Finanzierung steht:Banken verschaffen Schaeffler ordentlich Luft

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Ende gut, alles gut: Der arg in Bedrängnis geratene Autozulieferer Schaeffler einigt sich mit seinen wichtigsten Banken - und wandelt sich in eine AG um.

C. Busse u. H.-J. Jakobs

Der hochverschuldete Schaeffler-Konzern hat sich überraschend Luft verschafft. Die Gruppe einigte sich mit den Banken auf eine langfristige Umschuldung von zwölf Milliarden Euro. Damit könnte die geplante Zusammenführung mit der Continental AG doch noch klappen.

Haben wieder mehr Luft: Die fünf Schaeffler-Konsortialbanken haben sich auf ein Finanzierungskonzept geeinigt. Das freut vor allem den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Geißinger und Gesellschafterin Maria-Elisabeth Schaeffler. (Foto: Foto: AP)

Monatelange Verhandlungen

Seit Monaten haben Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger und sein Finanzvorstand Klaus Rosenfeld mit den Banken verhandelt. Es waren langwierige Gespräche, denn das fränkischen Familienunternehmen hat Schulden von rund zwölf Milliarden Euro. Woche für Woche trafen sich die Unterhändler. Wenn es nicht mehr weiterging, waren auch Schaeffler-Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler und Sohn Georg oder Commerzbank-Chef Martin Blessing eingebunden.

In der Nacht zum Samstag vergangener Woche, kurz vor Mitternacht, war es dann soweit: Schaeffler und die fünf Banken - Commerzbank, LBBW, Hypo-Vereinsbank, UBS und Royal Bank of Scotland - einigten sich endlich auf eine Umschuldung. Der Familienkonzern aus Herzogenaurach hat damit die dringend benötigte Zeit für die weiteren Verhandlungen mit Conti gewonnen.

"Auch durch unsere operative Arbeit der letzten Monate haben wir bei den Banken Vertrauen geschaffen", sagte Geißinger der Süddeutschen Zeitung. "Wir haben uns nicht ablenken lassen und wichtige Hausaufgaben gemacht. Nun müssen wir kontinuierlich weiterarbeiten."

Ein Commerzbank-Sprecher bestätigte am Dienstag die Einigung. Der Schaeffler-Betriebsrat begrüßte die Entscheidung.

Im Gegenzug hat Schaeffler zugesagt, sich innerhalb eines Jahres in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Schaeffler-Finanzvorstand Klaus Rosenfeld sprach in einer Mitteilung von einem "zentralen Meilenstein". Er fügte an: "Zugleich erfüllen wir mit dem Konzept eine weitere wichtige Voraussetzung für eine mögliche Zusammenführung der Schaeffler-Gruppe mit der Continental AG." Vom Tisch ist damit vorerst die Beteiligung eines Investors oder eine andere Finanzspritze. Auch staatliche Hilfen werden nun vom Schaeffler-Management nicht mehr angestrebt.

Euphorische Börse

Im Einzelnen finanziert Rosenfeld insgesamt zwölf Milliarden Euro Schulden langfristig um und teilt diese auf zwei Bereiche auf. Auf das operative Geschäft entfällt künftig etwas mehr als die Hälfte der Kredite, diese laufen viereinhalb Jahre. Bedient werden die Zinsen regulär mit den operativen Ergebnissen der Schaeffler-Einheiten. Die andere Hälfte der Zwölf-Milliarden-Euro-Verbindlichkeiten trägt künftig eine Schaeffler-Holding, diese Kredite laufen sechs Jahre. Hier sind Zinsen und Tilgung offenbar flexibel und sollen mit Dividenden und Gewinnausschüttungen der operativen Einheiten sowie mit Wertsteigerungen getragen werden. Die neuen Konditionen seien "marktüblich", hätten sich für Schaeffler aber verschlechtert, hieß es. Die Aktie von Continental reagierte mit einem Kurssprung von fast 15 Prozent auf die Einigung bei Schaeffler. An der Börse hieß es, die Unsicherheit sei nun weg.

Vorgesehen ist laut Schaeffler, nach der Einigung mit den Banken auch die Umwandlung der Gruppe "in eine kapitalmarktorientierte Struktur". Wie genau das aussehen könnte, ist noch nicht klar und hänge auch von steuerlichen Aspekten ab, hieß es. Möglicherweise wird die Gruppe erst in eine GmbH und dann in eine AG überführt, die zunächst aber weiter in Familienhand sein wird. Ob sich an dieser später externe Investoren beteiligen werden, ist noch offen. Laufende Gespräche würden weitergeführt.

In spätestens zwölf Monaten könnte dann auch die Fusion des operativen Geschäftes von Schaeffler und Conti erfolgen. Diese würde dann "auf Augenhöhe" zwischen zwei Kapitalfirmen vollzogen. Nächstes Ziel der Schaeffler-Führung ist aber vorerst, auch eine Umschuldung bei Conti zu erreichen. "Auch die Finanzen bei Conti müssen so schnell wie möglich in Ordnung gebracht werden", heißt es in Verhandlungskreisen. Hier ist unter anderem eine Kapitalerhöhung im Gespräch. Conti hat seit der Übernahme der Siemens-Sparte VDO ebenfalls Milliardenschulden.

Zuletzt gab es im Aufsichtsrat von Conti heftige Auseinandersetzungen. Die Schaeffler-Vertreter setzten am Ende einen Führungswechsel durch. Schaeffler-Manager Elmar Degenhart führt künftig den Konzern. In den kommenden sechs Wochen soll zudem ein neuer Finanzvorstand bestellt werden.

Sowohl Schaeffler als auch Conti sind schwer von der weltweiten Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogen worden. Schaeffler machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 8,9 Milliarden Euro und rechnet für 2009 nur noch mit 7,2 bis 7,4 Milliarden Euro.

© SZ vom 19.8.2009/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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