Soziale Medien:Nur den Tatort reinigen, das reicht nicht

Lesezeit: 6 min

Facebook-Chef Mark Zuckerberg wehrt sich gegen Regulierungsbestrebungen, die sein Unternehmen treffen könnten. (Foto: Andrew Caballero-Reynolds/AFP)

Soziale Netzwerke wie Facebook leben von der Kontroverse und tragen damit zu Hass, Hetze und Spaltung bei. Ein Allheilmittel dagegen gibt es nicht. Den Kampf gegen ihre Fehlentwicklungen muss man dennoch aufnehmen.

Essay von Helmut Martin-Jung

Buchdruck, Radio, Fernsehen und schließlich das Internet - noch jedes neue Medium wurde bisher von Erwartungen begleitet, es werde helfen, die Menschheit besser zu machen. Doch immer kam etwas dazwischen. Etwas, das sich beschreiben lässt als eine unheilige Allianz aus finanziellen Interessen und niederen Instinkten. Die Menschen wollten eben nicht nur Homer und Platon und Goethe lesen oder Bildungsfernsehen gucken, sondern auch seichte Unterhaltung und Liebeskitsch und Pornos - und das ist halt deutlich lukrativer für die Anbieter. Das Internet und seine Sprösslinge, die sozialen Medien wie Facebook und Youtube treiben diese Allianz auf die Spitze. Die Algorithmen, die bestimmen, was die Nutzer sehen und was nicht, werden daraufhin optimiert, Neid, Hass, Voyeurismus anzusprechen. Denn die Plattform-Betreiber wissen: Je mehr kontroverse Inhalte sie zulassen, die genau diese Instinkte ansprechen, umso länger bleiben die Menschen auf den Seiten - und umso mehr verdienen die Konzerne mit Werbung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: