Bremerhaven:Munition in der Nordsee: Forscher untersuchen Gefahren

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Wissenschaftler des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) bereiten im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes eine erste Ausfahrt zu Schiffswracks in der...

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Bremerhaven (dpa/lni) - Wissenschaftler des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) bereiten im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes eine erste Ausfahrt zu Schiffswracks in der Nordsee vor, die noch Munition und Sprengstoff an Bord haben. „Wir haben zur Zeit fünf Wracks definiert, drei aus dem Ersten und zwei aus dem Zweiten Weltkrieg, die wir im Mai nächsten Jahres anfahren wollen“, sagte der Unterwasser- und Maritim-Archäologe und wissenschaftliche Mitarbeiter des DSM, Philipp Grassel, der Deutschen Presse-Agentur.

An dem 2018 begonnenen Forschungsprojekt „North Sea Wrecks“ sind Deutschland, Belgien, die Niederlande, Norwegen und Dänemark beteiligt. Seit dem Startschuss vor einem Jahr seien die Grundlagen für die Arbeit definiert, Netzwerke gegründet und jetzt die Wracks als Fallbeispiele definiert worden, was auch die belgischen, niederländischen und dänischen Teams gemacht hätten.

Die betroffenen Schiffe wurden im Gefecht oder auf dem Weg zum Kampfeinsatz versenkt. Derzeit sammeln die Forscher unter anderem in Militärarchiven noch detaillierte Informationen über die Wracks. Ziel des vom DSM koordinierten Projektes ist es, mögliche Gefahren der sich immer stärker zersetzenden Munition für die Umwelt zu erkunden. Ein Partner ist das Alfred-Wegener-Institut (AWI), das mit der rund 55 Meter langen „Heincke“ das Forschungsschiff für die Ausfahrt im Mai stellt. Im Herbst 2020 und 2021 folgen weitere Fahrten.

Um welche Wracks und Schiffstypen es sich genau handelt, wollte Grassel noch nicht sagen. Die Historie der Schiffe soll noch genau nachgezeichnet werden. Sie liegen aber alle in der südlichen Nordsee. „Wir wollen zu den Wracks hintauchen - entweder mit Tauchern selbst oder mit Tauchrobotern, um uns ein Bild von dem Zustand der Wracks und auch der Munition zu machen.“

Das mit mehr als vier Millionen Euro von der EU geförderte Projekt läuft vier Jahre. „In direkter Nähe der Wracks wollen wir mit Hilfe von Dreibein-Gestellen Miesmuscheln als eine Art Bio-Marker ausbringen“, sagte Grassel. Die Muscheln filtern das Wasser, nehmen also auch Abfallstoffe auf. Sie sollen nach einigen Monaten analysiert werden und Aufschluss über mögliche Schadstoffe in der Nähe der Wracks geben.

Wie viele Kriegswracks auf dem Grund der Nordsee liegen, lässt sich nur schwer sagen. In der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) liegen etwa 120 Wracks, schätzt der Wissenschaftler. „Im Zuge des Projektes können wir aber natürlich nicht alle anfahren und untersuchen.“

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