Bad Karlshafen:Ein Hafen für Nordhessen: Umstrittene Öffnung beginnt

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Bad Karlshafen (dpa/lhe) - Der Bau des umstrittenen Hafens in der nordhessischen Kleinstadt Bad Karlshafen beginnt: An diesem Mittwoch soll der Startschuss für das 6,5-Millionen-Euro-Projekt fallen. Dabei bekommt das alte Hafenbecken der Kurstadt wieder eine Anbindung an die Weser. Die nördlichste Stadt Hessens hatte es in den vergangenen Jahren schwer. Die Zahl der Einwohner sank auf unter 4000, einige Hotels schlossen. Das Hafenbecken war zeitweise leer. Zwar liegt Karlshafen direkt an der Weser. Doch seit 1930 hat das Hafenbecken keine schiffbare Verbindung mehr, die alte Schleuse wurde außer Betrieb genommen.

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Bad Karlshafen (dpa/lhe) - Der Bau des umstrittenen Hafens in der nordhessischen Kleinstadt Bad Karlshafen beginnt: An diesem Mittwoch soll der Startschuss für das 6,5-Millionen-Euro-Projekt fallen. Dabei bekommt das alte Hafenbecken der Kurstadt wieder eine Anbindung an die Weser. Die nördlichste Stadt Hessens hatte es in den vergangenen Jahren schwer. Die Zahl der Einwohner sank auf unter 4000, einige Hotels schlossen. Das Hafenbecken war zeitweise leer. Zwar liegt Karlshafen direkt an der Weser. Doch seit 1930 hat das Hafenbecken keine schiffbare Verbindung mehr, die alte Schleuse wurde außer Betrieb genommen.

Mit 167 000 Übernachtungen rechnet Bad Karlshafens Bürgermeister Ullrich Otto (parteilos) für das laufende Jahr. Von den Glanzzeiten der Kurbäder sei man damit weit entfernt. Die Hafenöffnung bezeichnet er als „letzte Chance, um touristisches Potenzial“ zu entwickeln. Der Hafen soll eine Initialzündung für die Stadt mit den markanten weißen Barockfassaden sein.

Das lassen sich Bund, Land und die EU einiges kosten: Denn die verschuldete Stadt ist zwar Bauherr, muss aber laut Otto nur 720 000 Euro beisteuern, der Rest ist Zuschuss. Für eine der ärmsten Städte Hessens - niemand hat höhere Kassenkredite pro Einwohner - und Kommune mit dem sogenannten Finanz-Schutzschirm Hessens ist das viel Geld. Bei den Zuschussgebern habe es aber keine Zweifel an dem Projekt gegeben, sagt Otto: „Die sind uns sehr schnell zur Seite gesprungen.“ Mit dem Geld sollen die frühere Schleuse reaktiviert und die Bundesstraße, die den Weg zur Weser blockiert, über eine Brücke geführt werden.

Der Bund der Steuerzahler in Hessen hatte das Projekt 2016 in sein Schwarzbuch der Steuerverschwendungen aufgenommen. Seitdem sind die veranschlagten Kosten um eine halbe Million Euro gestiegen und die Kritik ist geblieben: Ob die Öffnung der Schleuse „dauerhaft deutlich höhere Besucherzahlen bringen kann, ist aus unserer Sicht mehr als zweifelhaft“, sagt Moritz Venner, Sprecher des Steuerzahlerbunds Hessen: „Am Ende investieren nun die Steuerzahler in ein riskantes Projekt, das zwar mit hohen Erwartungen aber unklarem Nutzen verbunden ist.“

Auch in Bad Karlshafen war die Hafenöffnung umstritten. Bei einem Bürgerentscheid stimmten knapp 51,1 Prozent dafür. Nun, bei Baubeginn, werde die Hafenöffnung nicht mehr so kritisch gesehen, versichert Bürgermeister Otto.

Das Projekt hat auch prominente Fürsprecher: Der Geschäftsführer des hessischen Städte- und Gemeindebundes, Karl-Christian Schelzke, ist ein Fan der Stadt und hat seit einem Jahr seinen Zweitwohnsitz dort. Die Stadt habe Attraktionen wie eine Therme und als Hugenottenstadt große historische Bedeutung. Aber damit Karlshafen „wachgeküsst wird“, brauche man etwas Sichtbares - die Hafenöffnung, sagt er.

Ende 2018 soll der Hafen offen sein. Dann braucht die Stadt Boote, die das Becken mit Leben füllen. Das Bad Karlshafener Fahrgastschiff, die Hessen, wird nicht dabei sein. Sie ist für die Schleuse zu groß.

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