Geldanlage:Robinhood geht an die Börse

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Millionen Nutzer in den USA handeln mit der Aktien-App von Robinhood. Jetzt will das Unternehmen selbst ans Parkett - und muss sich viele Fragen gefallen lassen.

Von Victor Gojdka

Wenn von Robin Hood die Rede ist, dann dürfte wohl kaum jemand an Aktien denken. Der Rächer der Armen? Das verträgt sich nicht gut mit dem großen Rad, das sich Finanzmarkt nennt. Doch zumindest in den USA sind die Begriffe Aktien und Robin Hood in den vergangenen Monaten eine erstaunliche Symbiose eingegangen: Unter dem markanten Namen firmiert nämlich auch eine erfolgreiche Aktien-App, die nun in den USA ihren Börsengang wagt.

An diesem Donnerstag will Robinhood am New Yorker Parkett starten, die Firma hat mit ihrem Börsengang bis zu 2,3 Milliarden Dollar eingeworben. Ihren Nutzern bietet die App ein klares Versprechen: Mit nur wenig Tippen auf dem Handy Aktien handeln können - obendrein zu günstigen Konditionen. Mit solchen Werbeslogans hat das Unternehmen bereits mehr als 22 Millionen Nutzer auf seine Plattform gelockt, darunter auch viele junge Aktionäre, die in der Coronakrise erstmals auf Aktien gesetzt haben.

Auch Robinhood setzt bei seinem Geschäftsmodell ähnlich wie deutsche Billigbroker auf Rückvergütungen: Statt sich selbst um die Orders der Kunden zu kümmern, leitet Robinhood die Kaufaufträge an spezialisierte Handelshäuser mit Namen wie Citadel Securities oder Virtu weiter. Diese Händler besorgen dann die entsprechenden Aktien, sie können dank cleverer Algorithmen dabei mitunter sogar bessere Preise bieten als den "besten Preis an den Referenzbörsen". Doch das Geschäftsmodell rückt zunehmend ins Blickfeld der US-Aufsichtsbehörden: Die Kalkulation des "besten Preises an den Referenzbörsen" lässt zum Beispiel besonders kleine Orders unter den Tisch fallen.

Für Schlagzeilen sorgte das Unternehmen in diesem Januar, als es plötzlich einen Handelsstopp für bestimmte Aktien verhängte. Im Netz gehypte Aktien wie die Titel des Videospielehändlers Gamestop oder der Kinokette AMC konnten Privatanleger plötzlich nicht mehr handeln. Experten vermuteten: Der Broker musste manche Trades seiner Kunden bei sogenannten Clearinghäusern mit eigenem Geld absichern - und sich am Ende selbst in Sicherheit bringen.

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