis am Mittwoch. Es empfahl Anlegern, die aktuellen Unsicherheiten auf Grund des Ukraine-Krieges "mit einer langfristig ausgerichteten Anlageperspektive durchzustehen".

Auch die geringe Risikovorsorge im Kreditgeschäft sorgte für hohe Gewinne, was die Finanzbranche auch den dicken Polstern der Mittelständler sowie dem beherzten Eingreifen des Staates in der Corona-Krise verdankte. Weil eine Massenpleite nach der Krise ausblieb, betrug die Risikovorsorge lediglich 122 Millionen Euro und lag damit rund 91 Prozent niedriger als 2020.

Die Vorsorge könnte nun natürlich wieder steigen: Zwar seien Sparkassen und Landesbanken kaum direkt betroffen vom Krieg in der Ukraine. Allerdings müsse man mit deutlichen "Zweit- und Drittrundeneffekten" rechnen, so Schleweis. Diese würden zwar erst langsam spürbar, dafür aber auf längere Sicht die Wirtschaft belasten: So würden die steigenden Energiepreise nicht nur viele energieintensive Unternehmen treffen, sondern auch die deutschen Haushalte: "Wir rechnen damit, dass rund 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte - oder mehr - monatlich einsetzen müssen", sagte Schleweis. Es sei richtig, dass die Bundesregierung eine Entlastung von hohen Energiekosten vorbereite, vor allem die Ökostrom-Umlage zur Jahresmitte abschaffe und einen ersten Zuschuss zur Grundsicherung auszahlen wolle.

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