Snowden-Vorwürfe gegen Microsoft:NSA darf verschlüsselte Mails lesen

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Eigentlich werden die Mails von Outlook.com-Nutzern verschlüsselt. Doch was, wenn der US-Geheimdienst NSA vor der Verschlüsselung noch drüberlesen darf? Diesen und weitere Vorwürfe macht Whistleblower Edward Snowden dem Softwarekonzern Microsoft jetzt im "Guardian". Auch Skype-Telefonate sollen durch das Spionageprogramm Prism mitgeschnitten worden sein.

Das Software-Unternehmen Microsoft hat einem Guardian-Bericht zufolge dem US-Geheimdienst NSA geholfen, die Verschlüsselung von Daten durch Nutzer seiner Dienste zu umgehen. So habe Microsoft vor dem Start des neuen Webmail-Portals Outlook.com sichergestellt, dass die NSA stets einen Zugriff auf die Informationen bekommen könne, schreibt die britische Zeitung.

Der Konzern betonte in einer Stellungnahme, er kooperiere mit den Behörden nur in den Fällen, in denen dies per Gesetz vorgeschrieben sei. Es handele sich nicht um einen flächendeckenden Zugriff, sondern stets nur um Einzelfälle, wiederholte Microsoft. Der Bericht basiert erneut auf Unterlagen des Informanten Edward Snowden, der bei der NSA gearbeitet hatte.

Hotmail, Outlook.com, SkyDrive und Skype betroffen

In einem internen Schreiben heißt es demnach, die Behörde habe über das Überwachungsprogramm Prism Zugriff auf E-Mails bei den Microsoft-Diensten Hotmail, Live und Outlook.com, bevor sie verschlüsselt werden. Außerdem habe Microsoft daran gearbeitet, der US-Bundespolizei FBI den Zugang zu Daten in dem Online-Speicherdienst SkyDrive zu erleichtern. Der Internet-Telefoniedienst Skype sei an Prism Anfang 2011 noch vor seiner Übernahme durch Microsoft angeschlossen worden, heißt es weiter.

Voller Stolz berichteten Techniker dem Bericht zufolge im Juli 2012, dass die Menge der gespeicherten Skype-Verbindungen verdreifacht worden sei. Demnach sei es ab diesem Zeitpunkt möglich gewesen, nicht nur die Audio-Spur der Video-Telefonate abzuhören, sondern auch das Bild.

Microsoft betonte in einer Reaktion im Guardian, man sei verpflichtet, den Behörden Möglichkeiten für den Zugang zu Informationen zu gewähren. Das Unternehmen würde darüber gern offener reden können und setze sich deshalb für mehr Transparenz ein. Mehrere Internet-Unternehmen hatten zuletzt stets bestritten, den US-Behörden direkten Zugang zu ihren Servern zu gewähren. Snowden betont hingegen, die NSA könne nach Belieben auf Informationen zugreifen.

© Süddeutsche.de/dpa/sks/jasch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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