Schaeffler-Umschuldung:Zwischen Pest und Cholera

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Der Umschuldungs-Deal mit Schaeffler birgt für die Banken ein hohes Risiko. Doch die Alternative wären hohe Abschreibungen gewesen.

Caspar Busse

Die Stimmung beim fränkischen Familienkonzern Schaeffler war prächtig, die Überraschung gelungen: Am Dienstag verkündete Finanzvorstand Klaus Rosenfeld, dass sich Schaeffler und die Banken auf eine Umschuldung geeinigt haben.

Das fränkische Familienunternehmen Schaeffler hat sich mit den Banken auf eine Umschuldung geeinigt. (Foto: Foto: dpa)

Die Franken haben damit wertvolle Zeit für die Übernahme von Continental gewonnen. Auch die Banken zeigten sich zufrieden. Lob kam zudem vom Betriebsrat und sogar von der Politik, denn Staatshilfen sind nun nicht mehr vorgesehen - eine seltene Eintracht.

Eingefädelt hatte die Einigung Rosenfeld. Der Finanzchef war bis März im Vorstand der Dresdner Bank. Der Betriebswirt gilt als erfahrener Banker; die Dresdner Bank, die derzeit in der Commerzbank aufgeht, ist eines der wichtigsten Kreditinstitute für Schaeffler. Manche spekulierten bei Rosenfelds plötzlichem Wechsel, er sei die Vorhut der Banken, die Schaeffler übernehmen wollten.

Doch nun ist alles anders gekommen. Die Banken haben ihre Kredite nicht in eine Beteiligung umgewandelt, Rosenfeld rang ihnen vielmehr erhebliche Zugeständnisse ab. Die Institute gingen darauf ein, weil bei ihnen andernfalls hohe Wertberichtigungen angefallen wären, sie hätten ihre Milliardenkredite abschreiben müssen. Doch das können sich die Banken in der Krise nicht leisten.

Hohe Schuldenlast

Größter Gläubiger ist mit Abstand die Commerzbank, die selbst zu kämpfen hat. Nicht viel besser geht es den anderen Geldgebern: Landesbank Baden-Württemberg, UBS, Royal Bank of Scotland und Hypo-Vereinsbank. Rosenfeld nutzte deren Not aus. Die Verbindlichkeiten von insgesamt zwölf Milliarden Euro, die vor allem aus der Übernahme von Continental stammen, werden aufgeteilt. Mehr als die Hälfte wird auf die operativen Schaeffler-Einheiten verteilt, Zinsen und Tilgung sollen aus deren Gewinnen bedient werden. Fünf bis sechs Milliarden Euro werden aber auf eine neue Schaeffler-Holding übertragen (siehe Grafik oben).

Es ist für die Banken ein riskanter Wechsel auf die Schaeffler-Zukunft. Die Kredite bei der Holding laufen über sechs Jahre und sollen mit den Dividendenzahlungen von Conti sowie durch mögliche Wertsteigerungen der gesamten Gruppe bedient werden. Doch ob das funktioniert, ist offen. Zum einen trägt Conti selbst eine hohe Schuldenlast. Zum anderen ist nicht ausgemacht, wie die Zusammenführung der operativen Bereiche von Schaeffler und Conti laufen wird. Der jüngste Streit ist kein gutes Omen. Die Banken aber hoffen darauf, dass aus den Teilen bald ein schlagkräftiger Konzern wird, dessen Börsenwert deutlich steigt und bei dem dann neue Investoren frisches Geld einbringen.

Für die Familie Schaeffler ist die Umschuldung hingegen in jedem Fall vorteilhaft: Sie muss die Firma zwar für den Kapitalmarkt öffnen, bleibt aber Herr im Haus, zunächst. Und mit Conti kann nun eine Zusammenführung auf Augenhöhe verhandelt werden. Zuvor muss aber auch Conti eine Umschuldung hinbekommen. Das dürfte schwieriger werden, denn hier sind 50 Banken an Bord.

© SZ vom 20.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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