Regierungsgipfel:Wie Elektroautos zum Erfolg werden können

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Das BMW I8-Konzeptfahrzeug auf der North American International Auto Show in Detroit (Foto: AFP)

Gehypt, totgeredet, instrumentalisiert: Elektroautos machen immer noch vielen Verbrauchern Angst. Auf dem Elektro-Gipfel will Kanzlerin Merkel auch über Subventionen für die neue Technologie sprechen. Das sollte sie sein lassen. Die neuen Fahrzeuge sollten keine Ladenhüter sein, sondern Traumautos für die Menschen.

Ein Kommentar von Thomas Fromm

Autos gehören zu den eher teuren Anschaffungen im Leben eines Menschen. Dennoch werden sie oft mit dem Bauch gekauft, nicht mit dem Kopf. Es geht um Gefühle, um Geschwindigkeit, um Ästhetik, Design. Solche Dinge. Menschen kaufen ihr "Traumauto", so wie sie ihren "Traumurlaub" buchen. Viele bräuchten streng genommen gar kein Auto. Sie könnten genauso gut auch mit der U-Bahn oder der Tram ins Büro fahren. Wäre da nicht die Sache mit dem Traumauto.

Vom Elektroauto träumt zurzeit übrigens niemand, und wenn, dann sind es Albträume: die Angst vor leeren Batterien und dem Liegenbleiben irgendwo draußen vor der Stadt. Die Angst, das Auto könnte irgendwann in Flammen aufgehen wie ein alter, überhitzter Elektroofen. Die Angst vor zu hohen Preisen. Und die Angst, mit der neuen Technologie könnte es schon wieder zu Ende gehen, bevor es überhaupt richtig angefangen hat.

Geschichte der Elektroautos
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Er war einmal das überlegene Antriebskonzept: Schon vor mehr als 100 Jahren gab es Autos mit Elektromotor. Seither konstruierten die Entwickler immer wieder Versuchsträger und Serienfahrzeuge. Doch der durchschlagende Erfolg bleibt bis heute aus.

Das Elektroauto ist noch nicht einmal so richtig am Markt, es fährt nur in homöopathischen Mengen auf den Straßen herum. Aber die Diskussion über seine Zukunft ist schon jetzt so kontrovers und verwirrend wie bei keinem Auto vorher. Und für die meisten Menschen kaum verständlich. Das Gefährliche daran: Je länger und je heftiger über das Elektroauto debattiert und gestritten wird, desto mehr gehen schon jetzt diejenigen auf Distanz, die in den kommenden Jahren mit neuen, attraktiven E-Modellen von alternativen Antrieben überzeugt werden müssen. Die Kunden. Sie brauchen derzeit also gar keine große Elektroauto-Palette am Markt. Sie sind auch so schon verunsichert genug. Das Elektroauto wird, schon lange vor seiner eigentlichen Markteinführung: mal nach oben gehypt, mal totgeredet, dann wieder politisch instrumentalisiert. Man könnte es auch so sagen: Es ist die Zeit der Skeptiker und Interessenpolitiker. Von Träumern aber: weit und breit keine Spur.

Es beginnt schon mit der im Grunde einfachen Frage, ob der Staat mit finanziellen Kaufanreizen nachhelfen soll. Eine direkte Subventionierung, so die Befürworter, würde die wegen ihrer Batterien teureren Modelle billiger und damit automatisch attraktiver machen. Auch bei der Elektromobilitäts-Konferenz der Bundesregierung, die an diesem Montag in Berlin beginnt, dürfte das Thema wieder auf die Agenda kommen - und von dort hoffentlich sofort wieder verschwinden. Wer den Kauf mit Staatsgeldern ankurbeln will, muss sich fragen lassen, warum er dies bei E-Autos tut, nicht aber bei anderen Produkten. Elektroautos sind neue, innovative Produkte. Keine alten Ladenhüter, die man subventionieren muss, um sie schnell vom Hof zu kriegen.

Wer das Geschäft subventioniert, sendet das falsche Signal. Exklusive Parkplätze in Innenstädten und eine flächendeckende Infrastruktur für das Aufladen der Autos sind wichtiger als Cash für Käufer. Und, sowieso: Traumautos, das wissen gerade die Hersteller von Premiumfahrzeugen, sind oft auch deshalb Traumautos, weil sie mehr kosten und mehr bieten als andere Autos. Es ist zudem nur eine Frage der Zeit, wann auch die neuen E-Modelle mit ihrer neuen Technologie billiger sein werden.

Auch die Diskussion um die Frage, wie stark Elektroautos in der CO2-Gesamtbilanz der Konzerne berücksichtigt werden dürfen, ist wenig hilfreich. Die Industrie will, um die von der EU vorgeschriebenen CO2-Ziele für 2020 zu erreichen, emissionsarme Autos mehrfach in ihrer Klimabilanz anrechnen lassen. Ein kompliziertes Verfahren, mit dem sie zwar ihr altes Geschäftsmodell mit großen Benzinern bis auf Weiteres absichern kann. Aber verkauft man deshalb auch nur ein Elektroauto mehr? Kaum.

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Drei Jahre mussten die Kunden auf ihre vorbestellten Elektrolimousinen warten. In Kalifornien sind nun die ersten acht Tesla Model S ausgeliefert worden. Eine Ausfahrt in einer Elektrolimousine, die die Automobilwelt auf den Kopf stellen will.

Für die meisten Kunden ist die Debatte um die "Super Credits" nicht nur weit weg. Dass ausgerechnet die Stromer der Zukunft schon jetzt für Zoff zwischen Brüssel und der Autoindustrie stehen, dürfte ihnen eher suspekt sein. Das Elektroauto nur als rechnerisches Gegengewicht zu den großen Benzin-Maschinen, mehrfach gezählt: Nicht unbedingt der Stoff, aus dem die Träume sind.

Das ursprüngliche Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen, dürfte um Jahre nach hinten rutschen. Was kein Drama ist, denn an der neuen Technologie führt langfristig eh kein Weg vorbei. Auch die Industrie selbst braucht den Erfolg - und das nicht nur, weil sie schon Milliarden in die Entwicklung neuer Antriebe gesteckt hat.

Sie muss sich auf eine Welt vorbereiten, in der Öl knapper und Mobilität wichtiger denn je sein wird. Das ist die Botschaft, die bei den Kunden ankommen muss. Und auch bei der Industrie. Denn sie muss für die neuen, sauberen Autos sorgen. Am besten: Traumautos.

Linktipp: Die Konferenz der Bundesregierung zur Elektromobilität kann hier im Livestream verfolgt werden.

© SZ vom 27.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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