Schlichter im Lufthansa-Tarifstreit:Es soll auch über Arbeitsbedingungen gesprochen werden

Die Schlichtung beschränkt sich nur auf die Gehaltsforderungen der Flugbegleiter, die fünf Prozent mehr Geld wollen. Darüber hinaus wollen die beiden Seiten auch über Arbeitsbedingungen und Produktivität sprechen. Worauf immer sie sich einigen hat wesentlichen Einfluss auf den geplanten neuen Lufthansa-Ableger, der von Anfang 2013 an die dezentralen Strecken des Konzerns bedienen soll.

Die unter dem Projektnamen Direct4U geführte Fluggesellschaft soll etwa 40 Prozent billiger produzieren als Lufthansa selbst und auf den Märkten eingesetzt werden, auf denen der Konzern besonders stark mit Billigfluggesellschaften konkurriert. Lufthansa hat damit gedroht, dort die eigenen Flugbegleiter nur übergangsweise einzusetzen, falls kein akzeptabler Kompromiss zustande kommt.

Im Laufe der Zeit könnten diese durch - auf der Basis des günstigeren Germanwings-Tarifvertrages - neu eingestellten Mitarbeiter ersetzt werden, während die Lufthansa-Flugbegleiter wieder in den Konzern wechseln. Insgesamt würden damit aber im Laufe der Zeit deutlich mehr als 1000 Stellen zur günstigeren Direct4U wandern.

Die Piloten sind in einer besser abgesicherten Lage als die Flugbegleiter. Im sogenannten Konzerntarifvertrag ist ausgeschlossen, dass externe Piloten Lufthansa-Jets fliegen. Mittlerweile wird intern aber auch ein möglicher Tabubruch angesprochen. Passage-Vorstand Carsten Spohr hat, so berichten Teilnehmer, bei internen Sitzungen die Frage angesprochen, ob Lufthansa sich nicht auch von den Nebenstrecken zurückziehen könne, wenn sich herausstelle, dass diese auf Dauer nicht wirtschaftlich zu betreiben seien. Spohr habe dies erstmals ausdrücklich bejaht. Damit wäre zumindest mittelfristig auch die Zukunft von Direct4U infrage gestellt.

Spohr würde von der langjährigen Argumentation abrücken, dass Lufthansa es sich nicht leisten könne, sich aus der Breite zurückzuziehen und sich nur auf die Drehkreuze zu konzentrieren, um nicht die Präsenz der Marke zu stark zu reduzieren. Wenn sich die Kunden auf den Kurzstrecken daran gewöhnt hätten, mit anderen Fluggesellschaften zu fliegen, dann werde es ihnen auch leichter fallen, auf der Langstrecke zur Konkurrenz zu wechseln, so die Befürchtung.

Direct4U soll Anfang 2013 mit etwa 90 Flugzeugen starten. Das Unternehmen soll auf der Basis der bisherigen Billig-Fluglinie Germanwings aufgebaut werden und hat seinen Sitz am Flughafen Köln/Bonn. Darin integriert wird der Lufthansa-Bereich Direct Services (die Kurzstrecken, die nicht die Drehkreuze Frankfurt und München berühren), Germanwings und die Regional-Airline Eurowings.

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