Inflation:Reallöhne gehen im Rekordtempo nach unten

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Es bleibt weniger übrig: Die Teuerung macht Lohnsteigerungen zunichte. (Foto: Rolf Poss/Imago)

Die Inflation macht den Arbeitnehmern zu schaffen, die Reallöhne sinken wegen der hohen Teuerung - und zwar um durchschnittlich 4,1 Prozent.

Die Reallöhne in Deutschland sind im vergangenen Jahr im Rekordtempo gefallen. Grund dafür ist die höchste Inflation seit Bestehen der Bundesrepublik gewesen. Die Bruttomonatsverdienste von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einschließlich Sonderzahlungen wuchsen zwar mit 3,4 Prozent so stark wie noch nie seit Beginn der Zeitreihe 2008, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Parallel dazu erhöhten sich aber die Verbraucherpreise mit 7,9 Prozent mehr als doppelt so stark. Dadurch sanken die Reallöhne um durchschnittlich 4,1 Prozent.

Bereits in den beiden vorangegangenen Corona-Krisenjahren hatte es jeweils ein Minus gegeben. Experten zufolge dürfte die Bilanz in diesem Jahr nicht ganz so negativ ausfallen. So rechnen alle führenden Institute mit einem Rückgang der Inflation. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sagt beispielsweise eine Teuerungsrate von 5,4 Prozent voraus, die 2024 auf 2,2 Prozent fallen soll.

Das Bundeswirtschaftsministerium geht davon aus, dass die Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer im laufenden Jahr um 5,2 Prozent zulegen dürften. In vielen Branchen wurden teils deutliche Lohnerhöhungen vereinbart. Die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie etwa bekommen in zwei Schritten 8,5 Prozent mehr Geld sowie eine Einmalzahlung von 3000 Euro netto. Aktuell fordert die Gewerkschaft Verdi wegen der hohen Inflation eine Lohnerhöhung von 15 Prozent für zwölf Monate für die Beschäftigten der Deutschen Post.

Experten gehen dennoch davon aus, dass der private Konsum angesichts der anhaltend hohen Inflation eine Konjunkturbremse sein wird. Auch die Bundesregierung erwartet, dass die privaten Konsumausgaben in diesem Jahr preisbereinigt sinken werden. Dennoch soll die Wirtschaft insgesamt wachsen, wenn auch nur um 0,2 Prozent.

Eine Rezession wird vermieden, sagt ein Notenbanker

Positive Signale gab es auch von den Notenbanken: Günstigere Konjunkturaussichten sorgen aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau beim Kampf gegen die hohe Inflation im Euroraum für Unterstützung. Die Wirtschaft im Währungsgebiet, sei es in Deutschland, in Frankreich oder anderswo, schlage sich besser als noch vor Monaten befürchtet, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) am Dienstag auf einer Online-Veranstaltung von verschiedenen Medien. "Wir werden sehr wahrscheinlich eine Rezession in diesem Jahr vermeiden", merkte er an. Sollte es dennoch zu einer Rezession kommen, werde sie mild, begrenzt und vorübergehend ausfallen. "Ich glaube nicht, dass wir wählen müssen zwischen der Bekämpfung der Inflation oder der Vermeidung einer Rezession."

Die EZB hatte am Donnerstag die Schlüsselzinsen um einen weiteren halben Prozentpunkt angehoben. Es war bereits der fünfte Zinsschritt nach oben seit der Zinswende im Juli 2022. EZB-Präsidentin Christine Lagarde stellte zudem gleich eine weitere Erhöhung um ebenfalls 0,50 Prozentpunkte auf der kommenden Zinssitzung am 16. März in Aussicht. Die allgemeine Inflation war zwar im Euroraum zuletzt von 9,2 im Dezember auf 8,5 Prozent im Januar gesunken. Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert sind, verharrte jedoch auf dem Dezemberwert von 5,2 Prozent.

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