Auskunftei:Schufa will erstmals Kreditscore erklären

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Wie genau die Schufa ihren Score für einzelne Personen errechnet, ist ein gut gehütetes Geschäftsgeheimnis. (Foto: Steinach/imago)

Die Auskunftei gilt als undurchschaubar, dabei beeinflusst sie das Leben von Millionen Menschen in Deutschland. Jetzt soll alles anders werden.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Die deutsche Auskunftei Schufa hat Daten über nahezu jeden Deutschen und entscheidet mit ihrer Bewertung der Kreditwürdigkeit darüber, ob Menschen einen Kredit für eine Immobilie bekommen oder einen Handyvertrag erhalten. Doch wie sich dieser Kreditscore zusammensetzt und wie die Menschen ihn verändern können, darüber rätseln in Deutschland jedes Jahr Experten wie Verbraucher. Was passiert, wenn ich einen Kredit aufnehme, fällt dann meine Bewertung bei der Schufa?

Die Schufa ist auch deshalb für die Verbraucher in Deutschland eine Black Box. Das sagt selbst Tanja Birkholz, sie ist die neue Vorstandsvorsitzende des mächtigen deutschen Unternehmens, das viel Kritik von Verbraucher- und Datenschützern einstecken musste, etwa weil sie die Konten der Deutschen durchstöbern oder Datenpools über Gasverträge von Kunden anlegen wollte. Birkholz will nun vieles anders machen und hat dafür am Freitag ihre Transparenzoffensive vorgestellt - und die hat es in sich.

Tanja Birkholz kam vor zwei Jahren in den Vorstand der Auskunftei Schufa. (Foto: PR)

In mehreren Schritten will die Auskunftei Schufa zunächst ihre Webseite und ihre Ansprache beispielsweise in Briefen an die Verbraucher ändern. Diese soll einfacher, verständlicher und weniger fachjuristisch sein. Auf der Webseite soll es Erklärvideos zu wichtigsten Fragen rund um die Schufa. Das Herzstück der neuen Strategie ist zweifelsohne ein Simulator, der erstmals in der langen Geschichte der Schufa ein wenig Transparenz darüber schaffen soll, wie sich der Score der Auskunftei zusammensetzt, welche Merkmale wichtig sind und wie die Menschen die Bonitätsbewertung beeinflussen können. Verbraucher- und Datenschützer fordern das schon lange. Die Schufa hatte sich stets gegen jegliche Form von Transparenz gewehrt, meist mit dem Verweis, dass sich dadurch womöglich die Bewertung manipulieren ließe. Das ist jetzt anders, wie Birkholz in einer Präsentation betonte.

Der Score ist die Geschäftsgrundlage der Schufa und der Grund, warum sie bis heute existiert. Er bewertet, ob die Verbraucher eine gewisse Bonität haben, klärt also die Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit ist, dass der oder diejenige einen neuen Kredit, das Haus oder die Wohnung auch zurückzahlen wird? Diese Information errechnet sich aus mehr als 100 Merkmalen, beispielsweise der Anzahl der Kreditkarten, Girokonten oder Krediten, die der Verbraucher in der Vergangenheit aufgenommen hat. Die Schufa gibt diesen Score an Unternehmen, die wissen wollen, ob ihr neuer Kunde seine Rechnungen auch bezahlen kann. Deshalb ist er im Alltag der Menschen so wichtig. Doch wie soll man ihn beeinflussen? Und warum ist er mal schlecht und mal gut?

Dieses Rätsel will die Schufa nun ein wenig aufdecken und zeigt wie ihr Simulator aussehen könnte. Bei diesem fragt die Schufa bei den Verbraucher insgesamt sechs Merkmale ab, beispielsweise, wann er sein Bankkonto eröffnet hat oder wie viele Kreditkarten er besitzt. Der Simulator errechnet anhand dieser Antworten, wie der aktuelle Score vermutlich gerade aussieht und ordnet ihn im Vergleich zur restlichen Bevölkerung ein. Aktuell arbeitet die Schufa dafür noch mit Schulnoten, will davon aber wieder abrücken. Neben dem errechneten Beispielscore und der Einordnung, soll der Simulator zeigen, wie sich der Score in den kommenden Monaten entwickeln wird, wenn der Verbraucher all seinen Verpflichtungen nachkommt. Auch Ereignisse wie einen Umzug sollen die Verbraucher im Schufa-Score simulieren können.

All das soll dazu beitragen, dass die Black Box Schufa sich öffnet und Menschen besser verstehen, warum sie welche Bewertung haben. Mittelfristig, so betont Birkholz, wollen sie zudem die Möglichkeit schaffen, dass die Verbraucher ihren eigenen Score in Echtzeit sehen und womöglich sogar beeinflussen können. Das sei aber dieses Jahr nicht mehr geplant, auch weil dafür noch viele Dinge zu klären sein, darunter einige Herausforderungen in der IT.

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