Bremen:Groß und schwer?: Techniker bekommen jede Last aufs Schiff

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Bremen (dpa/lni) - Auch das Stapeln Tausender Container will gelernt sein, doch die hohe Kunst des Seetransports ist das Schwergut. Breakbulk ist der englische Begriff für alles, was zu schwer oder zu sperrig ist für einen Container und eine eigene Transportlösung braucht. Die muss ausgetüftelt werden; und etwa 11 000 Tüftler aus Reedereien, Häfen, Logistikfirmen und Zulieferern treffen sich bis Donnerstag bei der Messe Breakbulk Europe in Bremen.

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Bremen (dpa/lni) - Auch das Stapeln Tausender Container will gelernt sein, doch die hohe Kunst des Seetransports ist das Schwergut. Breakbulk ist der englische Begriff für alles, was zu schwer oder zu sperrig ist für einen Container und eine eigene Transportlösung braucht. Die muss ausgetüftelt werden; und etwa 11 000 Tüftler aus Reedereien, Häfen, Logistikfirmen und Zulieferern treffen sich bis Donnerstag bei der Messe Breakbulk Europe in Bremen.

Nach Angaben der Veranstalter ist es die größte Fachmesse für Projektladung und -Logistik: Wie kommen Maschinen, Lokomotiven, ja ganze Industrieanlagen sicher mit dem Schiff zum Empfänger? Für die Exporte des deutschen Maschinenbaus ist der Seetransport wichtig, und Bremen spielt dabei eine besondere Rolle. „Neben Antwerpen ist Bremen der zweitgrößte Hafen für Stückgut in Europa“, sagt Robert Howe, der Geschäftsführer von Bremenports.

„Alles, was zu groß ist für Container, muss für den Seetransport verpackt werden“, erklärt Jens Dörken, Geschäftsführer der Holzfirma Carl Gluud. Das ist eine von mehreren Bremer Firmen, die auf den Bau von Kisten für den Schiffstransport spezialisiert sind. Angefangen hat der Betrieb 1878 mit Bierkisten für die nahe Brauerei Becks.

„Die Statik muss stimmen“, sagt Dörken über seine Kisten. Der viele Tonnen schweren Fracht im Millionenwert darf nichts passieren, wenn sie über Wochen durch vier oder fünf Klimazonen reist. „Eine seemäßige Verpackung muss gegen Korrosion schützen.“

Der Tüftler in der Firma ist Markus Neumann. „Das ist das Schöne, dass es jedes Mal eine Herausforderung ist“, sagt der Holztechniker. Neumann reist durch die Republik, besichtigt das Transportgut, wiegt, misst und konstruiert dann am Computer die notwendige Kiste. Manche fallen gar nicht groß aus. Aber drinnen steckt trotzdem eine 26 Tonnen schwere Maschine zum Pressen von Autoteilen für Südafrika. Andere Kisten sind so groß wie ein Fertighaus. Mehrere Zehntausend Euro kann solch eine Transportverpackung kosten.

Neumann vertraut auf die Stabilität seiner Holzkonstruktionen. „Verstärkungen aus Eisen setze ich eigentlich erst ein, wenn es mehr als 20 Tonnen sind.“ Die Kistenteile werden auf dem Betriebsgelände vorproduziert und an den Kai gebracht, wo schon das Transportgut steht. Dann wird die Kiste um die Fracht herum montiert.

In Bremen wird solches Stückgut im Neustädter Hafen verschifft. 1,35 Millionen Tonnen wurden dort 2018 umgeschlagen. Bremerhaven ist bei Breakbulk auf „High und Heavy“ (Hoch und schwer) spezialisiert wie Schwermaschinen oder die überlangen Teile für Windkraftanlagen auf See. Der Anlagenbauer ThyssenKrupp hat dort im Hafen zwei Maschinen für eine kanadische Bergbaufirma montieren lassen - jede hausgroß und zusammen 3160 Tonnen schwer. Sie warten auf den Abtransport.

Auch über die niedersächsischen Häfen Brake und Cuxhaven wird Breakbulk exportiert. Bei Windkraftkomponenten seien Stückgewichte über 100 Tonnen und Längen bis 67 Meter längst Standard. Das sagte Jens Ripken von der Geschäftsführung des Terminalbetreibers J. Müller Weser vor der Messe der Zeitschrift „Logistics Pilot“.

Weltweit transportieren etwa 450 Mehrzweckfrachter übergroße oder überschwere Fracht, schätzt Geschäftsführer Jan-Hendrik Többe von der Bremer Reederei Zeaborn. Das Unternehmen selbst besitzt oder managt gut 90 dieser Schiffe und sieht sich nach beförderter Tonnage als drittgrößtes der Welt. Laut Co-Geschäftsführer Ove Meyer wächst der Bereich: „Die Schifffahrtskrise ist längst vorüber“, sagte er der Zeitschrift.

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