Sparanlagen:Die Inflation kommt? Macht doch nix

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Der normale Sparer befürchtet die Inflation. Doch es gibt auch spezielle Anleihen, die davor schützen. Richtig Geld verdienen lässt sich damit aber nicht.

Catherine Hoffmann

Es scheint verrückt: Vor nichts haben deutsche Anleger mehr Angst als vor Inflation, obwohl es bislang kaum Inflation gibt. Doch die Sparer scheinen dem Goldrausch verfallen. Und wer nicht den Preis des Edelmetalls nach oben jagt, der investiert gern in Immobilien, um sich vor einem möglichen Wertverfall des Geldes zu schützen.

Die Inflation in Deutschland, dargestellt durch Importpreise, Großhandelspreise, Produzentenpreise und Verbraucherpreise. (Foto: Grafik: SZ)

Als Alternative zur Flucht in Sachwerte bieten sich auch inflationsgeschützte Anleihen an. Das Prinzip dabei: Steigt die Teuerungsrate, steigen auch die Zinsen und der Rückzahlungsbetrag der Anleihe. Viel Geld verdienen kann man mit diesen Papieren nicht, aber immerhin bieten sie wirksamen Schutz vor Kaufkraftverlust. Und der ist gefragt, weil Währungshüter in den USA und Europa unbekümmert an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten.

Kritisch sehen die Sparer auch, dass nicht alle Regierungen fest entschlossen sind, ihre Haushalte auszugleichen, die durch teure Konjunkturprogramme tief in die roten Zahlen geraten sind. Einige Ökonomen wie der Nobelpreisträger Paul Krugman fordern sogar, im Euroraum höhere Teuerungsraten zuzulassen, um die Krise leichter zu bewältigen. "Die Eurozone braucht vermutlich drei oder vier Prozent Inflation", glaubt der amerikanische Professor, der immer wieder gegen die deutsche Stabilitätskultur wettert.

Verbraucher hören das nicht gern: Jeder Prozentpunkt mehr Inflation macht nicht nur den wöchentlichen Einkauf im Supermarkt teurer - er frisst auch die mageren Zinserträge auf, die Tagesgeldkonten oder Bundesanleihen bieten. Wer sein Geld für zehn Jahre anlegen will, bekommt mit deutschen Staatsanleihen gerade einmal 2,5 Prozent Rendite. Beschleunigt sich der Anstieg der Verbraucherpreise von aktuell einem Prozent auf drei, vier oder mehr Prozent, machen Anleger mit diesem Investment real Verluste. Nicht nur die Zinserträge sind weg, wenn die Inflationsrate über den Zinssatz der Geldanlage steigt, auch das Ersparte wird weniger im Lauf der Zeit.

Anleihe mit Inflationsentschädigung

Ein probates Gegenmittel sind inflationsindexierte Anleihen. Ihr Kupon und ihr Nennwert sind an die Entwicklung der Verbraucherpreise in der Eurozone gekoppelt. In Großbritannien, Frankreich und Italien gibt es solche Papiere schon länger. Seit 2006 bietet auch die Bundesrepublik inflationsgeschützte Schuldverschreibungen an, darunter ein Papier, das im April 2020 fällig wird (Isin DE0001030526).

Die feste Verzinsung liegt mit 1,75 Prozent deutlich unter dem Kupon herkömmlicher Bundesanleihen. Allerdings wird der Anleger für die Inflation entschädigt - und das geht so: Die feste Verzinsung erhöht sich Jahr für Jahr um die Inflationsrate. Wenn die Anleihe in zehn Jahren zurückbezahlt wird, erhält der Käufer zudem einen Ausgleich für die Geldentwertung während der gesamten Laufzeit.

Als wirksame Schutzimpfung gegen allzu hohe Teuerungsraten ist diese Anlageklasse gefragt. Aktuell bieten inflationsgeschützte Bundesanleihen nur noch 0,8 Prozent Rendite, weil der Kurs der Papiere seit Emission kräftig gestiegen ist. Im direkten Vergleich schneidet die klassische Bundesanleihe mit ihren 2,5 Prozent Rendite also besser ab, könnte man meinen. Das stimmt aber nicht: Denn hier werden reale und nominale Erträge verglichen: Bei der herkömmlichen Anleihe gehen die Inflationserwartungen in den Preis und die Rendite ein; bei inflationsgeschützten bleiben sie außen vor, schließlich werden Preissteigerungen extra vergolten. 0,8 Prozent sind also eine reale Rendite, die anzeigt, was Anleger tatsächlich nach Abzug der Teuerungsrate verdienen.

Die Inflation ist die größte Angst der Sparer. Inflationsgeschützte Anleihen sind eine Alternative zu Gold oder Immobilien, bringen aber kaum Gewinn. (Foto: dpa)

Am Abstand zwischen beiden Renditen können Anleger ablesen, wie hoch gerade die Inflationserwartungen sind: 1,7 Prozent. Liegt die tatsächliche Inflationsrate im Mittel der kommenden zehn Jahre höher, fahren Sparer mit der Inflationsanleihe besser, liegt sie niedriger, bringt die einfache Anleihe mehr Gewinn.

Kniffelige Inflationsprognose

Spätestens an dieser Stelle wird es kniffelig: Vom Anleger ist nun eine Inflationsprognose gefragt. Wie sich die Preise künftig entwickeln werden, darüber gehen die Meinungen der Ökonomen und Anlageexperten auseinander. "Die lockere Geldpolitik spricht langfristig für höhere Inflationsraten", sagt Elmar Völker, Rentenstratege der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er rechnet damit, dass der Preisanstieg künftig über dem Ziel der Europäischen Zentralbank liegen wird, die nicht mehr als zwei Prozent für wünschenswert hält.

Gelassener sieht Darius Hinz die Gefahr: "Ich habe keine Inflationsangst", sagt der Rentenanalyst der DZ-Bank. "Wir werden so schnell keinen teuflischen Inflationsdruck bekommen, weil das Wirtschaftswachstum nicht durch die Decke geht und viele südeuropäische Länder kräftig sparen."

Wer aber hohe Inflationsraten fürchtet, ist mit den Spezialanleihen auf der sicheren Seite. Allerdings machen 0,8 Prozent reale Rendite nicht allzu viel her. "Eigentlich sollte die reale Rendite dem realen Wirtschaftswachstum plus einen Risikoaufschlag bei langen Laufzeiten entsprechen", erklärt Völker. Bei konservativer Schätzung seien das mindestens 1,5 Prozent. In Deutschland ist das nicht zu bekommen, in Italien schon: Dort locken neunjährige Papiere mit Inflationsschutz mit real zwei Prozent. Nur mit der Bonität der Italiener hapert es ein wenig.

© SZ vom 03.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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