Georg Kofler:Der Löwe brüllt nicht mehr

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Investor Dr. Georg Kofler. (Foto: Bernd-Michael Maurer/TV Now)

Georg Kofler wurde als Juror der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen" bekannt. Jetzt ist seine Firma "The Social Chain" insolvent, er schmeißt hin - und Aktionären droht ein Totalverlust.

Von Theo Harzer

Georg Kofler ist gerne im Zentrum des Geschehens. Er war schon Chef von Pro 7 und dem Sky-Vorgänger Premiere wie auch Mitglied im Aufsichtsrat des Bundesliga-Absteigers und einst als Big-City-Club hochgehypten Fußballclubs Hertha BSC Berlin. Einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde er aber als Juror und Investor in der Gründer-Show "Die Höhle der Löwen" des Privatsenders Vox. Dort fiel er immer wieder durch seine markante Art auf, kanzelte Teilnehmer unter anderem als "obergierige Kapitalisten" rigoros ab und investierte in "clevere" Backformen und Blattgold-Düngetücher. Zu seinem Mit-Juror Ralf Dümmel entwickelte Kofler eine mehr als gute Beziehung, übernahm 2022 gar dessen Konsumgüterkonzern "DS Group" mit seiner Firma "The Social Chain AG". In der Show traten Kofler und Dümmel fortan als Duo Infernale auf: "Ein Deal mit Georg ist auch einer mit Ralf", freute sich Kofler im Sommer 2022, kurz nach der DS-Übernahme. Ende des Jahres legte Kofler dann seinen wohl einprägsamsten Auftritt hin, als er nach einem Streit mit Formel-1-Weltmeister und "Höhle der Löwen"-Juror Nico Rosberg wutentbrannt das Studio verließ. Inzwischen sind beide nicht mehr Teil des Löwenrudels.

Auch sonst könnte es für die beiden Ex-Juroren besser laufen. Bereits am Montag teilte "The Social Chain" mit, man habe einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. In dieser Sonderform der Insolvenz können die Firmenbesitzer weiterhin über die Insolvenzmasse verfügen, allerdings unter Aufsicht eines Sachwalters. Daran interessiert ist Kofler aber offensichtlich nicht. Er legte kurzerhand sein Amt als Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft nieder.

In der Insolvenzanmeldung von "The Social Chain" heißt es: "Der Vorstand der 'The Social Chain' ist heute nach eingehender Prüfung zu dem Ergebnis gekommen, dass für die Gesellschaft keine positive Fortbestehensprognose mehr besteht." Ein Investor habe entgegen einer unwiderruflichen Zusicherung eine Investition nicht hinterlegt, heißt es vom Unternehmen. Außerdem sei die Beschaffung weiterer Finanzmittel gescheitert und das Unternehmen somit zahlungsunfähig. Der Wert der Aktie, die zwischenzeitlich mal bei über 50 Euro stand, brach infolge der Bekanntmachung von sowieso nur noch 1,60 Euro auf 48 Cent je Aktie ein. Marc Liebscher, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), sagt: "Aktionäre müssen davon ausgehen, dass die Aktie in einem Totalverlust endet." Der Verein prüfe gerade, inwiefern für sie Schadenersatzansprüche bestünden.

Bafin machte auf Fehler aufmerksam

"The Social Chain" war ein "Marken- und Produkthaus der nächsten Generation", wie es auf der Firmenwebsite heißt. Geschäftsmodell des Unternehmens war es, verschiedene Produkte zu vermarkten, besonders Trendprodukte aus den Bereichen Lebensmittel, Beauty und Fitness. Das zog offenbar auch interessierte Investoren an, denn lange stieg der Aktienkurs der Firma. Im Jahr 2021 erreichte er mit über 50 Euro seinen Höhepunkt, vermutlich auch weil viele Anleger die Aktie kauften, die Kofler und Dümmel regelmäßig als Juroren bei "Die Höhle der Löwen" sahen. Ob das Geschäftsmodell der "The Social Chain" allerdings profitabel sei, wurde in der Branche schon seit Längerem angezweifelt, vor allem weil der Aufwand für Vermarktung und Vertrieb groß sei und Trends oft wechseln würden. In den vergangenen Monaten dann fiel der Aktienkurs immer weiter und auch die Finanzaufsicht Bafin wurde auf das Unternehmen der beiden Investoren aufmerksam.

Bereits Mitte Juli veröffentliche die Bafin dann eine sogenannte Fehlerbekanntmachung auf ihrer Website. Bei der Prüfung des Konzernabschlusses aus dem Jahr 2021 seien demnach eklatante Fehler aufgefallen: "Das Unternehmen hat erhaltene Zahlungen aus der Aufnahme eines Bankdarlehens in Höhe von 50 Millionen Euro fälschlicherweise als Cashflow aus operativer Tätigkeit erfasst", schreibt die Bafin in einer Meldung auf ihrer Website. Weitere 9,3 Millionen Euro aus Aktienverkäufen seien ebenfalls fälschlicherweise als Einnahmen aus dem operativen Geschäft erfasst worden. "The Social Chain" musste die Bilanzen korrigieren, so wurde aus einer positiven operativen Bilanz eine negative: "Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2021 Geld verbrannt, genauso wie übrigens im Jahr 2020", urteilt die Bilanz-Expertin Carola Rinker auf dem Experten-Blog des Verlags Neue Wirtschafts-Briefe. Rinker hatte sich vor allem im Zuge des Wirecard-Skandals einen Namen als Wirtschaftsexpertin gemacht.

Kofler und Dümmel sind nicht die ersten Investoren der Vox-Show, die pleite gehen. So hatte im Jahr 2016 schon Vural Öger, Juror in den ersten beiden Staffeln, für seine Firma "Öger Türk Tur" Insolvenz beantragt.

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