Rente:So können Geringverdiener mehr Rente bekommen

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Es gibt viele Ideen, wie im Alter mehr übrig bleiben könnte. (Foto: imago stock&people/Future Image)

Wer ein geringes Einkommen hat, dem droht Altersarmut. Das muss nicht sein - ein Überblick über verschiedene Ideen für eine höhere Rente.

Von Valentin Dornis

Wer wenig Geld verdient, bekommt auch wenig gesetzliche Rente. Besonders Geringverdiener sind deshalb von Altersarmut bedroht. "Wird in diesem Einkommensbereich nicht zusätzlich für das Alter vorgesorgt, steigt das Risiko der Bedürftigkeit im Alter stark an", steht im neuen Alterssicherungsbericht der Bundesregierung, über den die Süddeutsche Zeitung vorab berichtete.

Es gibt viele Ideen, wie man das Problem der niedrigen Renten von Geringverdienern lösen könnte. Die Rentendiskussion ist allerdings sehr komplex, da in der Regel nur am bestehenden System herumgeschraubt werden kann. Ein Überblick über Probleme und mögliche Lösungsansätze.

Freibeträge bei der Grundsicherung

Viele Geringverdiener brauchen im Rentenalter staatliche Unterstützung, die sogenannte Grundsicherung im Alter. Sie können zwar mit Kleinstbeträgen privat vorsorgen, zum Beispiel mit der Riester-Rente. Allerdings werden ihnen die Rentenansprüche, die sie damit erweben, später meist wieder von der Grundsicherung abgezogen. Viele Geringverdiener können schon früh absehen, dass sie im Alter auf die Grundsicherung angewiesen sein werden - und haben dann keinen Anreiz mehr, privat vorzusorgen.

Ein Lösungsansatz: Verbände wie die Caritas und der Paritätische Wohlfahrtsverband fordern einen Freibetrag für Menschen, die die Grundsicherung im Alter bekommen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Freibetrag von 100 Euro. Dann dürften man zusätzlich zur vollen Grundsicherung bis zu 100 Euro im Monat an Ansprüchen aus privater Altersvorsorge bekommen.

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Vorsorgepflicht für Selbstständige

Selbstständige verdienen oft nicht genug, um ausreichend vorsorgen zu können. Oder sie setzen ihre Prioritäten anders, um von ihrer selbstständigen Tätigkeit ihr Leben finanzieren zu können. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass ein Selbstständiger gar keine Vorsorge für das Alter trifft und dann auf staatliche Hilfe angewiesen ist.

Ein Lösungsansatz: Momentan prüft Bundessozialministerin Andrea Nahles, eine verpflichtende Altersvorsorge für Selbstständige einzuführen. Die Herausforderung dabei ist, die Vorsorgebeiträge so zu gestalten, dass sie die Selbstständigen nicht zu stark belasten und trotzdem ausreichend Rentenansprüche entstehen.

Betriebsrente

Es gibt verschiedene Modelle der betrieblichen Altersvorsorge. Vor allem größere Unternehmen, zum Beispiel aus der Industrie, bieten ihren Mitarbeitern Betriebsrentenmodelle an. Bei kleineren Unternehmen und bei Geringverdienern ist diese Form der Altersvorsorge noch nicht sehr verbreitet. Außerdem gibt es bei Geringverdienern das Problem, dass sie häufiger den Arbeitgeber oder sogar die Branche wechseln.

Ein Lösungsansatz: Ansprüche aus der Betriebsrente müssten bei Jobwechseln einfacher zu übertragen sein, man spricht von der "Portabilität". Außerdem plant die Bundesregierung, mehr Anreize für die betriebliche Altersvorsorge zu schaffen. Ein staatlicher Zuschuss für Arbeitgeber und mehr Steuervorteile für die Arbeitnehmer sollen die Zusatzvorsorge über den Arbeitgeber attraktiver machen.

Steuerfinanzierte Mindestrente

Wer wenig verdient, länger arbeitslos ist oder aus anderen Gründen nicht viel für das Alter vorsorgen kann, bekommt in der Regel nur sehr wenig Rente.

Ein Lösungsansatz: Wenn jeder Bürger unabhängig von seinen erworbenen Rentenansprüchen eine garantierte Rente erhält, spricht man von einer Mindestrente. Diese könnte zum Beispiel nach dem Solidaritätsprinzip durch Steuern finanziert werden. Georg Cremer, Generalsekretär der Caritas, sagt: "Bei staatlicher Unterstützung im Alter ist es sinnvoll, den individuellen Bedarf zu prüfen. Auch bei einer Mindestrente müsste dies erfolgen. Sonst würden zum Beispiel das Einkommen des Partners oder das eigene Vermögen nicht berücksichtigt."

Mindestentgeltpunkte

Besonders Lebensphasen, in denen Menschen wenig verdienen oder Arbeitslosengeld II beziehen, sorgen für geringere Rentenansprüche. Diese Phasen können sich also stark auf die Rentenzeit auswirken und nur schwer wieder ausgeglichen werden.

Ein Lösungsansatz: Mindestentgeltpunkte. Dabei werden geringe Einkommen bei der Berechnung der Rentenansprüche höher bewertet. Eine entsprechende Regelung gab es in Deutschland schon einmal, sie wurde aber wieder abgeschafft und gilt nur für Rentenbeiträge vor 1992. Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert die Wiedereinführung, da die Mindestentgeltpunkte wirksam gegen Altersarmut seien. Allerdings gilt auch hier: Die Haushaltseinkommen, also zum Beispiel ein besser verdienender Partner, würden nicht berücksichtigt. Und eine Wiedereinführung der Mindestentgeltpunkte würde viel Geld kosten: Die Deutsche Rentenversicherung schätzt die entstehenden Kosten auf mehreren Milliarden Euro pro Jahr.

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