Diesel-Skandal:Ex-Audi-Chef Stadler zu Bewährungsstrafe verurteilt

Rupert Stadler, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Automobilherstellers Audi bei der Urteilsverkündung im Landgericht München II. (Foto: Matthias Schrader/AP)

Nachdem der Audi-Chef jahrelang seine Unschuld beteuert hatte, legte er im Mai doch noch ein Geständnis ab. Das dürfte ihn vor dem Gefängnis bewahrt haben.

Im Volkswagen-Abgasskandal ist der frühere Audi-Chef Rupert Stadler zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt worden. Das teilte das Landgericht München II am Dienstag mit.

Stadler hatte jahrelang seine Unschuld beteuert, bevor er dann im Mai doch noch gestand. Das Gericht hatte klargemacht, dass Stadler ohne umfassendes Geständnis eine Gefängnisstrafe drohe, und ihm einen Deal angeboten: Geständnisse und Geldauflagen im Gegenzug für Bewährungsstrafen.

Stadler ließ seine Anwältin daraufhin eine mit dem Gericht abgesprochene Erklärung vorlesen: Das erste Geständnis eines ehemaligen VW-Vorstands in der strafrechtlichen Aufarbeitung eines der größten deutschen Industrieskandale.

Er sehe, "dass es ein Mehr an Sorgfalt" gebraucht hätte, ließ Stadler erklären. Zwar betonte er, sich zunächst auf Fachleute verlassen zu haben, räumte aber ein, dass er es dann unterlassen habe, weitere Maßnahmen zu ergreifen und für Aufklärung zu sorgen. Es sei ihm nicht gelungen, die Dieselkrise im Audi-Konzern zu lösen. Ein Gerichtssprecher sagte später, Stadler habe den Tatvorwurf des Betrugs durch Unterlassen "vollumfänglich eingeräumt".

Stadler war von 2007 bis 2018 Audi-Chef. Dann folgte der Absturz: 2018 kam er wegen Verdunkelungsgefahr vier Monate in Untersuchungshaft und verlor seine Posten als Audi-Chef und VW-Vorstand.

Anders als bei seinen Mitangeklagten wurde Stadler im Prozess nicht vorgeworfen, an der Manipulation von Abgaswerten beteiligt gewesen zu sein. Bei ihm ging es darum, dass er als Audi-Chef der Sache nicht ausreichend auf den Grund gegangen sei und die Handelspartner informiert habe. Stattdessen habe er den Verkauf der Autos bis Anfang 2018 weiterlaufen lassen.

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Kommentar von Klaus Ott

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